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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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horizontale Äste ausstreckte; darüber nahmen die Äste so gut wie jede Form an, doch wuchsen sie meist in Vierergruppen. Die Äste dieser Gruppen nahmen meist rechte Winkel zueinander ein und breiteten sich zehn bis fünfzehn Meter weit vom Stamm aus – dann sandte jeder einen Ausläufer senkrecht nach unten, der in den Boden eindrang, Wurzeln schlug und nach einer Weile selbst zu einem Stamm wurde. Auf diese Weise konnte ein einzelner Pfostenbaum sich buchstäblich über Hunderte von Kilometern in alle Richtungen erstreckten, und es war nichts Ungewöhnliches, wenn zwei Bäume ineinander liefen und verschmolzen. Wo die Seitenäste zweier Bäume zusammentrafen, bildeten sie einen Knoten, der einen eigenen Ausläufer zu Boden schickte.
    Stephanies Mutter war von den Pfostenbäumen fasziniert. Pflanzen, die sich durch Ausläufer ausbreiteten, waren nicht besonders selten, wohl aber solche, die sich nur durch Ausläufer fortpflanzten. Sehr ungewöhnlich war auch, dass ein Ausläufer durch die Luft zur Erde hinunterwuchs statt umgekehrt, doch wirklich beeindruckend erschien der Mechanismus, mit dem der Baum sich gegen Krankheiten schützte. Wegen des unendlichen Netzes aus zusammengehörigen Ästen und Stämmen hätte ein Pfostenbaumsystem für Krankheiten und Parasiten an sich leicht verwundbar sein müssen, doch die Pflanze besaß ein Art natürliches Quarantäneverfahren: Ein Pfostenholzsystem war in der Lage, seine Verbindungen zu infizierten Teilen seiner selbst zu kappen. Wurde es von Krankheiten oder Parasiten befallen, erzeugte das System kräftige Enzyme, die die Zellulose auflösten und alle verbindenden Kreuzäste zerfraßen, sozusagen die Knoten wieder aufbanden. Stephanies Mutter war entschlossen, den Mechanismus zu entschlüsseln, der solch eine Biologie ermöglichte.
    Doch im Moment verblasste für Stephanie das Interesse, das ihre Mutter dem Pfostenholz entgegenbrachte, zur Bedeutungslosigkeit, denn sie begriff, wie wichtig die Gewächse für die Baumkatzen waren. Zwar gedieh Pfostenholz nur tief unterhalb der Baumgrenze, aber es überwand trotzdem ganze Gebirgszüge, indem es die Täler und niedrigen Erhebungen bewuchs. Also versorgte es die Baumkatzen mit einer Art Autobahn der Lüfte, die einen ganzen Kontinent durchzogen! Die Baumkatzen konnte Hunderte, nein Tausende Kilometer reisen, ohne einmal auf den Boden hinab zu müssen, wo größere Raubtiere wie Hexapumas ihnen gefährlich werden konnten.
    Überglücklich wegen ihrer Schlussfolgerung, lachte sie laut auf, doch dann sackte ihr Drachensegler urplötzlich zur Seite hin ab; ihr Lachen erstarb, als sie nicht mehr an die Baumsorten unter sich dachte, sondern die Geschwindigkeit bemerkte, mit der sie darüber hinwegfegte. Stephanie hob den Kopf und blickte sich rasch um; unversehens war ihr, als drücke ihr eine Faust aus Eis den Bauch zusammen.
    Der klare blaue Himmel, unter dem sie ihren Flug begonnen hatte, erstreckte sich noch immer vor ihr nach Westen. Doch der Osthimmel hinter ihr war längst nicht mehr klar. Eine lebensgefährlich aussehende Reihe von Gewitterwolken marschierte entschlossen nach Westen, oben weiß und flauschig, unten aber unheildrohend purpurschwarz. Noch während Stephanie über die Schulter zurückblickte, zuckten an der Unterseite der Wolken Blitze auf und Schossen zum Boden.
    Das hätte sie früher bemerken müssen! Sie packte die Handgriffe des Drachens so fest, dass ihr die Finger schmerzten und die Knöchel elfenbeinweiß hervorstachen. Sie hätte das Wetter im Auge behalten müssen! Doch leider war sie es so sehr gewöhnt, dass andere – Erwachsene eben – sich um das Wetter Sorgen machten, und dann war sie so aufgeregt gewesen, hatte sich so intensiv auf ihr Vorhaben konzentriert und dem Wetter so wenig Beachtung geschenkt …
    Noch stärker als vorhin rüttelte der Wind an ihrem Drachen und brachte ihn zum Torkeln. Stephanies Furcht gerann zu Entsetzen. Der Rückenwind war schon eine ganze Weile über immer stärker geworden, bemerkte sie nun im Nachhinein. Gewiss wäre ihr das aufgefallen, obwohl sie sich so sehr auf die Baumkatzen konzentrierte, doch hatte der Wind ausgerechnet in genau die Richtung geblasen, in die sie wollte. Wenn sie Seitenwind oder Gegenwind gehabt hätte, dann hätte sie die Geschwindigkeitsveränderung gewiss früher bemerkt. Doch nun näherten sich ihr die Gewitterwolken sehr rasch, und die Ausläufer, die vor ihnen peitschend durch die Luft wirbelten, waren bereits deutlich zu

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