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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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würde, doch sie hatte keine Zeit, um etwas dagegen zu unternehmen. Keine Zeit, um das Bevorstehende im vollen Ausmaß zu erfassen. Sie kam vom Landekurs ab, die Krone eines riesigen Nadelbaums ragte vor ihr auf, und mit über fünfzig Stundenkilometern preschte Stephanie hinein.
     

8
     
    Schlitternd hielt Klettert-flink an. Entsetzen hatte ihn gepackt, und er konnte sich kaum noch rühren, denn plötzlich war die Geistesstimme, die er ständig hörte, verstummt. Dann keuchte er vor Erleichterung, denn völlig still war es doch nicht geworden. Seine anfängliche Furcht, das Junge sei gestorben, verebbte, doch trat eine tiefere, dunklere Empfindung an ihre Stelle, der zwar die grelle Panik fehlte, die dafür aber mächtiger war. Was immer geschehen sein mochte, zweifelsohne war das Zwei-Bein-Junge nun bewusstlos, doch selbst jetzt war Klettert-flink noch mit ihm verbunden … und spürte seine Schmerzen. Das Junge war verletzt, vermutlich sogar schwer – schwer genug, dass Klettert-flinks anfängliche Furcht, es könnte sterben, sich doch noch als berechtigt erweisen mochte. Wenn es aber verletzt war, was konnte er für das Zwei-Bein tun? Trotz seiner Jugend war es so viel größer als er – viel zu schwer, als dass er es hätte in die Sicherheit davonschleifen können.
    Doch was einer der Leute nicht schaffte, das gelang mitunter vielen von ihnen. Klettert-flink schloss die Augen und schlug mit dem Schweif, während er nachdachte. Er war zu weit vom Lager entfernt, um das vereinte Geistesleuchten seines Clans spüren zu können. Seine Gefühle reichten nicht so weit, seine Geistesstimme schon. Wenn er nach Hilfe schrie, würde Singt-wahrhaftig ihn hören, und wenn nicht, dann gewiss ein Jäger oder Kundschafter, der näher war als seine Schwester. Er würde Klettert-flinks Hilferuf an sie weitergeben. Doch was sollte er brüllen? Wie konnte er seinen Clan herbeirufen, um einem Zwei-Bein zu helfen – ausgerechnet dem Zwei-Bein, von dem er sich hatte sehen lassen? Konnte er von ihnen verlangen, sich nicht länger vor den Zwei-Beinen zu verstecken? Und selbst wenn, welches Recht besaß er dazu?
    Unentschlossen kauerte er mit zurückgelegten Ohren und zuckendem Schweif am Ast, der plötzlich knarrte und schwankte. Dann prasselten die ersten Regentropfen auf die Blätterknospen. Regen , dachte er mit einem Anflug von Belustigung. Warum muss es denn jedes Mal regnen, wenn mein Zwei-Bein und ich einander begegnen ?
    Eigenartig nur, dass ausgerechnet dieser Gedanke seine Erstarrung brach. Er riss sich zusammen. Er wusste nur, dass das Zwei-Bein verletzt und nicht allzu weit von ihm entfernt war. Wie schwer die Verletzungen waren, konnte Klettert-flink nicht feststellen, auch nicht, ob irgendein Grund vorlag, tatsächlich um Hilfe zu rufen. Schließlich und endlich hatte es keinen Sinn, den Clan zu überreden, ihm zu Hilfe zu eilen, wenn die anderen Leute überhaupt nichts ausrichten konnten. Nein, zunächst musste er weiter und das Junge finden. Er musste herausbekommen, in welchem Zustand es war, dann konnte er entscheiden, wie er ihm am besten helfen konnte – wenn das Junge überhaupt seine Hilfe benötigte. Im gleichen Tempo wie zuvor flitzte er weiter.
     
    Nur langsam erlangte Stephanie das Bewusstsein wieder. Die ganze Welt, so kam es ihr vor, drehte sich bebend um sie. Donner grollte und lebte manchmal zu dumpfem Krachen auf, und Regen prasselte auf sie ein wie Hiebe mit einer eiseskalten Peitsche. In ihrem ganzen Leben aber hatte Stephanie noch nie solch furchtbare Schmerzen gelitten.
    Die Kälte des strömenden Regens trieb sie an aufzustehen, doch als sie sich bewegte, wimmerte sie laut, denn die stechenden Schmerzen in ihrem linken Arm wallten zu ungeahnter Stärke auf. Stephanie blinzelte und wischte sich mit der rechten Hand die Augen trocken. Ein stumpfer Schock ergriff sie, als sie bemerkte, dass sie nicht nur Regenwasser, sondern auch Blut entfernte.
    Noch einmal wischte sie und empfand gelinde Erleichterung, als sich herausstellte, dass es doch erheblich weniger Blut war als zuerst befürchtet. Anscheinend drang es aus einem Schnitt auf ihrer Stirn; der kalte Regen stillte bereits die Blutung. Endlich hatte sie die Augen so weit frei, dass sie um sich blicken konnte, und sogleich war es mit ihrer Erleichterung vorbei.
    Ihr Drachen war zerschmettert – nicht einfach zerbrochen, sondern zerschmettert . Bespannung und Gerüst waren gleichermaßen sehr widerstandsfähig und darauf ausgelegt, einen

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