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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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deutlich zu sehen gewesen, und sie hätte einfach begreifen müssen, dass nur eins eine so leicht lenkbare Stephanie produzieren konnte: eine Stephanie, die etwas im Schilde führte und nicht wollte, dass ihre Eltern es spitzbekamen.
    Doch was mochte sie vorhaben? Und warum wollte sie verhindern, dass ihre Eltern es herausfanden? Nur eins hatten sie ihr verboten: allein in die Wildnis zu gehen. Marjorie war jedoch überzeugt, dass Stephanie ein gegebenes Versprechen immer halten würde, so durchtrieben sie manchmal auch sein mochte. Doch Stephanies plötzliches Interesse an der Drachenfliegerei musste der Deckmantel für etwas anderes sein. Was immer das war, Stephanies Einschätzung nach eignete es sich dazu, elterlichen Widerstand zu provozieren. Und mit von Zuneigung überladener Verzweiflung sagte sich Marjorie, dass ihre Tochter sehr dazu neige, alles als erlaubt zu betrachten, was nicht ausdrücklich verboten war – ob es nun eine Gelegenheit gegeben hatte, es zu verbieten, oder nicht.
    Andererseits hätte es Stephanie nicht ähnlich gesehen, angesichts genauer Fragen die Wahrheit zu verdrehen. Wenn Marjorie sich in Ruhe mit ihr hinsetzte und sie danach fragte, würde die Tochter ihr eröffnen, was sie plante. Gern würde Stephanie das vielleicht nicht tun, aber tun würde sie es; Marjorie beschloss, sich diesmal genügend Zeit zu nehmen, um alle Möglichkeiten zu sondieren – und zwar gründlich.
     

7
     
    Voll Überschwang jubelte Stephanie, als sie in den mächtigen Aufwind eintrat. Der Wind zerrte an ihrem kurzen, lockigen Haar, und sie verlagerte ihr Gewicht seitlich, sodass der Drachen sich im Steigflug in die Kurve legte. Der Kontragravtornister auf ihrem Rücken hätte sie noch höher steigen lassen – und weitaus schneller noch dazu –, aber dabei hätte sie nicht einmal annähernd so viel Spaß gehabt wie jetzt!
    Als sie auf die Baumwipfel unter sich hinabblickte, trat ein schwaches Schuldgefühl in ihr Entzücken. Sie hing sicher über diesen Bäumen – nicht einmal die hoch aufragenden Kroneneichen erreichten auch nur annähernd Stephanies gegenwärtige Höhe –, aber sie wusste auch, was ihr Vater sagen würde, wenn er erführe, wo sie nun war. Dass er nichts davon wusste und daher auch nichts sagen konnte, reichte Stephanie leider nicht ganz, um sich selbst versichern zu können, ihr Tun habe die Grenze noch nicht überschritten. Wenigstens konnte sie – wahrheitsgemäß – sagen, dass sie ihr Wort nicht gebrochen hatte. Sie streifte nicht in den Wäldern umher, und in einer Höhe von zwei- oder dreihundert Metern konnte ihr kein Hexapuma und kein Gipfelbär gefährlich werden.
    Trotz alledem zwang die Stephanie innewohnende Aufrichtigkeit sie zuzugeben, dass ihre Eltern augenblicklich Einspruch gegen ihren Plan erhoben hätten – wenn er ihnen bekannt gewesen wäre. Doch weil Daddy wegen eines Notfalls einen Hausbesuch machen musste, war er gezwungen gewesen, den heutigen Drachenflugunterricht abzusagen, und hatte Mr. Sapristos angerufen, den Bürgermeister von Twin Forks, der oft beim Kurs aushalf. Mr. Sapristos war einverstanden gewesen, ihn zu vertreten, doch hatte Daddy ihm nicht ausdrücklich gesagt, dass an diesem Tag auch Stephanie teilnehmen würde.
    Normalerweise hätte der Autopilot in Moms Flugwagen sie unter Kontrolle des planetaren Verkehrsleitsystems in Twin Forks abgeliefert; Daddy hatte anscheinend angenommen, dass genau das geschehen würde. Leider – oder zum Glück, je nachdem, von welcher Warte man es betrachtete – war er in so großer Eile gewesen, dass er Mom nicht gebeten hatte, sich darum zu kümmern. (Stephanies Schuldgefühl raunte ihr zu, er sei gewiss davon ausgegangen, dass sie mit der Mutter darüber reden würde. Doch ausdrücklich dazu aufgefordert hatte Daddy sie wiederum nicht, oder?) Jedenfalls war es nun so, dass Daddy glaubte, sie sei bei Mr. Sapristos, aber Mr. Sapristos und Mom glaubten beide, sie sei bei ihrem Vater. Und dadurch erhielt Stephanie zufällig Gelegenheit, sich eine eigene Flugroute auszusuchen, ohne sich irgendjemandem erklären zu müssen.
    In einer solchen Situation war sie nicht zum ersten Mal – und sie machte sie sich auch nicht zum ersten Mal zunutze. Doch andererseits musste eine unternehmungslustige junge Frau oft lange auf solch eine Gelegenheit warten, und deshalb hatte sie sich sofort darauf gestürzt. Anders war es nicht möglich, denn die langen sphinxianischen Tage krochen vorüber, und keiner ihrer vorherigen

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