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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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wieder wegführen ließen, flüsterte Victor Ruth ins Ohr:
    »Gut, das war großartig. Wollen Sie mitmachen?«
    »Sie können ja versuchen, mich davon abzuhalten, Sie lausiger kalter Fisch.«
    26
     
    Allmählich wurde Berry nervös. Sie hatte fest geglaubt, ihren Verfolgern entkommen zu können, nachdem sie einmal in den Lüftungsrohren war. Nur verstand sie sehr wenig von Luftzirkulationssystemen in großen Raumstationen und kannte die Besonderheiten der Anlage von The Wages of Sin überhaupt nicht. Sie war jedoch von einem Mann adoptiert worden, der einmal als Werftoffizier der Royal Manticoran Navy gedient hatte. Da Berry sich für alles interessierte, war es ihr mehrmals gelungen, den normalerweise einsilbigen Anton Zilwicki zu überreden, ihr von seinen Erlebnissen zu erzählen. Und sie erinnerte sich, dass er einmal gesagt hatte, vom elektrischen Leitungssystem abgesehen sei nichts so verwickelt wie die Lüftungsanlage eines großen Weltraumhabitats.
    Leider musste sie nun entdecken, dass abstraktes Wissen nicht das Gleiche war wie konkrete Vertrautheit. Sie begriff, dass sie vorschnell angenommen hatte, das Lüftungssystem des Wages of Sin ähnelte der Chicagoer Unterwelt, an die sie sich noch gut erinnern konnte. Der Unterschied bestand darin, dass sie sich in jener Unterwelt und ihren Wegen ausgekannt hatte, hier jedoch nicht.
    Daher war ihr Zeit verloren gegangen, und sie musste erraten, welchen Weg sie am besten einschlug, nur um sich - zweimal! - in einer Sackgasse wiederzufinden und zurückgehen zu müssen. Zurückzukriechen, um genau zu sein. Und immer wieder hatte sie die Entdeckung frustriert, dass die Auslassverkleidungen von innen bei weitem nicht so leicht zu öffnen waren wie von außen. Nach einiger Zeit hatte sie schon sehr viele einladende, aber ungangbare Fluchtwege
    zurück auf die Hauptkorridore der Station hinter sich lassen müssen.
    Nicht weit hinter sich hörte sie das Scharren ihres Verfolgers. Armselige Ingenieursleistung, wenn jemand meine Meinung wissen will, dachte sie gereizt. Die hätten doch berücksichtigen müssen, dass irgendwann vielleicht mal jemand als Prinzessin verkleidet durch diese Röhren kriecht, um einem durchgedrehten Sklavenhalter zu entkommen.
    Der humorige Unterton dieses Gedankens beruhigte sie ein wenig. Sie war noch immer ruhig, noch immer gelassen. Sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, wann es je anders gewesen wäre. Berry war bei weitem keine Sportskanone wie ihre Schwester Helen und besaß auch nicht deren Kampfsportausbildung. Sie würde aber nie vergessen, wie Helen einmal zu ihr gesagt hatte: Wenn überhaupt einer Nerven aus Stahl hat, Berry, dann du.
    Vielleicht stimmte das. Berry wusste nur eines genau: Sollte sie auf nur einem Gebiet Expertin genannt werden, so war es das Überleben, und man überlebte nicht, wenn man die Ruhe verlor.
    Daher kroch sie weiter. Angesichts ihrer kleineren Körpermaße und ihrer entspannten Gelassenheit in beengten Passagen suchte sie sich möglichst schmale Durchlässe, um dadurch die überlegenen Reflexe und die hohe Gewandtheit des Schwätzers auszugleichen, der sie verfolgte - sie hatte ihn einmal kurz gesehen. Auch wenn sie noch keinen Ausweg gefunden hatte, schien es ihr dennoch zu gelingen, ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Und sie erinnerte sich an etwas, das ihr Vater einmal zu ihr gesagt hatte:
    Eine Hetzjagd dauert immer lange.
    Die Imbesis schienen einen Teil ihrer gewohnten Fassung eingebüßt zu haben, als ihr Blick auf das Blutbad im Epsilon-Tunnel gefallen war. Auf einer Haut, aus der jeder einzelne Blutstropfen gewichen zu sein schien, stachen Naomis Sommersprossen schärfer hervor denn je, und selbst Walter mit seiner viel größeren Erfahrung hatte grimmig das Gesicht verzogen. Die Gesichter der sechs gepanzerten Wachleute aus der Schweren Gruppe der Raumstation - sie waren endlich eingetroffen, viel zu spät, um noch etwas auszurichten - konnte Victor nicht sehen, doch er spürte an ihrer Körpersprache, dass sie genauso schockiert waren wie jeder. Nach der schrecklichen Szenerie im großen Spielsalon überwältigte sie diese neue Gräuelszene vielleicht doch ein wenig. Selbst gut ausgebildete Wachleute rechnen nicht damit, ansehen zu müssen, wie ihr Arbeitsplatz sich in ein Schlachtfeld verwandelt.
    Web Du Havel war sichtlich weniger geschockt, aber er wirkte gedämpft. Er war in den Spielsalon gekommen, als Victor und die Imbesis gerade aufbrechen wollten, um sich die Stelle anzusehen,

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