Honor Harrington Bd. 16
gequält drein. Anton ebenfalls. Ruth hingegen nickte.
»Keiner von euch bedenkt es richtig«, sagte Berry fest. »Der einzige Sinn der ganzen Königingeschichte ist doch - und zwar wirklich der einzige Sinn, so weit ich sehen kann -, den Leuten eine Chance zu geben. Meinem neuen Volk. Und weil das so ist, sollen sie auch wissen, dass ihre neue Königin ihre Sicherheit ganz allein in die Hände des Volkes legt. Ich hatte auch keine Leibwache, als ich an Bord dieses Schiffes kam. Warum sollte ich jetzt damit anfangen? Ich nehme das gleiche Leben auf mich - Gefahren und Triumphe - und bewege mich frei unter ihnen ohne Schild, der mich von ihnen trennt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Wenn das meinen Tod durch jemandes Hand zur Folge hat, dann sei es so. Es ist nur ein Leben gegenüber dem Aufbau der Hoffnung und dem Selbstvertrauen einer ganzen Nation. Nicht schwer, sich zu entscheiden, so wie ich es sehe.«
Bevor Jeremy oder Web - oder Anton - etwas sagen konnte, schüttelte Berry den Kopf. »So und nicht anders. Ich bestehe darauf. Wenn ihr nicht zustimmt, gut. Aber dann sucht euch einen anderen Monarchen, denn ich werde es nicht.«
Berry hatte in ganz normalem Ton gesprochen. Leichthin, fast sanft - doch mit aller Festigkeit und Sicherheit eines Kontinents, der sich über den Meeresboden schiebt.
Ach du je, dachte Anton. Wenn sie lange genug lebt... dann stehen den Herren wohl einige Überraschungen bevor.
Web vielleicht nicht. »Illusion wird Wahrheit«, hörte Anton ihn murmeln. »So entstehen echte Gebräuche.« Lauter sagte er: »Also gut, Eure Majestät, ich erhebe keine Einwände.«
Jeremy zögerte keine Sekunde länger. »Ich auch nicht. Sie sind natürlich komplett verrückt. Doch wenn ich es mir recht überlege, finde ich die Vorstellung der Irren Königin Berry recht charmant.«
Web lächelte. »Damit bleibt uns jedoch das Problem der bewaffneten Streitkräfte. Um es nicht gerade gewählt auszudrücken, Berry ... äh, Eure Majestät...«
»Lassen Sie es bei Berry, bitte. Ich sehe schon, dass ich wahrscheinlich das formloseste Protokoll aller Monarchien einrichten werde, das es je gegeben hat. Und das passt mir ganz gut. Mit einem richtigen Hofprotokoll würde ich mich sowieso nie zurechtfinden.«
»Also Berry. Wie schon gesagt, uns stellt sich weiterhin das Streitkräfteproblem. Ob Jeremy es beabsichtigt hat oder nicht, sein Vorschlag einer Prätorianergarde schenkt uns den Vorteil eines gewissen Machtgleichgewichts im neuen Staat, was überall wichtig ist, besonders aber bei den Streitkräften.« Er räusperte sich. »Ich meine es nicht böse, aber ich möchte hier offen reden. Mir ist nicht sehr wohl bei dem Gedanken, dass der Ballroom bei der Kontrolle des Militärs effektiv ein Monopol erhält. Und das wäre so, wenn Jeremy Kriegsminister ist und ein anderes Mitglied des Audubon Ballroom Oberkommandierender - außer ihnen hat niemand die nötige Erfahrung. Ich will damit nicht Misstrauen gegenüber dem Ballroom meinerseits ausdrücken, es ist einfach die kaltblütige, objektive Einschätzung eines politischen Problems.«
Anton sah, wie Berry und Ruth einen Blick tauschten; ihm folgte im nächsten Moment ein recht selbstzufriedenes Grinsen. Er verstand weder den Blick noch das Grinsen, doch da er sie beide kannte, ahnte er, dass sie soeben still einen Plan ausgeheckt hatten.
Er dachte kurz darüber nach und beschloss, sich herauszuhalten. Alles in allem, sagte er sich, wird sich der Plan, da er von den beiden Mädchen stammt, vermutlich als recht gut erweisen.
»Ich schlage vor, dass wir diese Frage vorerst vertagen«, sagte
Berry fast fröhlich. »Ich möchte ein wenig darüber nachdenken. Da ich anscheinend die neue Königin sein werde, sollte ich auch irgendetwas Nützliches für meinen Lebensunterhalt tun. Im Laufe der letzten Wochen habe ich einige Bekanntschaften gemacht. Vielleicht fällt mir jemand ein.«
Jeremy und Du Havel bedachten sie mit einem Blick, der an Misstrauen grenzte.
»Bitte«, sagte sie mit der gewinnenden Stimme, mit der ihr im Laufe der Jahre gelungen war, so gut wie alles aus Anton herauszuschmeicheln, was sie haben wollte.
Er beobachtete, wie der zukünftige Regierungschef und sein blutdürstiger Kriegsminister ganz genauso schnell einbrachen. Und er versuchte - es war wirklich schwer -, nicht eingebildet zu grinsen.
Ihr wollt mein Mädchen zum Werkzeug machen, ja 1 Na, dann viel Glück, Kollegen.
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Thandi Palane starrte die beiden jungen Frauen an,
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