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Honor Harrington Bd. 16

Honor Harrington Bd. 16

Titel: Honor Harrington Bd. 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Sklavenplanet
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hinzuzufügen, dass ich die Argumente, die Sie in Waage der Gerechtigkeit: Federn gegen Steine weiterentwickeln, als - bestenfalls! - eine traurige Entgleisung in liberalen Sentimentalismus betrachte. Ein Prinzip ist ein Prinzip, Herr Professor Du Havel. Von all’n Menschen sollt’n das Sie am besten wissen. Deshalb fand ich es sehr traurig, zuseh’n zu müssen, wie Sie von einem faul’n Kompromiss zum nächsten trudelten und die Klarheit gegen einen kurzfrist’gen Vorteil eintauschten. Traurig, traurig. Letztendlich ha’m Sie der gesteuerten Gesellschaftsentwicklung Ihr’n Segen erteilt, jawohl, das ha’m Sie!«
    Hallelujah! Du Havel zupfte an seinen Ärmel; vergeblich suchte er nach den Knöpfen, damit er sie aufrollen konnte.
    »Gesteuerte Gesellschaftsentwicklung? Ha! Erklären Sie mir eines, Captain Oversteegen, wie kommt es, dass so genannte ›Konservative‹ - die es nicht gibt, wie Sie wissen; man sollte eher von anmaßenden Dinosauriern sprechen - nur dann etwas gegen gesteuerte Gesellschaftsentwicklung haben, wenn die Gefahr besteht, sie könnte den Kopf in ihre eigenen - grundsätzlich prächtigen und gepflegten - Vorgärten strecken? Dennoch gab es nicht den leisesten Einwand gegen eine gesteuerte Entwicklung der Gesellschaft, als sie ihnen diese prächtigen Sitze überhaupt erst verschaffte?«
    Oversteegen straffte den Rücken und ragte höher auf denn je. Freudig - nur nicht wegen des Problems mit den Ärmeln; irgendwo mussten diese verdammten Knöpfe doch sein! - stürmte Du Havel sofort in die Bresche, die sich aufgetan hatte.
    »Sehen Sie sich doch bitte schön einmal Ihr aristokratisches System hier auf Manticore an. Ungeschminkte gesteuerte Gesellschaftsentwicklung, Captain. Plumper geht’s doch gar nicht. Ein Haufen reicher Leute ersinnen eine Verfassung, die eigens darauf ausgerichtet ist - aus Gier, wenn nicht sogar Boshaftigkeit -, sich und ihren Nachfahren ein sorgloses, privilegiertes Leben zu sichern. Oder wollen Sie anführen, dass die Prinzipien der Aristokratie aus dem Mutterboden einer Welt erwachsen seien, die damals noch fremd war? Ja, wie Unkraut vielleicht - das übrigens ein hübsch treffender Vergleich für jede Abart von Kastensystemen ist. Unkraut, das sich einbildet, ein Rosenstock zu sein.«
    Mit einem Grinsen erkannte Oversteegen den Treffer an. Ein wunderbarer Krieger des Intellekts, stellte Du Havel freudig fest, lässt sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, nur weil das erste Blut geflossen ist. Er zerrte nun förmlich an den Ärmeln.
    »In dem Punkt werd’ ich Ihnen nicht widersprechen, Professor. Es ist einfach wahr. Ich fürchte, ich bin nicht mal in der Lage anzuführ’n, dass meine Vorfahr’n eben bessre Mörder, Räuber und Frauenschänder gewesen wär’n als alle anderen, wie es ein richtiger normannischer Baron noch konnte. Nur ’n größer’n Geldsack und ’n früheres Ankunftsdatum, das ist alles. Erbärmlich, finden Sie nicht auch, zu welchen Bekenntnissen der moderne Adel durch das Vordringen des sozialen Gewissens gezwungen wird? Trotzdem werd’ ich weiterhin für die Aristokratie als beste Staatsform ein treten.«
    Ein hohes, verächtliches Schnauben löste sich aus seiner langen, knochigen Nase. »Nicht weil ich auch nur einen Moment lang das Geschwätz des Bundes der Konservativen über ›gute Lebensart‹ glaubte, vom unverblümten Aberglauben von der so genannten ›guten Abkunft‹ ganz zu schweigen. Nein, es geht überhaupt nicht um den Wert einzelner Individuen in gleich welcher Aristokratie, sondern um den gesellschaftlichen Vorteil, den ’s für eine Nation bedeutet, wenn sie eine Aristokratie besitzt. Meinetwegen könnt’ man die Adligen per Lotterie bestimmen. Doch allein die Tatsache ihrer Existenz schenkt der Nation vielfält’ge Vorteile.«
    Cathy unterbrach den Captain. »Web, die Ärmel können nicht aufgerollt werden. Der Schnitt erlaubt es einfach nicht.«
    Er funkelte sie an. »Wirklich? Ha! Pass auf!«
    Du Havel war von Manpower als Typ J gezüchtet worden, ein › Musters‹ das - angeblich; wie üblich lagen die Behauptungen weit von der Wirklichkeit entfernt - für technische Arbeiten maßgeschneidert war. Daher besaß diese Zucht eine gewisse geistige Kapazität, zumindest der niedrigen, mechanistischen Art, gleichzeitig aber war der hauptsächlich für Bautätigkeiten gedachte J-Typ körperlich recht belastbar. Web war nicht besonders groß, und seine langen Jahre sitzender Geistesarbeit hatten ihm dreißig

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