Honor Harrington: Das Mesa-Komplott: Roman (German Edition)
Prozent. Zudem hätte das Transistieren derart vieler Schiffe den Terminus viele Stunden lang destabilisiert, sodass Schiffe über diese achtunddreißig hinaus erst deutlich später hätten folgen können. Ansonsten aber wäre nur ein Transit Schiff für Schiff in Sekundenabstand möglich gewesen, keine massierte Verstärkung, so wie Mr. Reid meint.
Hätten Admiral Holmon-Sanders und Admiral Truman das nicht verhindert, wären Tsangs Schiffe geradewegs in das massierte Feuer der manticoranischen Forts geraten, die den Wurmlochknoten schützen. Diese Forts verfügen über eine Feuerkraft, die weit über die eines regulären manticoranischen Wallschiffs hinausgeht. In Wahrheit also hätte es überhaupt keinen Unterschied gemacht, ob Admiral Tsang nun einen Einzeltransit eingeleitet oder die Schiffe nacheinander in den Terminus hineingesteuert hätte: In jedem Fall wäre alles, was durch diesen Terminus transistiert wäre, augenblicklich zerstört worden – genau, wie meine Regierung das seit dem Zwischenfall mehrfach betont hat! Das heißt, nur weil Admiral Holmon-Sanders und Admiral Truman den Transit verhinderten, wurde das Leben von weit mehr als einhunderttausend solarischen Militärangehörigen gerettet! Wenn Sie sich nun fragen, welche böswilligen, machiavellistischen Absichten wir damit verfolgt haben mögen, manticoranischen Kampfschiffen den Transit von manticoranischer Seite des Wurmlochs aus zu gestatten, ohne Admiral Tsang über deren Anwesenheit zu informieren, schauen Sie sich nur an, wie viele Leben dadurch gerettet wurden! Hätten wir uns wie befohlen tot gestellt angesichts der verfassungswidrigen Behauptung, föderales Recht würde auch zu Friedenszeiten das Recht autonomer Systemregierungen brechen, wären alle diese Menschen jetzt tot .«
Hadley blickte sich im Saal um. Riesenhaft schaute ihr Hologramm auf die Männer und Frauen in den Logen hinab und schüttelte verächtlich den Kopf.
»Wir alle wissen, was hier geschieht. Wir alle wissen, dass hier ein festgeschriebenes Drehbuch diktiert, was als Nächstes zu geschehen hat – auch wenn es vielleicht noch die eine oder andere Frage hinsichtlich des konkreten Zeitplans geben mag. Wir alle wissen auch, worauf diese Farce hinausläuft und wer Regie führt. Deswegen erwarte ich nicht, dass Wahrheit und Vernunft etwas auszurichten vermögen. Aber die Aufzeichnungen werden zeigen, was genau an jenem Tag vor Beowulf geschehen ist. Eines Tages werden jedem auch die Aufzeichnungen zugänglich sein, die zeigen, was in Wahrheit mit Admiral Filareta geschah. Eines Tages wird man unvoreingenommen darüber sprechen können, welchen Antrag Mr. Reid gerade eingebracht hat und welche Folgen dieser Antrag hatte. Ein reines Gewissen und Interesse an der Wahrheit mögen ja heutzutage im Parlament nicht mehr sonderlich gefragt sein. Aber im Beowulf-System ist das anders! Also leiten Sie Ihre Untersuchung ein, Mr. Reid, legen Sie Ihren Fall dar! Präsentieren Sie uns Ihre Unterlagen, wir werden die unsrigen dazu beisteuern! Nicht, weil es uns auch nur einen Deut interessieren würde, welche vorgefertigten, nur angeblich unvoreingenommenen Schlüsse Sie daraus ziehen, sondern einzig und allein, weil uns interessiert, wie die Geschichte über diesen Fall denken wird! Im Gegensatz zu Ihnen sind wir nämlich an der Wahrheit interessiert. Und eines Tages werden Ihre Nachfolger, wer immer sie auch sein mögen, vollständige Aufzeichnungen darüber betrachten können, was Sie hier in Wahrheit zu erreichen versuchen – und sie werden Ihr Andenken mit all der Verachtung und all der Geringschätzung schmähen, die Ihr Handeln verdient!«
Kapitel 14
Orgelmusik erklang, und die Stimmen des Chores stimmten den ersten Vers eines uralten Kirchenliedes an, mit dem seit mehr als vier T-Jahrhunderten jede Eheschließung in der Familie des Bräutigams eingeleitet wurde:
Ich will dich lieben, meine Stärke,
ich will dich lieben, meine Zier;
ich will dich lieben mit dem Werke
und immerwährender Begier!
Ich will dich lieben, schönstes Licht,
bis mir das Herze bricht.
Gekleidet in das Blau und Silber des Hauses Winton stand der Bräutigam vor dem Altar. Als rings um ihn die Musik anschwoll, wandte er sich um und blickte das Kirchenschiff hinab zum Narthex der King Michael’s Cathedral. Seit Jahren war die Kathedrale nicht mehr so überfüllt gewesen – nicht mehr seit dem etwas verfrühten Staatsbegräbnis einer gewissen Honor Harrington. Das entbehrte nicht einer gewissen
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