Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
deutlich verändert – auch schon vor dem Yawata-Schlag und den Enthüllungen dieses Dr. Simões.«
»Wirklich?« Fragend wölbte Honor eine Augenbraue. Gerade hatten sie die Fahrstuhlbänke erreicht. Theisman lachte leise.
»Ob die Haveniten es sich nun eingestehen oder nicht: die meisten bewundern Sie insgeheim, Honor. Das war sogar schon so, als sich noch diese Psychopathin Ransom um Pierres Propaganda gekümmert hat. Natürlich spielte dabei auch die Angst vor dem ›schwarzen Mann‹ eine große Rolle. Sie hatten diese lästige Angewohnheit, uns immer und immer wieder in den Hintern zu treten, und zwar kräftig.«
»Ich habe doch nie …«
Honor stockte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und Theisman lachte schallend auf.
»Ich behaupte doch gar nicht, Sie seien die Einzige aus Manticore, die dieses Kunststück vollbracht hat! Sie waren dabei einfach nur besonders … bemerkenswert. Seien wir doch ehrlich: Selbst die Sollys sind der Ansicht, Sie wären immer gut für eine Schlagzeile. Ganz gewiss hat es auch nicht geschadet, dass Sie durchaus fotogen sind – ganz anders als meine Wenigkeit.«
»Sicher doch!« Honor verdrehte die Augen.
»Aber Scherz beiseite: Sie hatten und haben in der Republik einen beachtlichen Ruf, und das liegt nicht zuletzt daran, dass Sie immer ehrenhaft gekämpft haben. Deswegen haben sich die SyS und das Amt für Öffentliche Information doch so viel Mühe gegeben, Sie gründlich zu verunglimpfen, damals, als man Sie hängen wollte.«
Honors Lächeln verschwand. Sie hatte wieder den bitteren Geschmack der Schande auf der Zunge. Noch einmal durchlebte sie die eigene Hilflosigkeit, als Cordelia Ransom alles daran gesetzt hatte, Justizmord an einem gewissen Commodore Honor Harrington zu begehen.
»Nun«, Theisman hob kurz die Schultern, »auch schon bevor Sie das Kommando über die Achte Flotte übertragen bekamen und man Sie auf unsere abgelegeneren Systeme losgelassen hat, waren sie in der Republik ziemlich … nun, präsent, könnte man wohl sagen. Ach, und diese andere Kleinigkeit nicht zu vergessen: die Schlacht von Manticore. Seitdem sind Sie für Havens Öffentlichkeit das personifizierte Sternenimperium.
Weiterhin wäre da der Umstand, dass Sie persönlich in Haven aufgekreuzt sind – und das nicht etwa, um das System anzugreifen! Nein, Sie sind gekommen, um Frieden anzubieten. Dabei hätten Sie uns eigentlich in Grund und Boden bomben können … Seit wir Saint-Just los sind, hat die Bevölkerung zudem freien Zugang auch zu den Medien des Sternenimperiums. Es dauerte also nicht lange, und die meisten begriffen, dass Sie aus freiem Willen nach Haven gekommen sind. Dass es Ihre eigene Idee war.«
Die beiden betraten die Aufzugskabine, gefolgt von Tümmel und Honors Waffenträgern. Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder.
»Ich bezweifle, dass Sie auch nur ahnen – selbst jetzt noch nicht! -, wie viel Wohlwollen Ihnen das eingebracht hat«, erklärte Theisman, der Ton ernst. »In beachtlichem Maß, glauben Sie mir! Eloise nicht nur einen Friedensvertrag abschließen, sondern eine echte militärische Allianz eingehen zu lassen, das ist wahrhaft ein Geniestreich. Und erst die Sache mit den Reparationszahlungen! Damit bleibt ihr – und das gilt für uns Haveniten insgesamt – das Stigma erspart, klein beigegeben zu haben. Selbst nach den großzügigsten Bedingungen, die Sie uns vor dem Yawata-Schlag hätten unterbreiten können, hätten wir doch immer noch kapituliert. Vielleicht zu deutlich günstigeren Bedingungen, als wir angesichts des Ungleichgewichts der Kräfte jemals hätten verlangen können, aber es wäre eben immer noch eine Kapitulation gewesen. Jetzt ist das anders. Meines Erachtens können selbst politische Gegner wie Younger oder McGwire dagegen nicht allzu viel vorbringen.«
Bedächtig nickte Honor. Theismans Analyse ähnelte ihrer eigenen – bis auf die Rolle, die sie, Honor Harrington, für die Haveniten angeblich spielte. Sie vermutete, dass er hier doch ein bisschen übertrieb.
»Politik liegt mir nicht besonders«, fuhr er fort, während sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte, »aber ich habe genug davon mitbekommen, um die Spielregeln zu begreifen. Ich will gar nicht behaupten, dass es nicht doch ein paar Leute geben wird, die nicht nur Nein sagen, sonders aus Leibeskräften ›Nein, verdammt noch mal!‹ brüllen werden. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass es nicht genug sein werden, um die Ratifizierung ernstlich zu behindern.
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