Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
spricht Bände – und ich meine nicht nur ihren eigenen Wurmlochknoten, sondern auch jeden anderen Terminus in ihrer Gewalt. Und nicht zuletzt sei noch auf ihre zweifelhaften Machenschaften im Talbott-Sektor verwiesen.«
Caddell-Markham dachte nur, er selbst hätte den diplomatischen Schriftverkehr des Sternenimperiums mit der Liga ein wenig anders dargestellt. Ach was, den Schriftverkehr: die ganze Außenpolitik Manticores während der letzten … ach, bestimmt fünfzig T-Jahre! Aber für ein Lügengebäude passten die Aussagen des Konteradmirals bemerkenswert gut zusammen – zumindest für jemanden mit dem IQ einer mittelgroßen Stechmücke. Denn jemand mit Stechmückengehirn wäre bereit, auch nur einem einzigen Wort aus den Verlautbarungen des Liga-Amtes für Grenzsicherheit Glauben zu schenken.
Interessant, nicht wahr, dass Simpson Green Pines mit keinem Wort erwähnt? , dachte der Direktor sardonisch.
»So unerfreulich war die Lage zumindest nach den Zwischenfällen von New Tuscany und Spindle«, fuhr Simpson fort. »Doch in jüngster Zeit hat sich die Lage drastisch verändert. Sie hier auf Beowulf werden gewiss deutlich besser abschätzen können als die meisten anderen, wie sehr die Mantys durch den massiven Schlag gegen ihr Heimatsystem in Mitleidenschaft gezogen wurden.«
Die Beherrschung des Konteradmirals war lobenswert. Dennoch wurde für einen Sekundenbruchteil ihr Blick kalt und hart. Ganz offenkundig vermuteten ihre Vorgesetzten und sie, auf Beowulf könne man das sogar deutlich besser abschätzen, als man es dem Rest der Liga mitzuteilen beliebe. Doch Caddell-Markham und Miternowski-Zhyang nickten nur höflich. Kaum merklich presste Simpson die Lippen aufeinander. Dann zuckte sie mit den Schultern und lächelte sogar.
»Wer für diesen massiven Schlag verantwortlich ist, wissen wir nicht. Aber ich versichere Ihnen, der Flottennachrichtendienst arbeitet seit geraumer Zeit auf Hochtouren, um genau das herauszufinden. Die unbestreitbare Tatsache, dass es zumindest noch eine weitere Navy gibt, die uns gegenüber technisch derart überlegen ist, stimmt uns alles andere als glücklich. Gleichzeitig jedoch ist offenkundig, dass es diesem geheimnisvollen Dritten gelungen ist, die technischen Möglichkeiten der Mantys drastisch einzuschränken. Unsere Analysen lassen vermuten, dass Manticores gesamte Schwerindustrie vollständig zerstört wurde. Das wirkt sich selbstverständlich auf die Einsatzmöglichkeiten der Navy aus – auf zeitaufwendigere Einsätze, meine ich. Allerdings scheint nichts davon die Ambitionen der Mantys einzudämmen. Um ganz ehrlich zu sein, scheint ihr Ehrgeiz sogar noch gewachsen zu sein – zumindest sind sie aggressiver denn je. Man sehe sich doch nur an, wie sie derzeit ihr Wurmlochnetz ausnutzen. Sie scheinen auch schon darüber hinausgehen, nur ihre eigenen Termini abzuriegeln. Bislang sind diese Berichte noch nicht bestätigt, aber sie stammen aus üblicherweise gut unterrichteten Quellen. Die Mantys nehmen also jeden Terminus ein, den sie nur erreichen können, ganz egal, in wessen Hoheitsgebiet. Und auch an diesen Knoten verwehrt man unseren Schiffen den Zugang.
Es steht also unzweideutig fest, dass die Mantys ihren aggressiven Kurs beibehalten wollen. Deswegen ist Ministerpräsidentin Gyulay ja auch der gleichen Ansicht wie Admiral Rajampet: Es sei sträflich nachlässig, Manticore die Zeit zu lassen, sein Militär wiederaufzubauen. Letztendlich würde das dazu führen, dass unser Militär unerträglich große Verluste hinnehmen müsste – und nicht zu vergessen auch die Mantys, machen wir erst gegen sie mobil. Deswegen beabsichtigt die Navy, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Zufälligerweise verfügen wir über einen Kampfverband von ungefähr vierhundert Wallschiffen. Sie sind gleich einsatzbereit oder könnten das Tasmania-System durch den Hyperraum innerhalb weniger Tage erreichen. Während der nächsten zwo oder drei Wochen werden diese Schiffe, unterstützt durch alles, was sie noch rechtzeitig erreichen kann, unter dem Kommando von Flottenadmiral Filareta nach Manticore vorrücken. Spätestens Mitte Juni sollten sie das Zielgebiet erreicht haben.«
Nun klang Simpsons Stimme tiefer und gemessener. Beide Beowulfianer rissen überrascht die Augen auf. Zugleich verspürten beide mehr als nur einen Hauch Beklommenheit.
»Admiral Rajampet ist voll und ganz bewusst, welches gewaltige Risiko mit diesem Unternehmen einhergeht. Die Vorbereitungen für diesen
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