Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
der diplomatischen Korrespondenz verantwortlich gewesen war. Für jene Manipulation, die letztendlich zur Wiederaufnahme der Kampfhandlungen seitens der Republik geführt hatte. Die Präsidentin zweifelte nicht daran, dass ihre Reaktionen tatsächlich echt gewesen waren. Doch das änderte nichts daran, dass Barloi und Nesbitt die beiden Kabinettsmitglieder waren, die nach wie vor das größte Misstrauen an den Tag legten - ganz zu schweigen von Ressentiments und Hass was das Sternenimperium von Manticore betraf.
Trotzdem war Barlois Antwort, soweit Pritchart das beurteilen konnte, mehr eine beiläufige Bemerkung, mit der sie Zeit schinden wollte. Die Technologieministerin hatte zumindest nicht den Eindruck gemacht, dass Haven diese Gelegenheit zurückweisen sollte.
»›Dramatisch‹ könnte man es wohl nennen«, stimmte Stan Gregory, der Minister für Stadtentwicklung, mit einem schiefen Grinsen zu.
Er gehörte zu den Ministern, die sich in der letzten Nacht außerhalb der Stadt aufgehalten hatten. Genauer gesagt war er auf der anderen Seite des Planeten gewesen, und so hatte er schon eine Reise von beinahe drei Stunden Dauer hinter sich gebracht, um an dieser Morgenbesprechung teilnehmen zu können. Das jedoch hielt ihn nicht davon ab, deutlich frischer und munterer zu wirken, als Pritchart selbst sich im Augenblick fühlte.
»Dass Alexander-Harrington im wahrsten Sinne des Wortes mitten in der Nacht bei Ihnen hereingeplatzt ist, scheint mir doch an sich schon eine recht bombastische Geste zu sein, Madame Präsidentin«, fuhr er fort. »Die Frage, die mich im Augenblick umtreibt, lautet: Sollte das alles Blendwerk sein, oder ging es Admiral Alexander-Harrington darum, Ihre ganze Aufmerksamkeit zu erregen?«
»Mir erscheint das ja wie ein Fall von ... übermäßiger Extravaganz, könnte man wohl sagen.« Rachels Tonfall war so trocken, dass man damit einen ganzen Ozean hätte entwässern können - und das, obwohl die Finanzministerin zu Pritcharts engsten Verbündeten zählte. »Ich will damit nicht sagen, der Admiral würde sich in Wahrheit gar nicht darum bemühen, diese Verhandlungen in Gang zu setzen, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Aber die ganze Art und Weise ihres Auftretens hier - unangekündigt, ohne im Vorfeld irgendwelche diplomatischen Noten verschickt zu haben, begleitet von einer ganzen Flotte, und dann noch mitten in der Nacht, an Bord einer unbewaffneten zivilen Jacht...«
Ihre Stimme verebbte, und sie schüttelte den Kopf. Denis LePic stieß ein belustigtes Schnauben aus.
»›Übermäßige Extravaganz‹ hin oder her, Rachel«, sagte der Justizminister, »es hat auf jeden Fall unsere Aufmerksamkeit erregt, oder nicht? Und wenn ich ganz ehrlich sein darf: So wie die Dinge gelaufen sind, seit Arnold es geschafft hat, sich umbringen zu lassen, bin ich für alles zu haben, was uns dem Ziel näher bringt, die ganze Schießerei endlich einzustellen, bevor wir uns noch in die Steinzeit zurückbomben lassen. Wenn also Alexander-Harrington es vorgezogen hätte, hier splitternackt aufzutauchen und dabei auf dem Rücken eines Elefanten von Alterde mit Fackeln zu jonglieren, hätte ich mich trotzdem gefreut, sie zu sehen!«
»Da muss ich mich Denis anschließen - vorausgesetzt, dieses Angebot ist wirklich ernst gemeint und nicht bloß ein bisschen Kosmetik, damit Manticore in ein günstiges diplomatisches Licht gerückt wird, bevor sie uns den Teppich unter den Füßen wegziehen«, sagte Sandra Staunton. Die Ministerin für Biowissenschaften wirkte ernstlich besorgt. Auch sie hatte zu Giancolas Anhängern gehört, und ebenso wie Nesbitt und Barloi hegte auch sie reichlich Misstrauen, was das Sternenimperium von Manticore betraf. »Wenn man überlegt, wie Elizabeth auf das Webster-Attentat und diesen Mordversuch auf Torch reagiert hat, und dann noch die Schlacht von Manticore auf ihre Liste ›Gute Gründe, warum ich Haven hasse‹ aufnimmt, dann kommt mir dieses Angebot eines Vollstreckungsaufschubs aus heiterem Himmel einfach ein wenig falsch vor. Oder vielleicht trifft es das besser: Das klingt einfach viel zu schön, um wahr zu sein.«
»Ich weiß, was Sie meinen, Sandy.« Tony Nesbitts Miene wirkte ebenso besorgt, und er sprach deutlich zurückhaltender als sonst. Doch auch er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was Sie meinen, aber ich wüsste einfach nicht, warum die Mantys mit uns solche Spielchen spielen sollten. Nicht nach dem, was sie uns vor Manticore angetan haben.«
Ostentativ
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