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Hoppe

Hoppe

Titel: Hoppe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Hoppe
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Clark Cater, der, wie sich später herausgestellt habe, nicht nur Stammgast, sondern auch Teilhaber vom
Red Crab Inn
gewesen sei, in Wirklichkeit allerdings, so Viktor, »nichts als ein windiger Agent, darauf spezialisiert, Gäste wie Felicitas nicht nur mit Alkohol, sondern mit blödsinnigen Geschichten und Anträgen betrunken zu machen«.
    Hoppe selbst erzählt uns dagegen später in einer Erzählung mit dem Titel
Between two Moves
(
Der letzte Zug
) von der Geschichte einer jungen Australierin namens Fleur (genannt Fly), die sich auf einem Spaziergang durch New York in einem Schneegestöber verirrt, in einem Lokal
Zum Roten Krebs
einkehrt und dort auf einen Mann namens Cater stößt, der sie dazu einlädt, gegen ihn Schach zu spielen, und ihr verspricht, jede gewonnene Partie mit einem Drink zu bezahlen: »Fleur gewann vom ersten Spiel an ununterbrochen, aber anstatt auch nur den geringsten Verdacht zu schöpfen, spielte und trank sie weiter, bis sich Cater, es war kurz vor Mitternacht, plötzlich erhob, mit einer leichten Bewegung der linken Hand die Figuren sämtlich vom Brett fegte und rief: Jetzt sehe ich klar, es ist ja immer dasselbe, immer verliere ich von F  4 nach G  7 . Um höchst beglückt hinzuzufügen, mit ihr, Fleur, habe er das große Los gezogen, ein Talent der besonderen Sorte, dessen Förderung keinen Aufschub dulde. Reich und berühmt werde er sie machen, obenauf auch noch glücklich. Wie das gehen soll? Mein Geheimnis! Worauf er, niemand wusste, woher, einen Vertrag auf den Tisch warf und Fleur aufdringlich lächelnd einen silbernen Kugelschreiber hinhielt.«
    Cater, so Hoppe weiter in
Between two Moves
, »sah aus wie ein als Hochzeitsgeiger verkleideter Kater, glänzend schwarz pomadisierte Haare und ein im Zwielicht schimmernder Schnurrbart, während sein Compagnon hinter der Bar rothaarig und grünäugig war, Fuchs und Ire in einer Person«, der, so Cater an Fly gewandt, »mehr von Musik weiß, als zugereisten Ohren jemals zu Gehör kommt. Es war offenkundig, dass Cater nicht halb so betrunken wie Fly war, der es irgendwie trotzdem gelang, den Vertrag auf die Seite zu schieben und die Figuren vom Boden zu sammeln. Morgen, sagte sie, bringen wir die Partie zu Ende. Worauf Cater ihr die Hand auf die Schulter legte und so leise wie eindringlich sagte: Wer zögert, verliert! Ab morgen wird hier nicht mehr gespielt, ab morgen sprechen die Kugeln. Als er sich erhob und hinüber zur Bar ging, sah Fly, dass er auffallend hinkte.«
    Ob Fleur den Vertrag, dessen Gegenstand und Inhalt nicht näher bezeichnet werden, tatsächlich unterschreibt, lässt die Erzählung (die damit endet, dass Fleur sich »irgendwo im Schnee« verliert und »dass kein Mensch zu sagen weiß, was aus ihr wurde«) ebenso offen wie die Frage, was es mit den sprechenden Kugeln auf sich hat. Insgesamt entbehrt die Geschichte in Bezug auf ihren biographischen Wahrheitsgehalt und im Abgleich mit den Notizen Seppelts jeder Glaubwürdigkeit. Kennern des Hoppewerks dürfte allerdings Caters plakatives Hinken ebenso wenig entgehen wie die Tatsache, dass Fox in Hoppes Erzählung eine schwarze Brille trägt, mit anderen Worten, dass der Barkeeper im
Red Crab Inn
den Blinden spielt. Felicitas’ kurzfristiges Alter Ego Fleur (alias Fly) begegnet im
Roten Krebs
also zwei ausgewiesenen literarischen Lieblingsprotagonisten Hoppes und mit ihnen zwei der größten Verführer in der Weltliteratur, dem Fuchs und dem Kater aus Carlo Collodis
Pinocchio
(siehe Kap. 1 ).
    Es ist nicht die erste Station in Hoppes Lebensgeschichte, in der Fiktion und Wirklichkeit eins werden. Wer sich aufmacht, Hoppes phantastischen Wegen zu folgen, wird immer wieder ähnliche Entdeckungen machen, nicht zuletzt deshalb, weil die Autorin sich kaum die Mühe macht, ihre Anspielungen künstlerisch anspruchsvoll zu verstecken, sondern in der Regel dazu neigt, sie dem Text auf unbedarfte Weise aufzupropfen. Hoppe ist eine so unbekümmerte wie produktive Ausbeuterin und Plagiatorin des literarischen Fundus und hat daraus auch niemals ein Hehl gemacht: »Nichts«, schreibt sie in ihrem kurzen Aufsatz
Abschreiben
( 2008 ) »ist langweiliger als der ständige Versuch, originell zu sein, weil er auf einem grundsätzlichen Irrtum beruht, dem Glauben nämlich, in diesem ganzen Gewirr und Gewimmel von allem, was da ist, der Erste zu sein. Wer auf das Neue aus ist, hat schon verloren und kommt bestenfalls bei der Zeitung unter.« Es ist mehr als offenkundig, dass die spätere

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