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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu erstklassigen Soldaten zu machen, mußte die Durchführung eines Schulschießens sein, bei dem die Leute selbst beschossen wurden. Niemand wußte das besser als Hornblower zu beurteilen. Er ertappte sich bei dem Gedanken, daß ein paar Verluste unter diesen Umständen ganz lehrreich sein könnten, aber dann erschrak er vor solchen Abirrungen. Es fiel im Kriege so unheimlich leicht, die sachlichen von den menschlichen Erwägungen zu trennen. Für seine Bedienungsmannschaften waren jene kleinen uniformierten Gestalten dort drüben an den Hängen keine unter Hitze, Durst und Ermüdung leidenden Mitmenschen; ebensowenig wie sie solche in den regungslosen, auf der Straße herumliegenden menschlichen Körpern erblickten. Sie hätten schließlich auch Zinnsoldaten sein können. Geradezu als verrückt empfand er es selbst, daß er inmitten des Gefechtslärms plötzlich an Lady Barbara denken mußte, an ihren Saphirschmuck, an Maria, der die Schwangerschaft bereits anzumerken sein mußte. Gewaltsam riß er sich von solchen Erwägungen los. Inzwischen hatte die Feldbatterie nochmals eine Salve gefeuert, deren Wirkung ihm gar nicht zum Bewußtsein gekommen war.
    Die Buggeschütze feuerten nach wie vor auf den Feind, aber die Geschützbedienungen der Breitseite fanden kaum noch lohnende Ziele, denn die ihnen gegenüberstehende italienische Division hatte sich in kleinen Gruppen zu höchstens sechs Mann über das ganze rückwärtige Gelände zerstreut. Einige waren bereits droben auf den Höhen angelangt. Die Offiziere würde es größte Mühe kosten, sie wieder zu sammeln, und wer von den Soldaten zu desertieren wünschte - aus dem »Bericht« kannte Hornblower die Neigung der nur widerwillig für Bonaparte kämpfenden italienischen Truppen -, fand heute reichlich Gelegenheit dazu.
    Ein von einem durchdringenden Schrei begleiteter Krach, der von unten herauftönte, kündigte an, daß wenigstens einer der von Hornblower erwogenen Ausfälle eingetreten war. Der hohen Stimme nach zu urteilen, mußte wohl einer der Schiffsjungen getroffen worden sein. Hornblower schätzte die Entfernung ab, die die Sutherland noch zurücklegen mußte, ehe ihre Breitseite zum Tragen kommen konnte, und ärgerlich kniff er die Lippen zusammen. Er mußte noch mindestens zwei weitere Salven einstecken, und so ganz leicht fiel es ihm doch nicht, sie mit Gelassenheit zu erwarten. Da kam bereits eine!
    Mit dem Geräusch eines riesigen Bienenschwarms, der es furchtbar eilig hatte, flogen die Kugeln über das Schiff hinweg.
    Offenbar hatten die feindlichen Kanoniere nicht der schnell abnehmenden Entfernung Rechnung getragen. Ein Pardun des Großtopps zerknallte. Eine Handbewegung Bushs ließ sofort einige Leute zum Spleißen herbeieilen. Die Sutherland mußte jetzt in den Wind drehen, um das kleine Kap mit der vorgelagerten Klippe zu umsegeln.
    »Mr. Gerard, das Schiff geht gleich über Stag, Halten Sie sich bereit, die Feldbatterie niederzukämpfen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Bush schickte die Leute an die Brassen. Hooker stand bei den Schoten des Vortopps. Elegant drehte die Sutherland , dem Ruder gehorchend, in den Wind. Durchs Glas beobachtete Hornblower die nur noch ungefähr vierhundert Meter entfernten Feldgeschütze. Die Kanoniere sahen die Sutherland herumkommen; sie wußten, daß gleich ein fürchterliches Donnerwetter folgen werde. Einer der Artilleristen lief vom Geschütz fort, und dann folgten die meisten seinem Beispiel.
    Hornblower sah sie verzweifelt die Hänge hinaufklettern. Ein paar andere hatten sich flach zu Boden geworfen, und nur ein einziger Mann stand noch aufrecht. Seine leidenschaftlichen Gesten ließen erkennen, daß er vor Erbitterung außer sich war.
    Wieder legte sich die Sutherland unter dem Druck des vervielfältigten Rückstoßes über, wieder wallte beißender Qualm empor und verhinderte jeden Fernblick. Aber auch als sich der Rauch verzog, blieb die Batterie unsichtbar. Nur noch Trümmer lagen umher; zerschmetterte Lafettenräder, eine schräg aufwärts gerichtete Achse... Das war eine ausgezeichnete Breitseite gewesen. Die Geschützbedienungen des Linienschiffs hatten sich benommen wie Veteranen.
    Hornblower führte den Zweidecker um das Riff und hielt abermals auf die Küste zu. Etwas weiter vorn gewahrte er das Ende einer Infanteriekolonne. Anscheinend waren die vorderen Bataillone wieder gesammelt worden, während sich die Sutherland den Rest der Truppen vornahm. Nun zog der Feind im Geschwindschritt ab. Staubwolken

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