Hornblower 07 - Unter wehender Flagge
befand sich eine Gruppe mit goldenen Tressen und Juwelen geschmückter Menschen. Ein Herr in Marineuniform kam den Eintretenden entgegen. Der quelläugige Herzog von Clarence war es, dessen Kopf an eine Ananas denken ließ.
»Sieh da, Hornblower«, sagte er mit ausgestreckter Hand.
»Willkommen in der Heimat.«
Hornblower verneigte sich.
»Lassen Sie sich vorstellen. Dies ist Kapitän Hornblower, Sir.«
»'n Abend, Kap'tän.«
Feist, ganz hübsch, aber liederlich, weich und schlau, das war die Reihenfolge der von Hornblower gewonnenen Eindrücke, während er seine tiefe Verbeugung machte. Die spärlichen Locken waren offenbar gefärbt. Die feuchten Augen und die geröteten Hängebacken deuteten darauf hin, daß Seine Königliche Hoheit gut gespeist hatten, was Hornblower nicht von sich behaupten konnte.
»Alle Welt redet von Ihnen, Kap'tän, seitdem Ihr Kutter - wie hieß er doch gleich? - in Portsmouth einlief.«
»Wirklich, Königliche Hoheit?«
»Jawohl und verdammich, das gehört sich auch so. Das gehört sich weiß Gott auch so, Kap'tän. Beste Leistung, von der ich jemals hörte. Hätt's verdammich selbst nicht besser machen können. Holla, Conyngham, übernehmen Sie die Vorstellung.«
Hornblower verneigte sich pflichtschuldigst vor Lady X und Lady Y, vor Lord Sowieso und Sir John Wiesowie. Stolze Augen und bloße Arme, wundervolle Kleider und blaue Bänder des Hosenbandordens bewegten sich vor seinen Augen. Es kam ihm zum Bewusstsein, daß die vom Bordschneider der Victory angefertigte Uniform recht unelegant war.
»Na, nun wollen wir den Fall erledigen«, sagte der Prinz.
»Ruft die Kerls rein.«
Jemand breitete einen Teppich aus, ein anderer brachte ein Kissen und etwas Funkelndes herbei. Würdevoll schritten drei in rote Mäntel gehüllte Männer herein. Jemand ließ sich auf ein Knie nieder, um dem Prinzen ein Schwert zu reichen.
»Knien Sie, Sir«, sagte Lord Conyngham zu Hornblower.
Er fühlte die Akkolade und vernahm die feierlichen Worte, die ihn zum Ritter machten. Doch als er sich ein wenig verwirrt erhob, war die Zeremonie noch keineswegs beendet. Es musste ihm noch ein breites Band über die Schulter gelegt, ein Stern auf die Brust geheftet werden. Dann bekleidete man ihn mit einem roten Mantel; er hatte einen Eid nachzusprechen, und schließlich musste noch eine Urkunde unterzeichnet werden. Er war nun ein Ritter des Bath-Ordens, wie jemand mit lauter Stimme verkündete. Er war Sir Horatio Hornblower und würde bis zum Ende seiner Tage Ordensband und Stern tragen. Schließlich nahm man ihm den Mantel wieder ab, und die Offiziale des Ordens zogen sich zurück.
»Gestatten Sie, daß ich Ihnen als erster gratuliere, Sir Horatio«, sagte der Herzog von Clarence vortretend. Sein kindlich einfältiges Gesicht lächelte gutmütig.
Hornblower dankte. Als er sich verbeugte, pendelte der Ordensstern gegen seine Brust.
»Meine besten Wünsche, lieber Oberst«, nickte der Prinzregent.
Hornblower merkte, daß sich aller Blicke ihm zuwandten.
Erst daraus ersah er, daß sich der Prinz nicht lediglich versprochen hatte.
»Königliche Hoheit?« sagte er daher fragend, wie man es von ihm zu erwarten schien.
»Seine Königliche Hoheit haben gnädigst geruht, Sie zum Obersten seiner Marineinfanterie zu ernennen«, erläuterte der Herzog.
Ein Oberst der Marineinfanterie bezog ein Jahresgehalt von zwölfhundert Pfund, ohne dafür Dienst zu tun. Man pflegte erfolgreiche Kapitäne in dieser Weise zu belohnen, um ihnen die Jahre bis zur Ernennung zum Flaggoffizier zu erleichtern.
Hornblower dachte daran, daß er bereits sechstausend Pfund besaß. Nun traten jährlich noch zwölfhundert Pfund hinzu, abgesehen von dem Halbsold des Kapitäns z. S., den er auf alle Fälle bezog, solange er nicht wieder eine aktive Dienststelle erhielt. Zum erstenmal in seinem Dasein war er daher aller Wirtschaftssorgen ledig. Er besaß einen Titel, Ordensband und Stern. Er hatte alles erreicht, wovon er jemals träumte.
»Der arme Mensch ist ganz betäubt!« lachte der Regent laut und vergnügt.
»Ich bin in der Tat überwältigt, Königliche Hoheit«, versicherte Hornblower, der seine Gedanken wieder auf die unmittelbare Gegenwart zu lenken suchte. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich Euer Königlichen Hoheit danken soll.«
»Dadurch, daß Sie sich am Spiel beteiligen. Ihr Eintreffen unterbrach eine verdammt interessante Partie. Läuten Sie mal die Glocke da, Sir John, und lassen Sie Wein kommen. Nehmen Sie hier
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