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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu haben, und man konnte sich leicht vorstellen, welches Triumphgeschrei Bonaparte in ganz Europa anstimmen würde, wenn er davon hörte, daß sich zwei britische Schiffe gegenseitig eine Schlacht geliefert hatten. Und sicher gab es dabei viele Tote. Wie dachte man aber in der Flotte darüber, wenn man erfuhr, daß englische Seeleute einander getötet hatten? Wie verhielt sich das Parlament dazu? Und noch eins: Womöglich richteten sich die beiden Briggs bei diesem Kampf gegenseitig so übel zu, daß sie den Vorpostenschiffen und Kanonenbooten als leichte Beute in die Hände fielen. Aber es gab noch eine viel schlimmere Möglichkeit, nämlich die einer Niederlage. Die Schiffe und die Besatzungen waren gleich, da mochte, wie beim Glücksspiel, eine blinde Laune des Zufalls die Entscheidung bringen. Nein, ein Gefecht Schiff gegen Schiff mit der Flame kam wirklich nur als letzter Ausweg in Frage, vielleicht nicht einmal dann. Aber was, zum Henker, konnte er denn sonst tun?
    Da war er mit seinen Gedanken richtig in einer Sackgasse gelandet. Er mußte sich förmlich anstrengen, um wieder zum Bewußtsein der Wirklichkeit zurückzufinden. Die Luft um ihn her war immer noch vom Heulen des Sturmes erfüllt, aber die Finsternis war doch nicht mehr so undurchdringlich wie vorher.
    Vor ihm hob sich das schmale Rechteck des gerefften Großmarssegels deutlich gegen den Himmel ab. Ein schwacher, grauer Schimmer begann die Schwärze um ihn her aufzuhellen.
    Immer deutlicher zeichneten sich die weißgestreiften Seen ab, in denen sich die Brigg schwerfällig hob und senkte. Der Morgen dämmerte. Und er lag beigedreht mitten im Kanal, außer Sicht von Land. Immer noch waren keine vierundzwanzig Stunden vergangen, seit er ganz in Seide mit den anderen Rittern des Bath-Ordens in der Westminsterabtei gesessen hatte, und noch viel kürzer war es her, daß Barbara... Aber nein, das waren Gedanken, die er sofort abschütteln mußte. Jetzt fing es wieder an zu regnen, die kalten Tropfen wehten ihm ins Gesicht. Die Kälte drang ihm bis ins Mark, jedes Mal, wenn er sich bewegte, fühlte er Barbaras Schal an seinem Hals, das Wasser, das von seinem Gesicht abrann, hatte ihn schon völlig durchnäßt. Neben ihm stand Freeman, die dunklen Stoppeln, die jetzt auf seinen Wangen sproßten, machten das Zigeunerhafte seiner Erscheinung noch auffallender.
    »Das Glas steigt immer noch nicht«, sagte Freeman, »es sieht nicht so aus, als ob es abflauen wollte.«
    »Nein«, sagte Hornblower, »es kommt mir auch nicht so vor.«
    Auch wenn Hornblower den Wunsch gehabt hätte, mit seinem Untergebenen ein Gespräch zu beginnen, wäre ihm schwerlich ein passender Stoff eingefallen. Aber der graue Himmel, die graue See, der heulende Sturm und die schwarzen Wolken, die seine Seele überschatteten, machten es ihm leicht, seiner alten Gepflogenheit getreu, schweigsam und einsilbig zu bleiben.
    »Beim ersten Zeichen einer Wetteränderung lassen Sie mich Wahrschauen, Mr. Freeman«, sagte er.
    Dann ging er zum Niedergang, es kostete ihn tatsächlich Mühe, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und er vermochte kaum sich zu bücken, um seine Hände beim Hinabsteigen auf den Rand der Kappe zu legen. Als er unter den gefährlichen Deckbalken hindurch in seine Kammer kroch, knirschten ihm buchstäblich alle Gelenke. Er war von Kälte, Übermüdung und Seekrankheit ganz benommen und hatte die größte Lust, sich naß, wie er war, angezogen auf die Koje zu werfen. Erst im letzten Augenblick machte er sich klar, daß er das nicht durfte, nicht etwa aus Angst vor dem Rheumatismus, sondern weil es tagelang keine Möglichkeit gab, das Kojenzeug wieder zu trocknen, wenn es einmal naß geworden war. Und dann, wie aus dem Nichts aufgetaucht, war plötzlich Brown da - er mußte in der Offizierspantry die ganze Zeit auf ihn gewartet haben. »Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen, Sir?« fragte Brown. »Sie frieren, Sir. Lassen Sie mich den Schal abnehmen. Und nun die Knöpfe, Sir. Bitte nehmen Sie Platz, dann kann ich Ihnen die Stiefel ausziehen, Sir.« Brown zog ihm das nasse Zeug aus, als ob er ein kleines Kind wäre. Dann brachte er wie durch Zauberei ein Handtuch zum Vorschein und frottierte ihm die Rippen.
    Hornblower fühlte, wie ihm bei der Behandlung mit dem rauhen Stoff das lebendige Blut wieder durch die Adern zu strömen begann. Brown zog ihm ein flanellenes Nachthemd über den Kopf, dann kniete er sich auf das schwankende Deck nieder und frottierte ihm die Beine und die

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