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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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höchst belustigend wirkte.
    Sein ewig betriebsamer Kapitän blieb in der Koje! Er hatte wohl alles andere erwartet, nur das nicht. »Etwas kalten Braten und ein Glas Wein, Sir?«
    »Nein«, sagte Hornblower, weil er fürchtete, daß sein Magen noch nichts behielt.
    »Gar nichts, Sir?«
    Hornblower würdigte ihn keiner Antwort mehr. Er hatte sich wieder einmal unberechenbar gezeigt, damit war auf alle Fälle etwas gewonnen. Es tat nicht gut, wenn Brown zu viel Oberwasser bekam und allzu selbstgefällig wurde. Diese Lehre eben setzte ihm den Kopf wieder etwas zurecht und zeigte ihm, daß er seinen Kapitän doch noch nicht so gut kannte, wie er vielleicht glaubte. Brown konnte unmöglich einen Helden in ihm sehen, das wußte er. Aber er wollte wenigstens kein aufgeschlagenes Buch für ihn sein. Gelassen sah er zu den Deckbalken hinauf, die über seiner Nase hingen, bis der fassungslose Brown die Tür hinter sich abgeschlossen hatte.
    Dann rollte er sich warm in seine Decken und hielt energisch seinen Magen in Schach, der wieder einmal aufbegehren wollte.
    Er war jetzt ganz zufrieden mit seinem Los, das ihm erlaubte, untätig dazuliegen, vor sich hinzudösen und in den Tag hineinzuträumen. Wenn der Westwind vorbei war, erwartete ihn eine Brigg voller Meuterer. Nun gut, mochte er im Augenblick auch mit einer oder zwei Meilen in der Stunde von ihnen forttreiben, so rückte er ihnen doch so schnell zu Leibe, wie es in seiner Macht stand. Und Barbara war so lieb gewesen... Am Ende der Wache war sein Schlaf so leicht, daß er vollends munter wurde, als der Bootsmann aussang und die Freiwache weckte. Dabei hätte man doch denken können, daß er an diese Laute gewöhnt sei. Er rief nach Brown, stand auf und fuhr hastig in seine Kleider, um an Deck noch den letzten Rest Tageslicht zu erhaschen. Als er das Deck betrat, bot sich seinem Blick genau das trostlose Bild, das er erwartet hatte. Ein niedriger grauer Himmel hing über einer grauen weißgetigerten See, die sich zu den kurzen, steilen Rollern des Kanals auftürmte. Es wehte immer noch mit voller Sturmstärke, die Wachoffiziere neigten sich gegen den Wind und hatten ihre Südwester tief in die Stirn gezogen, die Mannschaften der Wache kauerten vorn im Schutz des Luvschanzkleides. Hornblower merkte auf den ersten Blick, daß sein Erscheinen an Deck ein gewisses Aufsehen erregte. Die Mannschaft der Porta Coeli hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, ihn bei Tageslicht zu sehen. Auf einen Wink des Steuermannsmaaten tauchte der Fähnrich der Wache sofort im Niedergang unter, wahrscheinlich, um Freeman sein Erscheinen zu melden. Und auf dem Vordeck stieß einer den anderen mit dem Ellbogen an. In dem Klumpen schwarzer, in Ölzeug gehüllter Gestalten tauchten plötzlich weiße Flecke auf, als ihm die Männer neugierig ihre Gesichter zuwandten. Sie sprachen über ihn, den Hornblower, der im Pazifik die Natividad versenkt, der in der Bucht von Rosas gegen die ganze französische Flotte gekämpft und der im vergangenen Jahre Riga gegen Boneys ganze Armee gehalten hatte. Heute war Hornblower so weit, daß ihn das Bewußtsein, anderen Leuten Gesprächsstoff zu bieten, nicht mehr aus dem Gleichgewicht bringen konnte. Er hatte unleugbare Erfolge aufzuweisen, klare Siege, die unter seinem Kommando erfochten waren und für die er verdientermaßen die Lorbeeren trug. Mochte man jetzt seine Schwächen, seine Seekrankheit, seine Brummigkeit ruhig belächeln, jedenfalls machten sie ihn nicht mehr lächerlich.
    Wenn es auf dem Gold seines Lorbeers häßliche Flecken gab, so wußte doch nur er allein davon und sonst niemand. Die anderen ahnten ja nichts von seinen Zweifeln, seinem unentschlossenen Zaudern, ja nicht einmal von seinen wirklichen Fehlern - sie wußten zum Beispiel nicht, daß der junge Mound noch leben würde und heute ein hervorragender Seeoffizier wäre, wenn er - was er unbedingt hätte tun müssen - die Kanonenboote vor Riga nur fünf Minuten eher aus dem Gefecht gezogen hätte. Dabei hatten sie im Parlament Hornblowers Operationen in der Ostsee als das »beste neuere Beispiel für den mustergültigen Einsatz von Seestreitkräften gegen eine Landarmee« gefeiert. Nein, Hornblower kannte seine Unvollkommenheiten ganz genau, aber die anderen waren offenbar blind dagegen. Jedenfalls konnte er sich vor seinen Kameraden in der Navy ebenso sehen lassen wie vor allen anderen Standesgenossen. Hatte er jetzt nicht sogar eine schöne Frau aus vornehmster Familie, eine Frau

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