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Hornblower 09 - Lord Hornblower

Hornblower 09 - Lord Hornblower

Titel: Hornblower 09 - Lord Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wanderte durch die dunkle Rue de Paris nach dem Rathaus. An den Straßenecken tauchte ein halbes Dutzend dunkler Schattengestalten auf, die wenige Meter vor oder hinter ihm mitkamen. Das waren die von Hau und Lebrun für ihn abgeteilten Leibwächter. Diese beiden hatten nämlich vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als Hornblower die Absicht äußerte, ohne Begleitung und noch dazu zu Fuß durch die Stadt zu gehen. Da er von einer ständigen militärischen Wache nichts wissen wollte, waren sie schließlich auf diesen Ausweg verfallen. Hornblower beschloß, sich dadurch etwas aufzurütteln, daß er so schnell ging, wie ihn seine langen, dünnen Beine tragen wollten. Die körperliche Anstrengung tat ihm wohl, er mußte lächeln, als er das eilige Getrappel seiner Begleiter hörte, die sich mächtig beeilen mußten, um mit ihm Schritt zu halten. Eigenartigerweise hatten sie fast alle auffallend kurze Beine. Sein Schlafzimmer bot ihm größere Sicherheit vor unerwünschten Störungen als irgendein anderer Ort. Er entließ Brown, sobald dieser die Kerzen auf dem Nachttisch angezündet hatte, dann streckte er sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf dem Bett aus, ohne auf seine Uniform zu achten. Noch einmal stand er auf, nahm den schweren Bootsmantel vom Haken und deckte sich damit zu. Obgleich im Kamin ein Feuer brannte, war es im Zimmer doch recht feucht und kalt, jetzt nahm er endlich die oberste der Zeitungen von dem Stapel, der neben ihm auf dem Nachttisch lag, und begann, die angestrichenen Absätze, die er vorher nur rasch überflogen hatte, gründlich zu lesen. Die Blätter stammten von Barbara. Ihren begleitenden Brief hatte er schon mehrmals gelesen und dann sorgsam in der Tasche verwahrt, für die Blätter hatte er noch keine Zeit gefunden.
    Wenn die Presse wirklich die Stimme des Volkes war, was sie doch von sich behauptete, dann war die britische Öffentlichkeit von ihm und seinen jüngsten Unternehmungen einfach begeistert. Es fiel Hornblower seltsam schwer, sich in seine Lage vor nur wenigen Wochen zurückzuversetzen. Seine vielfältigen Pflichten als Gouverneur von Le Havre nahmen ihn so vollständig in Anspruch, daß er sich nur noch nebelhaftundeutlich an das erinnerte, was sich vor der Einnahme der Stadt zugetragen hatte. Die Times hier ergingen sich jedenfalls in überschwenglichen Lobsprüchen über die Art, wie er die Lage in der Seinebucht gemeistert hatte. Das Blatt bezeichnete die Maßnahmen, die er getroffen hatte, um die Meuterer daran zu hindern, die Flame den Franzosen in die Hände zu spielen, als »ein Meisterstück an Scharfsinn und seemännischem Geschick, wie wir es von diesem hervorragenden Offizier nicht anders erwartet haben«. Der ganze Artikel klang so großspurig, daß Hornblower sich unwillkürlich fragte, warum die Leute »wir« nicht gleich mit einem großen W geschrieben hatten. Es hätte jedenfalls besser zum Tone des Ganzen gepaßt.
    Da war der Morning Chronicle. Der verbreitete sich über die Tatsache, daß er die Flame über das Deck der Bonne Celestine hinweg geentert hatte. Es gebe in der Geschichte nur ein einziges Beispiel für eine ähnliche Tat - die Wegnahme der San Joseph durch Nelson bei Kap St. Vincent. Hornblower zog die Brauen hoch, als er dieses las. Ein solcher Vergleich war ganz abwegig. Er hatte doch gar keine andere Möglichkeit gehabt. In Wirklichkeit war ja nur die Mannschaft der Bonne Celestine niederzukämpfen gewesen, von der Flame-Besatzung hatte kaum jemand eine Hand gerührt, um die Wegnahme des Schiffes zu verhindern. Es war überhaupt Unsinn, ihn mit Nelson zu vergleichen. Nelson war ein Genie gewesen, er hatte die Gabe besessen, blitzschnell zu denken und alle Menschen zu befeuern, die mit ihm in Berührung kamen. Im Vergleich zu diesem Mann war er selbst wirklich nicht mehr als ein Durchschnittsoffizier, der sich redlich Mühe gab und etwas Glück gehabt hatte. Glück, geradezu unwahrscheinliches Glück war die eigentliche Wurzel seines Erfolges, Glück im Verein mit der Gewohnheit, alles gründlich zu überlegen und mit der hingebenden Treue seiner Untergebenen durchzuführen. Es war geradezu ein Skandal, daß man es wagte, ihn Nelson an die Seite zu stellen, es war widerwärtig und unanständig. Im Weiterlesen regte sich bei Hornblower ein peinlich beunruhigendes Gefühl in der Magengegend, genau das gleiche, das er auch dann hatte, wenn er nach längerem Landaufenthalt zum erstenmal wieder zur See fuhr und das Schiff

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