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Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe

Titel: Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Es war einfach lachhaft. Mit einer einzigen Berührung schaffte der Mann es, dass sie wieder zu zittern begann. Das durfte doch nicht wahr sein!
    „Als ich aufwachte und Sie hier im Sessel beim Kamin schlafen sah, hielt ich Sie zunächst für ein Trugbild." Mit dem Daumen strich er zart über ihre Unterlippe. „Und jetzt sehen Sie auch wieder wie eines aus."
    Libby fühlte sich aber nicht wie ein Trugbild, sondern wie eine sehr wirkliche Frau, und zwar eine angsterfüllte. „Ich muss jetzt das Feuer für die Nacht zuschütten, und Sie sollten zu Bett gehen."
    „Das Feuer können wir gemeinsam zuschütten, und dann können wir zu Bett gehen."
    Libby straffte die Schultern. Es ärgerte sie furchtbar, dass ihre Hände feucht geworden waren. Nein, jetzt stammle ich nicht herum, schwor sie sich. Und ich werde mich nicht wie eine unerfahrene Närrin verhalten. Sie nahm sich vor, den Mann so abzufertigen, wie das eine starke, selbstständige Frau tun würde, eine, die wusste, was sie wollte.
    „Ich werde nicht mit Ihnen schlafen. Schließlich kenne ich Sie nicht", erklärte sie.
    Das war also die Voraussetzung. Cal dachte eine Weile darüber nach und fand es dann sehr liebenswert und durchaus nicht unvernünftig. „In Ordnung. Und wie lange brauchen Sie zum Kennenlernen?"
    Eine Weile sah sie ihn stumm an und fuhr sich dann mit beiden Händen durchs Haar. „Ich bin mir nicht sicher, ob Sie scherzen oder nicht, aber eines weiß ich genau: Sie sind der merkwürdigste Mann, der mir je begegnet ist."
    „Und dabei wissen Sie nicht einmal die Hälfte von allem." Er sah zu, wie sie das Feuer sorgfältig mit Asche bedeckte. Geschickte Hände, dachte er, ein sportlicher Körper und die sprechendsten Augen, die ich jemals gesehen habe. „Wir werden einander also morgen kennen lernen. Dann schlafen wir miteinander."
    Libby richtete sich so hastig auf, dass sie sich den Kopf an der Kamineinfassung stieß. Sie schimpfte leise, rieb sich die schmerzende Stelle und drehte sich dann zu Cal um. „Nicht unbedingt. Genauer gesagt, es ist ziemlich unwahrscheinlich."
    Cal nahm den Funkenschirm und setzte ihn so vor die Kaminöffnung, wie er es gestern von Libby gesehen hatte. „Weshalb?"
    „Weil..." Sie suchte nach Worten. „Weil ich so etwas nicht tue." Cals Reaktion entging ihr nicht, seine dunkelblauen Augen spiegelten ehrliche Verblüffung.
    „ Überhaupt nicht?"
    „Also ich bitte Sie, Hornblower! Das geht Sie nun wirklich nichts an." Eine würdevolle Haltung half, wenn auch nicht sehr viel. Als Libby das Tablett aufnahm, gerieten die Suppenschüsseln ins Rutschen und wären wahrscheinlich hinuntergefallen, hätte Cal nicht das eine Ende des Tabletts gegriffen und die Sache wieder ins Gleichgewicht gebracht.
    „Weshalb sind Sie denn so böse? Ich will Sie doch nur lieben."
    „Nun hören Sie mal zu." Libby holte tief Luft. „Jetzt reicht es mir aber! Ich habe Ihnen einen Gefallen getan, aber ich schätze es nicht, dass Sie jetzt andeuten, ich müsste mit Ihnen ins Bett springen, nur weil Sie ... weil Ihnen gerade danach ist. Ich finde es nicht schmeichelhaft, sondern im Gegenteil ziemlich beleidigend, dass Sie denken, ich würde mit einem mir vollkommen fremden Mann schlafen, nur weil es gerade so bequem zu machen wäre."
    Er neigte den Kopf zur Seite und bemühte sich um Verständnis. „Würden Sie es vorziehen, wenn es unbequem wäre?"
    Libby biss die Zähne aufeinander. „Hornblower, sobald wir hier fortkommen, werde ich Sie umgehend bei der nächsten Single-Bar absetzen. Bis es soweit ist, werden Sie gefälligst auf Abstand bleiben." Damit rauschte sie aus dem Zimmer.
    Cal hörte die Suppenschüssel in der Küche zu Boden krachen. Er schob die Hände wieder in die Hosentaschen und stieg die Treppe hoch. Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts waren sehr schwer zu verstehen. Sie waren zugegebenermaßen faszinierend, aber ausgesprochen heikel.
    Und was, zum Teufel, war eine Single-Bar?

Hewlett-Packard
    3. KAPITEL
    A m nächsten Morgen fühlte sich Cal beinahe wieder ganz normal - soweit man sich normal fühlen konnte, wenn man überhaupt noch nicht geboren war. Die Situation war einfach bizarr und nach den gegenwärtigen wissenschaftlichen Theorien auch höchst unwahrscheinlich.
    Im Inneren klammerte er sich noch immer an die schwache Hoffnung, dass er nur einen ganz besonders langen und lebhaften Albtraum hatte. Oder er befand sich in einem Krankenhaus, weil er unter Schock stand und einen leichten Gehirnschaden erlitten

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