Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
eine Besessenheit.
Er atmete bewusst und tief durch. „Ich freue mich, dass ich Ihnen einen Gefallen tun konnte."
„Ich möchte alles, wirklich alles wissen. Wie die Menschen leben, was sie empfinden, wie sie um jemanden werben, wie sie lieben und wie sie ihre Ehe führen. Was spielen die Kinder?" Sie beugte sich zum Tisch hinunter und schenkte sich noch einen Schluck Brandy nach. „Hat Spielberg je einen Oscar gewonnen? Sind Hot Dogs immer noch das Beste an Baseballspielen? Ist der Montag noch immer der scheußlichste Tag der ganzen Woche?"
„Ich werde eine Liste machen müssen." Cal wollte, dass sie weiterredete, weiterlachte. Ihr zuzuschauen, wie sie vor überschäumender Begeisterung und Freude keine Sekunde still stehen konnte, empfand er als ungeheuer erregend. „Was ich dann nicht selbst beantworten kann, werde ich dem Computer vorlegen."
„Eine Liste, natürlich. Ich stelle ganz hervorragende Listen auf." Sie lachte ihn an, und ihre Augen leuchteten. „Ich weiß, es gibt wichtigere Fragen, solche über nukleare Abrüstung, über Medikamente gegen Krebs oder gegen Schnupfen. Aber ich will auch Unwichtiges wissen."
Sie schob sich das Haar aus dem Gesicht. „Mir fällt jeden Moment etwas Neues ein. Fahren die Leute am Wochenende immer noch ins Grüne? Haben wir den Hunger und die Obdachlosigkeit überwunden? Küssen alle Männer in Ihrer Zeit so wie Sie?"
Cal ließ das eben erhobene Glas wieder sinken und stellte es ab.' „Das kann ich nicht beantworten, weil sich meine bisherigen Erfahrungen nur auf Frauen beschränken."
„Ich weiß nicht, was mir da in den Sinn gekommen ist." Libby setzte ihr Glas ebenfalls ab und rieb sich die plötzlich feuchten Handflächen an den Jeansbeinen. „Ich glaube, ich bin ein bisschen überdreht. Also wirklich, Caleb, Sie bringen mich vollkommen durcheinander, auch ohne diesen ganzen Zukunftskram."
„Das beruht auf Gegenseitigkeit, Libby."
Sie sah ihn an. Er hatte sich nicht bewegt, aber sie spürte, dass er mit einem Mal innerlich angespannt war. „Komisch", murmelte sie. „Normalerweise bringe ich niemanden durcheinander. Bei Ihnen ist überhaupt alles ganz anders."
Sie nahm ihre Wanderung durchs Zimmer wieder auf, hob ein Kissen von der Couch, warf es wieder zurück, stellte eine Lampe um. „Ich wünschte, ich wüsste, was ich tun und sagen soll. Ich habe einfach keine Erfahrung mit so etwas. Ach, zum Teufel, ich wünschte, Sie würden mich wieder küssen und mich zum Schweigen bringen."
Cal war es, als könne er jeden einzelnen Nerv in seinem Körper vibrieren fühlen. „Libby, Sie wissen, dass ich Sie begehre. Daraus habe ich keinen Hehl gemacht. Aber unter den gegebenen Umständen ... die Tatsache, dass ich in wenigen Tagen nicht mehr hier bin ..."
„Das ist es ja gerade." Plötzlich war ihr zum Weinen zumute. „Sie werden fort sein. Dann möchte ich mich nicht fragen müssen, wie es hätte sein können. Ich will es wissen. Mir ist so ... ach, ich weiß nicht, wie mir ist. Ich weiß nur, dass ich will, dass Sie mich heute Nacht lieben."
Sie erstarrte mitten im Schritt, so geschockt war sie über das, was sie eben laut ausgesprochen hatte und was wahrscheinlich die größte Wahrheit war, die sie jemals gesagt hatte.
Der Schock löste sich, die Nervosität verschwand. Libby war mit einem Mal ganz ruhig und sich ihrer Sache absolut sicher. „Caleb, ich will, dass du heute Nacht mit mir schläfst."
Er stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen und ballte sie zu Fäusten. „Vor zwei Tagen wäre das noch einfach gewesen. Die Dinge haben sich geändert, Libby. Mir liegt etwas an dir."
„Und weil dir etwas an mir liegt, willst du mich nicht lieben?"
„Ich will es so sehr, dass ich es förmlich auf der Zunge schmecken kann." Das war nichts als die reine
Wahrheit. „Ich weiß aber auch, dass du ein wenig zu viel getrunken hast und dass dir von dem heutigen Tag der Kopf schwirrt." Er wagte es nicht, sie zu berühren, aber seine Stimme klang wie eine Liebkosung. „Es gibt gewisse Regeln, Libby."
Für Libby war es der größte Schritt ihres Lebens, als sie auf Cal zutrat und ihm ihre beiden Hände entgegenstreckte. „Brich diese Regeln", sagte sie zärtlich.
Hewlett-Packard
7. KAPITEL
Cal hörte sein eigenes Herz schlagen. Er fühlte sein Blut durch die Adern pulsieren. Bei dem weichen Licht sah Libby in ihrem weiten Pullover und den abgetragenen Cordjeans unwahrscheinlich erotisch aus. Der Fahrtwind und ihre eigenen nervösen Finger
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