Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
wollte unter gar keinen Umständen wieder auf die Erde zurück.
„Seit Tagen habe ich mich nicht mehr rasiert", sagte er ärgerlich auf sich selbst. Er hauchte einen Kuss auf die geröteten Stellen. „Du bist so weich ..."
„Ich habe nichts gemerkt." Sie zog ihn wieder zu sich heran, doch er küsste sie nur aufs Haar.
„Da gibt es nur eines zu tun."
„Ich weiß." Libby schlang die Arme um seinen muskulösen Rücken.
„Das wären dann schon zwei Dinge." Lachend hob er sie hoch.
„Tragen musst du mich aber nicht." Trotzdem schmiegte sie sich fest an seine Schulter. „Ich kann ganz allein zum Bett laufen."
„Schon möglich, aber hierfür nehmen wir doch lieber das Badezimmer."
„Das Badezimmer?"
„Ich werde mich mit diesem gefährlich aussehenden Instrument befassen müssen", erklärte er auf der Treppe.
„Und du wirst mich gut beaufsichtigen, damit ich mir nicht die Kehle durchtrenne."
Gefährliches Instrument? Libby begriff, was er meinte. „Weißt du nicht, wie man ein Rasiermesser benutzt?"
„Wo ich herkomme, sind die Menschen zivilisiert. Folterinstrumente sind seit langem geächtet."
„Ach ja?" Sie wartete, bis er sie wieder auf den Boden gestellt hatte. „Dann tragen die Frauen wohl auch keine hochhackigen Schuhe und keine Korsetts mehr. Oh, schon gut", sagte sie, als Cal den Mund aufmachte. „Ich glaube, dies könnte zu einer höchst philosophischen Diskussion führen, und dafür ist es viel zu spät."
Sie öffnete den Wandschrank und nahm Rasiermesser und die Rasiercreme heraus. „Und nun mal los."
Ergeben betrachtete Cal die Gegenstände in seiner Hand. Was tat ein Mann nicht alles für eine Frau! „Und wie mache ich das nun?"
„Ich kann dir leider nur Informationen aus zweiter Hand bieten, weil ich mich selbst noch nie rasiert habe, aber ich glaube, man trägt die Rasiercreme auf und führt dann die Klinge über den Bart."
„Rasiercreme." Er drückte etwas davon in seine Handfläche und fuhr sich dann unwillkürlich mit der Zungenspitze über die Zähne. „Keine Zahncreme."
„Nein, ich ..." Libby brauchte nicht lange, um sich ein Bild zu machen. Sie lehnte sich mit dem Rücken an das Waschbecken, hielt sich die Hand vor den Mund und versuchte vergeblich, ihr Gelächter zu unterdrücken. „Ach Hornblower, du armer Kerl!"
Cal betrachtete die Tube in seiner Hand. Wie er die Sache sah, blieb ihm nur eines übrig. Während sich Libby buchstäblich vor Lachen bog, brachte er sich in Position, zielte und drückte ab.
Hewlett-Packard
8. KAPITEL
L ibby murmelte etwas, als der Sonnenschein in ihre Träume drang. Sie erwachte langsam und wollte sich umdrehen, was jedoch nicht ging, weil ein schwerer Arm um ihre Taille geschlungen war und ein noch schwereres Bein über ihrem lag. Sie hatte durchaus nichts dagegen, sondern kuschelte sich bequem zurecht und genoss es, Cals Haut an ihrer zu fühlen.
Wie spät es war, wusste sie nicht. Vielleicht interessierte es sie auch zum ersten Mal in ihrem Leben nicht. Ob Morgen oder Nachmittag, sie war glücklich, im Bett zu liegen und den Tag verträumen zu können, solange Cal noch bei ihr war.
Beinahe noch im Halbschlaf strich sie mit der Hand über seine Schulter. Er ist kein Traumbild, dachte sie, sondern echt und wahrhaftig vorhanden. Und im Augenblick gehörte er ihr. Zwar war er eben erst in ihr Leben getreten und würde viel zu schnell daraus verschwinden, jetzt jedoch gehörte er ihr. Sein Lachen, seine Stimmungen, seine Leidenschaft, das alles gehörte ihr. Und alles würde sie wie einen wertvollen Schatz in ihrer Erinnerung bewahren, nachdem er schon lange wieder fort war.
Cal meinte noch zu träumen, aber die Gestalt und der Duft waren sehr real. Libbys Körper, Libbys Duft, ihrem Namen galt sein erster bewusster Gedanke. Sie schmiegte sich an ihn, und das langsame, sanfte Streicheln ihrer Hand erregte ihn auf ganz besondere Weise.
Er hatte nicht mitgezählt, wie oft sie sich im Laufe der Nacht geliebt hatten, aber er erinnerte sich, dass die Morgendämmerung mit ihrem perlmuttfarbenen Licht schon hereingebrochen war, als Libby zum letzten Mal seinen Namen gerufen hatte. Nie würde er es vergessen. Wie ein Traum war sie gewesen, weich, geschmeidig, beweglich und voller nicht endender Leidenschaft. Irgendwann hatte er aufgehört, ihr Lehrer zu sein, und war stattdessen zu ihrem Schüler geworden.
Liebe war mehr als das körperliche Vergnügen, das Mann und Frau einander bereiten konnten. Vertrauen und Geduld,
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