Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
Großzügigkeit und Freude gehörten dazu und die glückliche Gewissheit, dass beim Aufstehen am Morgen der Partner noch da war.
Partner, Partnerin - diese Worte gingen ihm durch den Kopf. War es Schicksal oder Schein, dass er erst durch die Zeit hatte reisen müssen, um seine wirkliche Partnerin zu finden?
Er wollte nicht daran denken. Das Einzige, was er jetzt wollte, war Libby im hellen Sonnenlicht zu lieben.
Er veränderte seine Lage, und bevor einer von ihnen richtig wach war, drang er in sie ein. Sie stöhnten beide gleichzeitig auf und versanken dann in einem zuerst liebevollen, dann immer leidenschaftlicheren Kuss. Sie bewegten sich miteinander, sie ließen die Hände auf Reisen gehen, und der Kuss wurde tiefer und heftiger.
„Ich liebe dich."
Libby hatte diesen Satz noch zu keinem Mann gesagt, Cal noch zu keiner anderen Frau. Trotzdem wiederholte er diese Worte jetzt wie ein Echo. Das Geständnis schockierte keinen von beiden, denn sie waren zu sehr von ihren sinnlichen Empfindungen berauscht, die sie schließlich auf den Gipfel der Freuden trugen.
Später bettete Cal den Kopf zwischen ihre Brüste, doch er schlief nicht wieder ein. Hatte Libby gesagt, dass sie ihn liebte? Und hatte er ihr gesagt, dass er sie liebte? War das wirklich geschehen, oder gaukelte ihm das nur seine Fantasie vor? Er wusste es nicht genau, und das war ihm unbehaglich.
Fragen konnte er Libby auch nicht. Das wagte er nicht. Wie immer die Antwort lauten würde, sie würde schmerzen. Liebte Libby ihn nicht, würde es ihm das Herz brechen. Liebte sie ihn, wäre der Abschied von ihr so etwas wie ein kleiner Tod.
Für sie beide war es am besten, wenn sie sich nahmen, was sie bekommen konnten. Cal wollte Libby lachen machen, er wollte Leidenschaft und Heiterkeit in ihren Augen sehen und in ihrer Stimme hören. Und er würde sich erinnern. Was immer mit ihm geschähe, er würde sich erinnern. Sie sollte sich auch erinnern. Er wollte sich seines Platzes in ihrem Gedächtnis sicher sein.
„Komm mit." Er stand auf und zog sie ebenfalls hoch.
„Wohin?"
„Ins Badezimmer."
„Schon wieder?" Lachend, aber vergeblich griff sie nach ihrem Morgenmantel. „Du brauchst dich doch nicht schon wieder zu rasieren."
„Gott sei Dank."
„Du hast dich nur drei- oder viermal geschnitten. Und daran warst du selbst Schuld. Du hättest eben nicht die ganze Rasiercreme für etwas anderes aufbrauchen sollen. Falls du jetzt etwas Ähnliches mit der Zahncreme ..."
„Später vielleicht." Er hob sie hoch und trug sie direkt in die Badewanne. „Jetzt gebe ich mich mit einem Duschbad zufrieden."
Libby kreischte auf, als der eiskalte Wasserstrahl sie traf. Ehe sie sich rächen oder auch nur protestieren konnte, war Cal schon bei ihr, legte den Arm um sie und regulierte mit der freien Hand die Wassertemperatur. Er fand, dass er das eigentlich schon ganz gut hinbekam.
Libby wurde von dem Strahl mitten ins Gesicht getroffen. Sie spie und wollte zu schimpfen anfangen, aber da brachte sie ein heißer, nasser, endloser Kuss zum Schweigen.
So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Feuchtheiße Luft, nasse Haut, seifige Hände ... Ihre Knie wurden weich.
Cal drehte das Wasser ab und wickelte sie in ein Badetuch. Er schien so berauscht zu sein wie sie und legte seine Stirn an ihre. „Wenn wir heute noch irgendetwas tun wollen - etwas anderes, meine ich -, dann sollten wir vielleicht lieber aus dem Haus gehen."
„Stimmt."
„Nach dem Essen."
Zu ihrem eigenen Erstaunen brachte sie die Energie zum Lachen auf. „Natürlich. Nach dem Essen."
Am späten Nachmittag standen sie wieder an Cals Schiff. Von Norden her waren Wolken aufgezogen, und die Luft hatte sich abgekühlt. Libby redete sich ein, dass sie nur deshalb fror. Sie wickelte die kurze Jacke enger um sich, doch die Kälte kam von innen.
„Ich stehe hier, sehe es mit meinen eigenen Augen, weiß, dass es tatsächlich existiert, und kann es dennoch einfach nicht glauben."
Cal nickte. Er war nicht mehr so entspannt und so zufrieden wie vor kurzem noch. Warum nicht, war ihm nicht ganz klar. „Mir geht es ebenso, wenn ich dein Haus anschaue."
Jetzt waren bei ihm auch noch Kopfschmerzen im Anzug. Er kannte das. Innere Anspannung war die Ursache. „Libby, ich weiß, dass du arbeiten musst, und ich will dich nicht davon abhalten, aber würdest du noch ein paar Minuten warten, bis ich mein Flugrad inspiziert habe?"
„Ja." Eigentlich hatte sie gehofft, dass er sie bitten würde, den ganzen Tag hier zu
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