Hornblower Odyssee 01 - Diesseits Der Liebe
zum Schiff."
„Ich weiß. Und ich werde in die Stadt fahren und die Kamera und noch ein paar Dinge kaufen. Wenn ich früh genug zurückkehre, werde ich einmal nachschauen, wie weit du vorangekommen bist."
„Gut." Cal wurde wütend. Libby tat das alles mit links ab, und ihn zerriss es fast. So einfach sollte sie nicht davonkommen. Ehe er es sich noch anders überlegen konnte, riss er sie an sich und presste seine Lippen hart auf ihre.
Es war ein heißer Kuss, und er schmeckte nach Zorn und Frustration. Libby versuchte dabei weder das körperliche noch das seelische Gleichgewicht zu verlieren. Sie konnte, sie wollte Cal nicht das geben, was er anscheinend brauchte: ihre vollkommene Kapitulation. Doch sie war gefangen, sie konnte Cal nicht dämpfen, sie konnte selbst nichts verlangen, während er nahm, was er begehrte.
Nicht zärtlich, sondern Besitz ergreifend bewegte er seine Hände über ihren Körper. In dieser Berührung lag etwas, das Libby erschreckte, das ihr die Kraft zum Protest nahm.
„Caleb ..." Sie rang um Atem, als er sie endlich freigab.
„Das sollte dir etwas zum Nachdenken geben", sagte er schroff. Dann drehte er sich um und ging davon.
Benommen blickte Libby ihm hinterher. Sie hob die Hand an die noch schmerzenden Lippen. Als sie wieder normal atmen konnte, wurde sie zornig. Jawohl, sie würde darüber nachdenken! Sie stürmte ins Haus, schlug die Tür hinter sich zu, und ein paar Augenblicke später stürmte sie wieder hinaus und stieg in ihren Geländewagen.
Es lief alles perfekt. Und Cal war so wütend wie nie. Technisch gesehen konnte er innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden starten. Die Reparaturen waren erledigt, die Berechnungen so sorgfältig durchgeführt, wie er und der Computer es in der zur Verfügung stehenden Zeit nur bewerkstelligen konnten. Das Schiff war bereit. Nur er selbst war es nicht. Und darauf lief alles hinaus.
Libby dagegen war ganz offenkundig bereit, ihn freundlich zu verabschieden. Anscheinend hatte sie es damit sogar recht eilig. Und jetzt kaufte sie sich schnell noch eine Kamera, dami t sie noch ein paar Erinnerungs fotos machen konnte, bevor sie ihm nachwinkte.
Cal schaltete den Laserbrenner aus, mit dem er einen letzten Riss in der inneren Schiffshaut verschweißt hatte, und setzte die Schutzbrille ab. Warum musste Libby so fürchterlich sachlich sein? Weil sie nun einmal so war, und weil das eines der Dinge war, die er an ihr so schätzte, wie er sich eingestehen musste. Sie war sachlich, praktisch, herzlich, intelligent und gehemmt. Er erinnerte sich noch genau daran, wie ihre Augen ausgesehen hatten, als er ihr zum ersten Mal gesagt hatte, dass er sie begehrte - groß, dunkel und verwirrt.
Und als er sie berührt hatte, da hatte sie gebebt. Sie war weich, unbeschreiblich weich ...
Wütend auf sich selbst, verstaute Cal den Brenner im Werkzeugverschlag und warf die Schutzbrille hinterher.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendeinen Mann im ganzen Universum gab, der diesen Augen, dieser Haut und diesem sinnlichen Mund widerstehen konnte.
Niemand konnte das, nur war das Libby bisher anscheinend noch nicht aufgefallen. Vermutlich war sie so mit ihren Büchern und ihrer Arbeit beschäftigt gewesen, dass sie nichts anderes zur Kenntnis genommen hatte. Aber eines Tages würde sie ihre Brille absetzen und sich richtig umschauen, und dann würde sie feststellen, dass sie von Männern aus Fleisch und Blut umgeben war, die sie bewunderten, von Männern, die ihr Versprechungen machen würden, ohne die Absicht zu haben, diese Versprechungen zu halten.
Wahrscheinlich hatte Libby nichts von ihrer eigenen Leidenschaftlichkeit geahnt. Er hatte ihr die Türen zu diesen Empfindungen geöffnet. Geöffnet? Niedergerissen hatte er diese Türen. Und wenn er fort war, würden andere Männer hindurchspazieren und das Feuer schüren, das er gelegt hatte.
Dieser Gedanke machte ihn wahnsinnig. Ich gehöre wirklich in eine dieser Gummizellen, von denen Libby gesprochen hat, dachte er. Die Vorstellung, dass jemand anders diese Frau berühren, sie küssen, sie entkleiden könnte - diese Vorstellung ertrug er einfach nicht.
Vor sich hin fluchend ging Cal in seine Kajüte und begann damit, etwas Ordnung hineinzubringen - oder vielmehr, die Dinge von der einen Ecke in die andere zu werfen.
Er war egoistisch und unfair. Selbstverständlich musste er sich damit abfinden, dass Libby ihr Leben weiterleben würde und dass dieses Leben auch einen Liebhaber - oder
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