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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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ließ sie hinter sich wieder ins Schloss fallen. Skeptisch musterte sie Euphena die junge Frau. Wenn sie nicht alles täuschte, hatte das Mädchen zuvor unterhalb des Thrones auf den Stufen gesessen. Sie hatte ein hübsch geschnittenes Gesicht und zierliche schwarze Hörner zwischen ihrer Flechtfrisur. Sie lächelte vorsichtig und hob ein Bündel und einen Eimer Wasser hoch. »Vater möchte, dass du heute Abend besonders hübsch aussiehst.«
    Euphena drehte sich demonstrativ weg. War ihr doch egal, was dieser stinkende Bock wollte! Ihr war der Platz bei den Schafen ganz recht. Die redeten nicht und machten sich auch keinen Spaß daraus sie zu ärgern ... dafür waren die einfach zu dumm!
    »Ich heiße Larin.« Der ärmelloser Brokatmantel der jungen Aigidin raschelte, als sie sich neben Euphena kniete. Larin wartete einen Augenblick. Euphena rührte sich immer noch nicht. Wenn sie ganz still liegen blieb, würde die Möchtegernziege vielleicht einfach wieder abhauen und sie mit ihren Gedanken allein lassen.
    Nach einem weiteren Moment der Stille lehnte sich Larin kurzerhand vor und zwickte Euphena in die Wange.
    »He!« Euphena fuhr herum und funkelte die Aigidin böse an.
    »Na also! Geht doch! Hier ist ein Eimer Wasser, mit dem du dich waschen kannst, ich habe dir auch saubere Sachen mitgebracht ... um deine Haare kümmern wir uns nachher ...« mit einem etwas verzweifelten Blick ließ sie eine der verfilzten Strähnen durch ihre Finger gleiten.
    »Danke, aber ich brauche das alles nicht!« Euphena drehte sich wieder um.
    Larin schnaubte. »Für eine Hofdame bist du aber nicht sehr höflich!«
    »Und wenn schon!«, fauchte Euphena. »Das seid ihr doch wohl auch nicht!«
    »Ja schon ... aber wir haben auch einen entsprechenden Ruf!« Sie hob belehrend den Zeigefinger. »Also willst du das hier jetzt oder nicht?«
    »Nein!«
    »Ich würde es dir aber raten.« Larins Stimme klang weder böse noch bedrohlich, sondern einfach neutral.
    Euphena schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht mit Larin streiten, sie hatte ihr überhaupt nichts getan. Aber diesem Impertinenzling von König würde sie den Gefallen mit Sicherheit nicht tun!
    Die junge Aigidin erhob sich mit einem Seufzer. »Es wäre wirklich besser gewesen!« Dann trat sie aus dem Stall. »Wie erwartet ... ihr könnt rein und sie holen!«
    Euphena erstarrte, als sie das hörte. Holen? Wozu? Hastig rappelte sie sich hoch und drängte dabei ein Schaf zur Seite. Gerade als zwei Krieger sich in die Dunkelheit bückten, nahm sie einen Heuballen und schleuderte ihn gegen die beiden Gehörnten. Mit aller Kraft stieß sie, die Männer aus dem Weg und trampelte aus der Tür. Sie stand wieder am Hauptplatz und lief dem Königssohn direkt in die Arme. Sofort ergriff er sie und warf sie über seine Schulter. Euphena fluchte laut und schrie, wie sie noch nie geschrien hatte. Der Gehörnte nahm ihre Beine ein wenig fester und trug sie am verdutzten Helwyr vorbei in den Wald. Die anderen Krieger und Larin folgten ihnen in einigem Abstand.
    Euphena versuchte sich an herabhängenden Ästen festzuhalten und strampelte wie wild mit den Beinen. Unbeeindruckt folgte der Königssohn dem Waldweg ein kleines Stück bergauf bis zu einem runden Wasserbecken unter einer Quelle. Auf einem etwas erhöhten Stein stellte er Euphena vor sich auf die Füße. Mit einem Schmunzeln nahm er sein Messer und drehte sie Richtung Wasser.
    Euphenas Augen huschten hin und her. Das war‘s! Jetzt wurde sie irgendeiner Waldquellengottheit geopfert und ihre Leiche würde nie ein Mensch finden! Sie schluckte schwer und schloss die Augen. Sie war bereit mit der hiesigen Welt abzuschließen, vielleicht gab es im Reich der Schatten ja weniger Möglichkeiten sein Leben zu vermurksen.
    Die vielen goldenen Ohrringe klimperten leise, als sich der Königssohn zu ihr vorbeugte und sie am Kragen packte.
    Noch bevor Euphena bemerkte, was geschah, hatte er ihr mit einem unschönen Reißen das Kleid vom Leib geschnitten. Erschrocken drehte sie sich um und ohrfeigte ihn aus einem Reflex heraus. Sein Kopf ruckte wie bei einem Raubtier zurück. Mit einem Grinsen ließ er seine eckigen Pupillen an ihrem nackten Körper entlanggleiten und stieß sie dann ohne ein weiteres Wort rückwärts in den Weiher. Euphena kreischte auf und landete mit einem lauten Klatschen im Wasser. Prustend tauchte sie wieder an die Oberfläche und sah sich panisch um. Dann atmete sie erleichtert auf, ihre Füße berührten den Grund und das Wasserbecken

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