Hornjäger (German Edition)
können! Sie ärgerte sich über ihre eigene Dummheit. Am besten sie holte einfach Helwyr und betete zu allen Göttern, dass sie den Weg nach Hause schafften. Sie erhob sich und wollte unter dem Gelächter der Anwesenden den Saal verlassen.
»Wo willst du hin, Weib?« Das Dröhnen seiner Stimme durchbrach das Gelächter wie ein Befehl.
Euphena drehte sich zum König um und zuckte mit den Achseln. »Nach Hause ... schätze ich.« Wohin auch sonst? Die ganze Reise war eine Schnapsidee gewesen! Warum hatte sie unbedingt gegen Fengus aufbegehren müssen? Wäre sie seinem Befehl gleich gefolgt, hätte sie sich eine Menge Leid erspart!
Der König verzog seinen Mund zu einem eiskalten Grinsen. »Ihr seid zu mir gekommen ... in meine Welt eingedrungen, und ich soll euch wieder gehen lassen?«
Euphena lief ein kalter Schauer über den Rücken.
»Sperrt sie weg!«, rief er laut und ließ sie nicht aus den Augen. »Vielleicht erfreut sie mich am Abend mehr ...«
Einige der Anwesenden lachten schäbig. Euphena wurde grob an den Armen gepackt. Sie versuchte, sich so gut es ging zu wehren. Sie wollte nicht eingesperrt werden! Nicht schon wieder!
Aber jede ihrer verzweifelten Bemühungen wurde nur mit weiterem Gelächter quittiert.
Euphenas Herz fühlte sich seltsam leer an, als sie weggeschleift wurde. Inzwischen war ihr alles egal.
Man hatte sie in den Stall zu den Schafen gesperrt. Nicht besonders sauber, aber dafür gemütlich. Euphena lehnte sich an einen der Bretterverschläge und beobachtete ihre flauschigen Mitbewohner. Zwei hatten sie interessiert beschnuppert, sich aber bald wieder den Heuraufen zugewandt. Euphena schnaubte. Gefelerius war bedeutend gesprächiger gewesen! Wenn die Fenster ein Stück größer gewesen wären, hätte sie es möglicherweise geschafft zu fliehen. Aber so versuchte sie es nicht einmal.
Sie bohrte ihre Zehen ins Stroh. All die schönen Pläne, sich anzuschleichen, alles auszukundschaften und dann in einer gefährlichen Nacht und Nebelaktion das goldene Horn des Königs zu stehlen, waren für die Schafe gewesen! Jetzt saß sie gefangen in einem primitiven Dorf mitten im Wald und war dem Willen dieser ... Ungeheuer ausgeliefert.
Euphena biss sich auf die Lippe und ließ ihren Kopf gegen die Bretterwand fallen. Sie hatte nichts mehr! Gar nichts! Obwohl niemand ihr gesagt hatte, dass das Horn am Kopf des Königs saß und nicht, wie sie gedacht hatte, irgendwo herumlag, hielt sich ihr Verdruss über ihr Versagen in Grenzen. Es war ein Versuch gewesen und bei Versuchen konnte man scheitern, das war ihr klar. Nein, was ihr wirklich das Herz herausriss, war die Tatsache, dass Helwyr nicht an sie geglaubt hatte! An seiner Seite war sie so siegessicher gewesen, hätte ihr jemand von ihrem Scheitern erzählt, hätte sie demjenigen ins Gesicht gelacht! Aber jetzt ... Sie war selbst schuld! Helwyr war ihr aus Pflichtgefühl gefolgt und sie hatte sofort falsche Schlüsse gezogen. Hatte sich an seiner Seite Fengus entgegentreten sehen ... und in diesen Vorstellungen hatten sie gemeinsam triumphiert. Hand in Hand! Euphena seufzte. Sie war eine eingebildete Närrin, sonst nichts!
Ihre Augen starrten nur noch geradeaus. Wenn man seine eigenen Fehler erkannte, war es naturgemäß zu spät!
Euphena schnappte sich einen langen Strohhalm und begann ihn um ihre Finger zu wickeln. Sie wusste genau, was jetzt passieren würde. Entweder sie wurde gleich ermordet, oder starb nach einem kurzen entbehrungsreichen Leben an Erschöpfung. Sie starrte das Gebilde in ihren Händen an. Es hatte rein gar nichts von der Schönheit der Strohsterne, die Gefelerius in der ersten Nacht für sie gemacht hatte. Mit einem Knistern schloss sich ihre Faust. Er würde sie nicht gehen lassen! Nicht umsonst war der Zugang zu diesem Talabschnitt noch immer ein Geheimnis. Und wenn die Aigiden das nicht ändern wollten, würde sie ihr Zuhause nie wieder sehen. Nicht mit ihrem Prinzesschen spielen, nie mehr in den Arkadengängen lustwandeln und sich mit anderen Hofdamen über den neuesten Klatsch unterhalten. Die alte Pollia würde sterben, ohne dass sie ihr Lebewohl sagen konnte und Fengus würde für den Rest seines Lebens sein überhebliches Grinsen tragen und keiner würde wagen, es ihm vom Gesicht zu wischen!
Euphena ließ das Strohknäuel fallen. Trübe Aussichten, äußerst trübe Aussichten!
Mit einem Krachen flog die Stalltür auf. Eine Gestalt in einem bodenlangen Kleid aus schwerem Stoff schob sich rückwärts durch und
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