Hornjäger (German Edition)
ergriff Helwyr ihre Hand und verneigte sich galant. Euphena knickste ihrerseits. Sie warteten auf den richtigen Takt der Musik und schritten gemeinsam durch die Trauben. Unter ihnen floss der frische Saft leise gluckernd vor sich hin. Sie ließen sich ganz auf das Spiel der Musiker ein und folgten den aufgeweckten Klängen. Helwyr schnappte sich Euphena, wirbelte sie im Kreis und achtete genau darauf sie nicht mehr loszulassen. Gemeinsam sprangen sie hoch und ließen den Traubensaft um sie herum nur so spritzen. Lachend warf Euphena den Kopf zurück und wiegte sich mit Helwyr im Takt hin und her, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Erst als ein Haufen junger Aigidinnen den Bottich stürmte, ergriffen sie gemeinsam die Flucht.
Hand in Hand liefen sie durch den finsteren Wald zur Quelle. Nur einmal blieben sie stehen, als Helwyr Euphena überraschend an einen Baum drückte und solange knapp vor ihrem Gesicht verharrte, bis sie ihre Hände auf seine Wangen legte und ihn küsste.
Sie traten zwischen den Bäumen hervor. Die kleine Quelle lag silbrig glänzend im Mondschein vor ihnen.
»Komm mit!« Helwyr zog sie zu den großen Felsbrocken, drückte sich so eng er konnte an die Wand und verschwand Schritt für Schritt hinter dem Wasserfall. Dann sah ihn Euphena plötzlich nicht mehr.
»Helwyr?« Vorsichtig trat sie näher an den Rand auf die glitschigen Steine. Nur seine Hand tauchte auf und winkte sie zu sich. Vorsichtig drückte sich Euphena an der Wand entlang, bis sie hinter dem kleinen Wasserfall auf einmal Helwyr gegenüberstand.
Sie pfiff anerkennend durch die Zähne. Die schmale Höhle führte ungefähr sieben Schritte in den Hügel und war von der Außenwelt komplett abgeschirmt. Um sie herum war nichts zu hören, als das gleichmäßige Rauschen des Wassers.
Leise trat er ganz nah hinter sie und strich Euphenas Haar, das ihr über die Schulter gefallen war, nach hinten auf den Rücken. Sie konnte die Wärme, die von seinem Körper ausging, spüren; fühlte, wie seine Präsenz sie übermannte, lauschte dem Rhythmus seines Atems. Vorsichtig, als hätte er Angst sie zu zerbrechen, fuhr er mit den Fingerspitzen die Kontur ihres Halses nach und küsste sie zärtlich auf ihre weiße Schulter. Sie erschauderte unter seiner Berührung. Wie beiläufig schob er ihr das Kleid von der Schulter und ließ seine Hand immer tiefer ihren Arm hinabgleiten. Er verschränkte seine Finger mit ihren und zog sie mit sich zu Boden.
Da hockten sie nun. Die Hände ineinander verflochten, als hatte keiner von ihnen die Absicht sie je wieder anders zu halten und sahen sich an. Helwyrs Augen waren ernst, nur um seinen Mund spielte ein zufriedenes Lächeln.
»Hättest du dir das gedacht?«, flüsterte er leise. Sein Gesicht wurde nur durch den spärlichen Lichtschimmer hinter dem Wasserfall beleuchtet. Es wirkte alles ein wenig wie ein Traum, oder wie ein sanftes Musikstück, das der Mond auf den rauen Steinen der Höhle spielte.
Euphena lächelte. Nein, das hatte sie nicht! »Wie leer wäre mein Leben ohne dich ...« Sie sprach einfach nicht weiter. Helwyr zog sie an den Armen zu sich und küsste sie auf die Stirn. Euphena fand das fast ein wenig schade ... aber nur fast.
»Euphena, ich wollte mich nicht grundlos von dir fernhalten.« Er machte eine Pause und dachte nach. »Ich glaube, dass ich dir nicht gut täte! Mein Leben ist nicht so einfach und ...«
Euphena rückte näher an ihn heran und legte ihren Zeigefinger auf seinen Mund. »Wenn du nicht bei mir wärst, täte mir das nicht gut!« Sie lächelte und lehnte sich vor, um sein Ohrläppchen zu küssen.
»Euphena, es ist mir ernst«, sein Protest klang nicht besonders überzeugend.
»Das ist es mir auch!« Sie wanderte weiter über seine Narbe, seine Wange und blieb dann schließlich bei seinen Lippen stehen.
»Ich denke dabei nur an dich ...« Er löste sich von ihr und sah ihr in die Augen.
»Ich denke dabei auch nur an dich!« Sie grinste ihn schelmisch an.
»Wenn ich dich beschützen soll, dann darfst du mich nicht lieben ... ich werde Kummer über dich bringen und das würde mir das Herz brechen!« Er sah sie ernst an.
Euphena nahm behutsam seine Hand. »Helwyr, du hast mir beigebracht auf mich selbst aufzupassen.« Sie strich ihm eine Strähne hinter das Ohr. »Du hast mich immer beschützt ... jetzt bin ich einmal dran! Ja, vielleicht kommt einmal ein Tag, an dem ich deinetwegen traurig bin ... aber dafür weiß ich, dass ich an allen anderen Tagen meines Lebens
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