Hornjäger (German Edition)
gemacht?«, wagte er sich weiter vor.
Sie runzelte die Stirn und biss sich auf ihre Unterlippe. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein«, hauchte Euphena schließlich.
Es schmerzte Helwyr, sie so zu sehen. Sie stand vor ihm wie damals auf dem Richtblock und starrte nachdenklich zu Boden.
»Du hast nichts falsch gemacht.« Mit fahrigen Fingern fuhr sie sich über die Stirn. »Es war mein Fehler ... ich ...« Sie schüttelte den Kopf und wandte sich um.
»Euphena warte!« So wollte er sie nicht gehen lassen. Irgendetwas quälte sie und Helwyr musste wissen, was es war! »Geh nicht! Was ist los?«, fragte er sie noch einmal. Seine Stimme wurde sanfter. »Was war dein Fehler?«
Euphena warf hilflos die Hände in die Luft. »Alles!«
»Was alles?« Er suchte erneut ihren Blick.
Sie atmete tief durch und sah ihn endlich an. »Ich habe dich da mit hineingezogen ... du wolltest das alles doch nicht ... du wolltest mich nicht. Ich habe versucht dich zu drängen, ich weiß jetzt, dass das falsch war!«
Helwyr blieb der Mund offen stehen. Konnte es sein, dass Euphena ihr gemeinsames Bad meinte, als Helwyr sich in letzter Sekunde zurückgehalten hatte, um nicht an Ort und Stelle über sie herzufallen?! Es war ein wunderschöner Augenblick gewesen und Helwyr hätte in diesem Moment nichts lieber getan, als sie an sich zu ziehen und nie wieder loszulassen! Gleichzeitig wusste er, dass er Euphena nur ins Unglück stürzte, wenn er sie dazu brachte, sich in ihn zu verlieben! Es wäre verantwortungslos von ihm gewesen, sie dazu zu bringen, sich mit einem Deserteur einzulassen, der nach ihrer Rückkehr vermutlich vom Haupttor baumelte!
Ihm schwante Schreckliches! Offensichtlich hatte sie seine Selbstbeherrschung als Zurückweisung verstanden!
»Siehst du, du bist ohne mich sowieso viel besser dran! Ich mach ohnehin nur Ärger ...« Sie senkte den Kopf.
»Euphena!«
Schnell drehte sie sich um und lief in Richtung Wald davon.
»Euphena!« Helwyr schrie, so laut er konnte und zerrte an seinen Fesseln.
»Euphena!«
Aber sie lief immer weiter.
So schnell sie konnte, stolperte Euphena durch die Dämmerung. Warum war sie nur so blöd gewesen, selbst zu ihm zu gehen? Warum konnte sie nicht, wie andere Menschen einsehen, dass er nicht dasselbe für sie empfand, wie sie für ihn?! Wütend wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen. Mit einem unterdrückten Wutschrei ließ sie sich auf einen Stein an der Quelle fallen. Sie hatte dagestanden wie eine Statue oder ein Schaf. Sie war unfähig gewesen, sich zu rühren ... hatte nicht gewusst, was sie sagen sollte, wie sie Helwyr erklären konnte, dass er sich jetzt nicht schuldig zu fühlen brauchte, nur weil sie einen Fehler gemacht hatte.
Euphena stützte ihr Gesicht in die Hände. Wütend war sie nur auf sich selbst! Sie warf in hohem Bogen ein Steinchen ins Wasser. Kein Horn. Kein Helwyr. Keine Freiheit. Wenigstens gab es wieder ein Fest. Euphena stand auf. Sie würde sich wieder zu den anderen gesellen, sich einen großen Krug von dem schweren Wein schnappte und warten, bis er ihr die Sinne so weit geraubt hatte, dass ihr Gehirn aufhörte nachzudenken!
»Da bist du ja!« Larin kam hüpfend auf sie zu. Um ihre Hörner hatte sie Blumenranken gewickelt. »Es suchen dich schon alle! Du bist mit Weinstampfen dran!«
Euphena sah sie verständnislos an.
Larin nahm sie am Arm und zog sie mit sich zu den anderen. Der festlich geschmückte Platz vor der Vorratskammer hatte sich während ihrer Abwesenheit weiter mit Gehörnten gefüllt.
»Beim heutigen Fest, am Ende der Weinernte, wird das Stampfen feierlich eingeleitet.«
Euphena verstand noch immer nicht.
»Du trittst gegen mich an ... das Stampfen ist nämlich Frauensache!« Larin strahlte sie an und zog sie zu zwei großen Bottichen voller Trauben.
»Stiefel ausziehen!«, befahl sie und stieg in ihren Bottich.
Euphena gehorchte und machte sich ebenfalls bereit.
»Wer zuerst einen Krug voll hat!«, rief sie ihr durch das Anfeuern der Menge hindurch zu. Kerfluns stellte sich vor sie und hob den Arm.
»Mögen die schnelleren Füßchen gewinnen und die Röcke dabei hochfliegen!« Er senkte die Hand. Sofort setzten die Musiker ein und Larin hüpfte und stampfte drauflos.
Euphena trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Unter ihr gaben die Trauben mit leisem Quatschen nach und fluteten ihre Füße mit kaltem Traubensaft. Sie versuchte wieder an die Oberfläche zu kommen und sank bis zu den Knien ein. Unter ihrem
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