Hornjäger (German Edition)
Seine Augen sprangen zwischen ihren hin und her. Euphena riss sich los und stapfte zum Bottich zurück. »Vielen Dank, das hast du geschafft!« Sie wollte nichts mehr hören! Sie wollte einfach in Ruhe gelassen werden.
»Euphena bleib stehen!« Helwyr eilte ihr nach. »Ich ...«
Schnell stieg sie über das kleine Treppchen zurück in den Bottich. Hierhin würde er ihr wenigstens nicht folgen!
»Warte, lass uns doch reden!« Helwyr kam auf sie zu.
Euphena fuhr sich über die Stirn. Um sie herum starrten immer noch alle zu ihnen. Als gäbe es auf einem Fest nicht Spannenderes, als zwei Menschen beim Streiten zuzusehen!
»Ich will jetzt aber nicht reden!« Sie schnappte sich eine Traube und schleuderte sie gegen Helwyr.
»Euphena hör‘ auf damit! Hör‘ ...« Die nächste Traube traf ihn am Kopf.
»Geh einfach weg! Ich will meine Ruhe!« Sie pfefferte weiter Trauben gegen ihn.
Geschickt fing Helwyr eine davon auf und lehnte sich betont lässig gegen das winzige Geländer, das die wenigen Stufen in den Bottich begleitete.
»Ich kann warten!« Er pflückte sich eine Beere und warf sie sich in den Mund. Er kaute, ohne Euphena aus den Augen zu lassen. »Hervorragende Früchte!«, lobte er in Kerfluns Richtung.
»Nun ... danke!« Der König neigte überrascht den Kopf. Helwyr nickte und mampfte weiter.
Euphena wurde das ganze Theater zu bunt! Dann würde sie eben auf der anderen Seite aus dem Bottich steigen!
Noch bevor sie sich überlegt hatte, wie sie da am besten runter kam, traf sie plötzlich etwas Weiches am Rücken.
»He du eingebildete Ziege!«, rief Helwyr ihr von hinten zu.
Euphena hielt mitten in der Bewegung inne.
Langsam drehte sie sich zu ihm um. »Wie bitte?«
Jetzt war das Maß endgültig voll. Jetzt konnte er etwas erleben!
Aber Helwyr grinste sie nur mit seinem schelmischen Lächeln an, das Euphena sofort die Knie weichmachte und das wunderschönste Lächeln auf der ganzen Welt war. Verärgert schob sie den Gedanken beiseite und stemmte herausfordernd ihre Arme in die Hüften. Sie würde ihn ... und dann ... außerdem wollte sie ... Alles, was aus ihrer Kehle kam, war ein unterdrückter Wutschrei.
Helwyr blieb vollkommen gelassen. »Es geht nicht immer nur nach deinem Kopf«, meinte er dann sachlich. »Und ich möchte jetzt, dass du hier bei mir bleibst!«
»Warum?« Euphena warf verzweifelt die Hände in die Luft.
Wortlos stieg Helwyr die letzten Stufen hinauf und stellte sich, ohne mit der Wimper zu zucken, zu ihr in den Bottich.
Behutsam umfasste er sie an der Taille und zog sie an sich.
Euphena war unfähig sich zu rühren, sie brachte nicht einmal einen Ton heraus. Seine Nähe lähmte sie komplett.
Helwyr hob ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen. »Weil ich dich liebe!«
Um sie herum brandete Jubel auf. Euphenas Reaktion wartete keiner ab. Die Musiker spielten beschwingt darauf los und überall wurden Becher emporgereckt und gute Wünsche gebrüllt.
In all dem Trubel grinste Helwyr Euphena an und küsste sie. In ihr explodierte ein Feuerwerk der Gefühle. Sie war froh, dass Helwyr sie hielt, sonst wäre sie vermutlich einfach in den Bottich gefallen. Euphena schloss die Augen und erwiderte seinen Kuss. Sie ließ sich von seinen Lippen führen, schmeckte die Weintrauben auf seiner Zunge und schlang ihre Arme so fest sie konnte um seinen Hals.
Nach einem viel zu kurzen Moment lösten sie sich voneinander.
»Na siehst du, Euphenchen, war doch gar nicht so schlimm!« Liebevoll tupfte er ihr auf die Nase.
»Ich ... ich dachte, du magst mich nicht.« Euphena schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit.
»Dich nicht mögen?« Helwyr lachte auf, hob sie hoch, als wöge sie nicht mehr als ein Vögelchen und wirbelte sie lachend im Kreis.
»Kann ich mir nicht vorstellen«, meinte er schließlich ernst.
Diesmal stellte sich Euphena auf die Zehenspitzen und legte sanft ihre Lippen auf seine. Er zog sie an sich. Sie lächelte. Nichts hatte sich je richtiger angefühlt!
»Junge Liebe ... zuerst bewerfen sie sich mit Obst und in der nächsten Sekunde, liegen sie sich in den Armen und schwören sich ewige Treue!« Kerfluns lehnte am Bottich und sah aus seinen gelben Augen zu ihnen hoch.
»Kann ich helfen?«, fragte Euphena schmunzelnd.
»In der Tat!« Kerfluns zog einen Becher hinter dem Rücken hervor. »Du könntest ein wenig stampfen, während ihr da rummacht ... ist ökonomischer!« Er beugte sich zum Ausgussstutzen und hielt abwartend seinen Becher darunter.
Sofort
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