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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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Gewicht zerplatzten die runden Früchte und ein kleines Rinnsal tropfte unter ihr aus dem Ausgussstutzen in den Tonkrug. Vorsichtig erhöhte sie das Tempo. Je stärker sie trat, desto schneller floss der Saft. Ihr Herz schlug heftiger und ihr Atem ging immer schwerer. Geschwind nahm sie ihren Rocksaum hoch und stampfte und trat, was das Zeug hielt. Um sie herum fingen, die Gehörnten an zur Musik zu tanzen und im Takt zu klatschen!
    »Macht Spaß oder?«, schrie Larin zu ihr hinüber.
    Die Musik wurde immer schneller und schneller. Euphena keuchte schon und versuchte das Tempo zu halten. Sie sprang und hüpfte, stampfte und tanzte in den Trauben, so schnell sie konnte.
    Mit einem plötzlichen Trommelschlag endete die Musik. Euphena wartete gespannt auf das Ergebnis und ließ ihren Blick über die Menge gleiten. Kerfluns hob beide Krüge prüfend an und kontrollierte den Stand des Traubensaftes. Lange Zeit sagte er nichts. Verunsichert blickte Euphena zu Larin hinüber, aber die hob nur unwissend die Hände.
    »Hm!«, machte Kerfluns schließlich. »Gleichstand! Larin war schneller, das haben wir gesehen ... aber du Menschenmädchen, scheinst die größeren Füße zu besitzen!«
    Die versammelten Aigiden lachten auf. »Dann seid ihr eben beide die Herbstkönigin!« Jubel brandete auf. Euphena stieg mit einem großen Schritt zu Larin hinüber in den Bottich und drückte sie an sich.
    »Eine würdige Gegnerin!«, flüsterte ihr die Aigidin ins Ohr.
    Kerfluns reichte jeder ihren Krug mit Traubensaft. Euphena wollte ihn kosten.
    »Nein!«, rief Larin schnell. »Den musst du jetzt deinem Liebsten überreichen! Er wird euch zusammenführen und euch Fruchtbarkeit schenken!« Mit diesen Worten sprang sie ohne einen Tropfen zu verschütten aus dem Bottich, und überreichte ihren Krug mit demütig gesenktem Blick dem vernarbten Aigidenkrieger, den Euphena schon vom Schäfchenzählen kannte.
    Ohne abzusetzen, trank der den Krug aus, warf ihn über die rechte Schulter und küsste Larin zärtlich auf ihre gespitzten Lippen. Die Umstehenden jubelten ihnen zu und pfiffen, wie aus einem Mund.
    Euphena trat von einem Bein auf das andere und beäugte misstrauisch ihren Saft. Stumm schwappte er in dem Krug hin und her. Die letzten Zurufe um sie herum verstummten, alles wartete auf sie. Euphena räusperte sich verhalten. Wem sollte sie den Krug jetzt überreichen? Ein wenig unbeholfen stieg sie aus dem Bottich. Vielleicht Redlef? Oder Kerfluns? Andere Böcke kannte sie ja gar nicht! Auch das mit der Fruchtbarkeit ließ leises Bedenken in ihr aufkeimen! Sie drehte sich im Kreis.
    Plötzlich wurde Murren laut und Bewegung kam in die Menge. Sie teilte sich und spuckte einen verdreckten Helwyr aus. Seine Brust hob und senkte sich schnell. Er war gerannt.
    »Euphena!« Seine Hand legte sich auf ihren Arm. Sie zog ihn weg.
    »Warum habt ihr ihn freigelassen?« Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Es war so ein ausgelassenes Fest gewesen, bei dem sie nicht an ihn gedacht hatte und jetzt stand er schon wieder vor ihr!
    Kerfluns hob entnervt die Arme. »Sein Geschrei hält auf Dauer ja keiner aus! Wird Zeit, dass ihr das klärt, Kinder!« Er wandte sich ab. »Dann kehrt hier endlich wieder Ruhe ein ...«, murmelte er und hockte sich auf seinen Thron, den man ihm extra aus dem Langhaus hierher geschafft und mit Weinlaub geschmückt hatte.
    Wütend starrte sie Helwyr an. Noch vor wenigen Augenblicken war sie vor ihm gestanden, hatte ihm gesagt, dass alles ihre Schuld gewesen war und war wie ein dummes Schaf, heulend weggerannt, weil er nichts erwidert und sie nur angestarrt hatte.
    Ihre Lust jetzt, vor allen anderen mit ihm zu reden, oder ihn auch nur anschauen zu müssen, hielt sich in Grenzen. Die ganze Situation trug auch nicht wirklich dazu bei, ihn endgültig zu vergessen!
    »Du hast mir vorhin nicht die Chance gegeben, dir zu antworten.« Sein Blick lag ruhig auf ihrem Gesicht.
    Sie presste die Lippen aufeinander. Die Chance würde sie ihm auch jetzt nicht geben, nicht heute und bestimmt nicht hier!
    Demonstrativ setzte sie den Krug an die Lippen und trank ihn selbst aus. Ein Raunen lief durch die Menge wie eine frische Brise durch einen Nadelwald.
    Helwyrs Miene blieb neutral. »Ich wollte dir erklären, warum ...«
    Herausfordernd ließ Euphena den Krug mit spitzen Fingern fallen. »Du brauchst mir nichts zu erklären! Es ist alles in Ordnung!«
    Sie wollte sich abwenden, aber Helwyr hielt sie schnell fest.
    »Ich wollte dich schützen!«

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