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Hornjäger (German Edition)

Hornjäger (German Edition)

Titel: Hornjäger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Weithofer
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schüttelte den Kopf und blätterte weiter. Ein Bericht über eine Sichtung von vor dreiundachtzig Lenzen. Ein Hirtenbursche war blutüberströmt und außer sich vor Entsetzen nach Hause gekommen. Er hatte sich nur langsam erholt, und nie gewagt zu erzählen, was an jenem Tag passiert war. Die Herde, die er geführt hatte, wurde nie mehr gesehen. Euphena fuhr sich über die Stirn. Das wurde ja immer besser! Das letzte Pergamentstück, das sie bei sich hatte, beinhaltete die klassische Überlieferung der Legende, wie sie jedes Kind einmal zu hören bekam: Tief in den Wäldern jenseits der Berge lebt ein verlorenes und von den Göttern verlassenes Volk. Entstanden aus einer grausamen Laune der Natur, kämpfen oder saufen sie den ganzen Tag. Ihr König macht niemals Gefangene und schläft auf einem Berg aus Schädeln und Knochen. Dort wartet er jede Nacht mit feuerroten Augen auf den Tag der Rache am Menschengeschlecht, das sie vor so vielen Jahrhunderten vertrieben hat. Dann kam die Stelle mit Fengus‘ Ururgroßvater, der nach dem Kampf gegen den Riesen, auf den König der Gehörnten trifft.
    Die Überlieferung ging hier dummerweise auch nicht ins Detail. Es hieß nur: Seine Majestät wurde nach drei Tagen aufgefunden. Nicht mehr Herr seiner Sinne, schaffte man ihn zurück in den Palast, woraufhin er wenige Tage später verstarb.
    Euphena dachte mittlerweile ernsthaft über einen Messerkauf nach. Sie hatte zwar ihren Geleitschutz, aber man konnte ja nie wissen! Wenn es dieses Volk tatsächlich gab, und sie gefangen werden sollte, wollte sie vorbereitet sein. Andererseits war es dann vermutlich sowieso zu spät für sie! Alle, die so einem Wesen begegnet waren, hatten den Verstand verloren oder waren jetzt tot. Und ausgerechnet sie sollte das sagenumwobene goldene Horn des Königs stehlen? Euphena schwindelte. Vermutlich war es das Beste, wenn sie um einen schnellen und schmerzlosen Tod bat. Dann hatte die ganze Geschichte ein Ende! Denn dann würde sie weder den grässlichen Baron heiraten, noch sich mit einem Monster um dessen goldenes Horn streiten müssen. Ihre gute Laune war mit einem Schlag verschwunden. Ihre Reise war ohnehin Wahnsinn!
    »Fräulein Euphena?« Sie schreckte hoch.
    Astos hatte sein Pferd neben ihren Wagen gelenkt und sah zum Fenster herein.
    »Ja bitte?« Rasch schob sie die Pergamentblätter zusammen. Es war ihr lieber, wenn nur sie den Weg kannte. Eine reine Vorsichtsmaßnahme!
    »Ich wollte Euch fragen, ob ich mich wohl kurz zu Euch gesellen dürfte?«
    »Wenn Ihr das wollt, Rittmeister.« Euphena ließ die Kutsche halten.
    Astos sprang vom Pferd und stieg durch das klapprige Türchen mit den Spitzenvorhängen zu ihr in den Wagen.
    Euphena klopfte gegen die Vorderwand, damit sie wieder Fahrt aufnahmen.
    »Warum tut Ihr das alles?« Der Rittmeister setzte sich ihr gegenüber.
    »Um mir meine Freiheit zu erhalten, Astos. Sowie das Leben, das ich bis jetzt führen durfte. Keine Sorge, mir ist bewusst, dass Ihr nicht erfreut seid, mich begleiten zu müssen.«
    »Es müsste Euch doch erfreuen, mich leiden zu sehen. Nachdem ich Euch bei Fengus verraten habe.«
»Wie könnt Ihr so etwas denn von mir denken? Ihr habt Eure Pflicht gegenüber Eurem Herrn getan.« Euphena tat bestürzt. »Vermutlich hätte ich ähnlich gehandelt!«
    »Hättet Ihr nicht!« Astos verzog leicht den Mund. »Weshalb ich eigentlich mit Euch sprechen wollte, ist die Frage nach dem Weg, den wir einschlagen sollen, wenn wir zur großen Kreuzung kommen. Unter den Männer geht das Gerücht, dass Ihr eine Karte besitzt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr redet, mein Herr.« Euphena setzte eine unschuldige Miene auf und widmete sich der Stickarbeit, die sie für die langen Stunden in der Kutsche mitgenommen hatte. Zwei Vögelchen auf einem Ast. Vermutlich würde sie ein Balltäschchen damit beziehen.
    »Ihr habt Geheimnisse.«
    »Und wenn dem so wäre?« Sie hielt ihm die Nadel vors Gesicht. »Meine Geheimnisse brauchen Euch nicht zu interessieren, da Ihr ohnehin nicht an den Nutzen dieser Unternehmung glaubt!«
    »Ich halte sie sogar für eine ausgemachte Dummheit. Auf den Landstraßen gibt es Räuber und Schlimmeres, Ihr bringt uns alle nur unnötig in Gefahr durch Eure Sturheit.«
    »Was wollt Ihr von mir?« Sie ließ die Stickerei sinken.
    »Kehrt um!« Seine Miene wurde eisig.
    Euphena lehnte sich nach vor. »Ihr glaubt weder an mich noch an meinen Erfolg und habt für das Leben, um das ich kämpfe nur Spott und Hohn übrig. Wenn

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