Hornjäger (German Edition)
Euch also diese Unternehmung nicht passt, solltet Ihr nach Hause reiten, Astos! Ich habe Euch nicht um Eure Hilfe gebeten!« Warum interessierte er sich für die Route, die sie geplant hatte? Es war ja nicht so, dass er den Weg, den sie nahmen, kennen musste. Wildnis war schließlich Wildnis!
»Schon gut.« Astos hob beschwichtigend die Hände und sah sich dann etwas verlegen im Wagen um. »Woher habt Ihr das?«
Er deutete auf das Pergamentstück, in dem Euphena kurz zuvor noch die Legende nachgelesen hatte und das nun vorwitzig unter ihrem Rock hervorschaute. Sie ignorierte seine Frage und verdeckte es mit dem Saum ihres Gewandes.
»Soweit ich weiß, besitzt nur Fengus eine Abschrift, die so reich illustriert ist.«
Euphena stickte stur weiter.
»Ihr habt es doch hoffentlich nicht aus der königlichen Privatbibliothek entwendet?«
Sie konzentrierte sich ganz auf das Röschen, das sie auf dem Stoffstück vorgezeichnet hatte.
»Euphena?«
»Ach herrje! Er braucht es doch im Moment sowieso nicht! Außerdem sitze ich durch Fengus Schuld in dieser Misere fest, da kann er wohl auch seinen Beitrag leisten!«
Astos schnaubte.
Ihr war klar, dass er das nicht verstand. Dazu war das Leben des Rittmeisters zu korrekt.
Sie schwiegen einander an, während die Kutsche gemächlich dahin rumpelte.
Sie kamen dem westlichsten Punkt des Reiches immer näher. Das Köhlerdorf war in der Hauptstadt, als ruhiger Ort bekannt. Seine Bewohner waren keine Philosophen oder Professoren, dafür aber gewissenhafte und ehrliche Handwerker. Nachdem sie die einfachen Wallanlagen passiert und ein Wirtshaus zum Übernachten gefunden hatten, machte sich schnell allgemeine Erschöpfung breit. Euphena hatte ein niedliches Zimmerchen im ersten Stock bezogen und wühlte zufrieden in ihren Truhen, nach dem passenden Kleid, für einen gemütlichen Abend in der Schankstube.
Nachdem sie sich die Haare gerichtet und kurz den Ausblick über das verschlafene Dörfchen genossen hatte, schritt sie die Treppe zum Speisezimmer hinab.
Als vornehmes Fräulein wurde sie vom Wirt persönlich empfangen und an den gemeinsamen Tisch geführt. Ein junger Soldat mit grünen Augen machte ihr höflich Platz. Astos brummelte nur etwas Freudloses in seinen Humpen, als er sie bemerkte. Sie beachtete ihn gar nicht. Vielmehr freute sich Euphena an der charmanten Gesellschaft, ihres Begleitschutzes. So viele nette Herren hatte sie nicht jeden Tag zu ihrer Unterhaltung am Tisch sitzen.
Der mit den grünen Augen, ließ sich nun zwischen einem Schlanken mit Hakennase und einem etwas hünenhaften Krieger nieder - ein Brüderpaar, wie es ungleicher nicht sein konnte. Ein etwas älterer Soldat mit fehlendem Ringfinger und ein desinteressiert schauender Schönling komplettierten die Runde. Die Brüder plauderten gern und der mit dem fehlenden Finger gab, wenn man ihn zu Wort kommen ließ, einen derben Witz nach dem anderen zum Besten.
Astos hielt den ganzen Abend über nur seinen Humpen umklammert. Ihm war ganz offensichtlich nicht nach harmlosen Plaudereien zu Mute.
Nach dem Essen zog sich der Schönling bald zurück, um wohl, wie ihr der Grünäugige zwinkernd verriet, nach einem Mägdlein Ausschau zu halten. Euphena kicherte artig und lenkte das Tischgespräch auf belanglosen Hoftratsch. Als ihre Glieder schwer wurden und sie bemerkte, wie müde sie eigentlich war, wünschte sie allgemein eine gute Nacht, überließ Astos die Zeche und zog sich in ihr Zimmerchen zurück. Sie war froh, dass sie so eine angenehme Gesellschaft bei sich hatte, auch wenn sie hin und wieder mitleidige Blicke erntete.
Euphena wusste nicht weshalb, aber sie vermutete einfach, dass die Soldaten die Anwesenheit einer Dame nicht gewohnt waren und sich für ihren Kameraden schämten, der eine Derbheit nach der anderen von seiner Zunge springen ließ.
Euphena lockerte ihr Haar, zog sich ihr Nachtgewand an und kuschelte sich unter die weiche Daunendecke. Reisen hatte sie sich irgendwie noch anstrengender vorgestellt. Aber von ihr aus konnte es ruhig so weitergehen.
Astos entspannte sich merklich, als Euphena den Raum verlassen hatte. Er sah jetzt nicht mehr ganz so verloren aus, wie Helwyr fand. Er selbst hatte unauffällig in der hintersten Ecke des Raumes gesessen, weit weg vom Schein des Kaminfeuers. Seinen Männer hatte er befohlen, sich unter die normalen Gäste zu mischen. Niemand im Wirtshaus schöpfte Verdacht. Keiner sah ihn verwundert an. Alles lief also ganz wunderbar!
Er war der
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