Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)
anderen Ende wieder herauszukommen.
Und ich fürchte, sie sind in einer Welt gelandet, die sich sehr von der unterscheidet, die sie verlassen haben. Ihre Lage ist hoffnungslos. Sie sind allein, verängstigt, schwach und voneinander getrennt …“
„Und wir haben zwei von ihnen gefangen genommen.“
„Ja, Jonas. Wir kannten die genaue Position von siebzehn der fünfundzwanzig Türen und haben sie zehn lange Jahre über beobachtet und darauf gewartet, dass die Kinder an einer von ihnen auftauchen.“
„Und welche beiden sind es?“
Der Vorsitzende antwortete nicht sofort und Jonas war klar, dass er mit ihm spielte und den Augenblick genoss. „Der eine ist Peruaner. Seine Eltern kamen bei einer Schlammlawine in ihrem Dorf ums Leben und er endete als bettelnder Straßenjunge in Lima. Sein Name ist Pedro.“
„Und der andere?“
„Scott Tyler.“
Die Worte waren kaum ausgesprochen, als Jonas auch schon ein warmes Gefühl der Genugtuung verspürte.
Scott und Jamie Tyler waren verantwortlich für den Tod seiner Mutter vor zehn Jahren in Kalifornien. Einer von ihnen – vielleicht auch beide – hatten die Hand eines Attentäters so abgelenkt, dass er anstelle der eigentlichen Zielperson ihr die Kugel in den Kopf gejagt hatte. Natürlich hatte Jonas sich nichts aus seiner Mutter gemacht, aber darum ging es nicht. Dieser Junge, Scott, war schuld an ihrem Tod und das machte es persönlich. Es würde Jonas größtes Vergnügen bereiten, sich ihn vorzunehmen. Plötzlich schmeckte der Wein richtig süß.
„Was erwarten Sie von mir?“, fragte er.
„Pedro ist uninteressant für uns. Er ist schwach und loyal und wir werden mit ihm vermutlich nicht viel anfangen können. Scott ist anders. Ihre Mutter hatte bereits einige Zeit mit ihm verbracht und es fast geschafft, ihm unsere Sicht der Dinge aufzuzwingen. Sie hat dazu verschiedene Drogen und Methoden der Gehirnwäsche benutzt.“ Der Vorsitzende überreichte Jonas einen Speicherstick. „Hier ist ihr Bericht und auch Bildmaterial, das Ihnen einen Eindruck davon vermitteln wird, wie damals vorgegangen wurde. Offenkundig war der Prozess kein voller Erfolg, denn Scott und sein Bruder wurden wieder vereint und Ihre Mutter erschossen.
Aber wir glauben trotzdem noch, dass Scott das schwächste Glied ist. Er mag ja einer der Fünf sein, aber er ist nicht wirklich einer von ihnen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er ist nicht beliebt. Soweit wir wissen, wurde er zurückgelassen, als die anderen erst nach England und dann nach Hongkong reisten. Sie wollten ihn nicht bei sich haben. Darauf können wir aufbauen. Wir können natürlich mit ihm machen, was wir wollen, wichtig ist nur, dass wir ihn auf unsere Seite bekommen.“
„Und dann?“ Jonas drehte den Speicherstick zwischen den Fingern. Es war eine komische Vorstellung, dass er schon bald seine Mutter auf Video sehen würde.
„Wir können ihn benutzen, um Matthew Freeman zu bekommen“, antwortete der Vorsitzende. „Darum dreht sich alles. Matthew Freeman gelang das Unmögliche – er verletzte in der Nazca-Wüste den König der Alten. Dafür wird er bezahlen. Auf ihn kommen endlose Schmerzen zu, Jonas, und es ist Ihr Job, dafür zu sorgen. Sie werden die Arbeit Ihrer Mutter zu Ende führen und Scott zu einem von uns machen. Scott wird Matt in die Falle locken. Und dann erhalten Sie Ihre Belohnung.“
„Sie meinen … dann werde auch ich modifiziert?“
Der Vorsitzende lächelte. Seine Haut bewegte sich zwar kaum, aber man sah es an seinen Augen. „Es könnte dazu kommen, Jonas. Machen wir uns nichts vor. Wir steuern auf das Ende der Welt zu, wie wir sie kennen. Was glauben Sie, wie viele Hunderttausend Menschen ihren letzten Atemzug getan haben, während wir hier in diesem hübschen Büro bei einem guten Glas Wein plaudern? So war es schon immer, auch bevor die Alten kamen. Man darf nicht zu viel über diese Dinge nachdenken, weil man ohnehin nichts dagegen tun kann – wozu also die Mühe? Wenn ich Sie wäre, würde ich mich in Bezug auf die eigene Zukunft um dieselbe Einstellung bemühen. Tun Sie, was getan werden muss, und machen Sie sich nicht zu viele Gedanken über das, was passieren wird. Denn eines ist sicher – wenn Sie in dieser Sache versagen, werden Sie schneller modifiziert werden, als Sie blinzeln können!“
„Ich werde nicht versagen, Sir.“
„Das weiß ich. Deswegen wurden Sie auserwählt.“ Der Vorsitzende trank sein Glas leer. „Ihr Flugzeug nach Italien wartet. Lassen Sie mich
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