Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1)

Titel: Horowitz, Anthony - Die fuenf Tore 5 - Zeitentod (Das Finale - Teil 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
Vom Netzwerk:
dabei an weiteren zwanzig oder dreißig Personen vorbei, die übereinander auf den Stufen saßen.
    Sie folgten einem langen Flur, in dem Lampenfassungen von der Decke baumelten, denen aber die Glühbirnen fehlten. Pedro konnte Essen riechen … gekochter Reis oder vielleicht Nudeln. Er hörte ein Baby schreien und eine Frau, die jemanden ankeifte. In der Ferne fiel ein einzelner Schuss und ein paar Sekunden später schrie jemand.
    Giovanni blieb vor einer Tür stehen und klopfte – ein spezieller Code, wie Pedro bemerkte. Einen Moment später wurde die Tür geöffnet. Die beiden traten ein.
    Sie waren in einer Wohnung mit drei Zimmern, hohen Decken, Holzfußböden und Fenstern zum Hof. Die Wohnung war früher einmal bestimmt sehr schön gewesen. Pedro fielen ein paar Details auf, wie etwa die fein geschnitzten Fensterläden und der mit Marmor eingefasste Kamin. Doch wo einst Bilder gehangen hatten, waren jetzt helle Flecken an den Wänden. Auch die Vorhänge waren verschwunden. Es gab kaum Möbel.
    Hier lebte eine ganze Familie, mehrere Generationen, die zusammen am Tisch saßen – im Schein einer Öllampe, der einzigen Lichtquelle. Die meisten waren Erwachsene, aber da waren auch Kinder – zwei Mädchen, ungefähr vier und sechs Jahre alt. Alle hatten aufgeschaut, als Giovanni hereinkam. Pedros Auftauchen schien sie zu überraschen und zu beunruhigen.
    Ein dünner, ernst dreinblickender Mann mit langen grauen Haaren und einem Bart hatte ihnen die Tür geöffnet. Er trug eine dicke Strickjacke, einen Schal und eine flache Mütze. Er hatte die Tür hastig wieder zugeschlagen, sich Giovanni geschnappt und ihn mit einem fast unhörbaren italienischen Redeschwall überfallen.
    Pedro stand daneben und während er wartete, tropfte er auf den Holzboden und musste verlegen feststellen, dass der Rest der Familie ihn anstarrte.
    Der Mann war gereizt und frustriert, aber Giovanni ließ sich nicht einschüchtern und erklärte anscheinend, was er getan hatte und wer Pedro war. Schließlich sah der Mann Pedro an.
    „Du sprichst Spanisch?“, fragte er ihn – ebenfalls in fließendem Spanisch.
    „Ja.“ Pedro nickte.
    „Kommst du aus Spanien?“
    „Nein, Peru.“
    Das erstaunte den Mann. „Ich spreche auch deine Sprache“, sagte er. „Vor langer Zeit war ich hier an der Universität Professor für Sprachen. Das war, bevor sie geschlossen wurde. Jetzt dient sie als Wohnraum. Mein Name ist Francesco Amati. Du musst dich abtrocknen.“
    Er sagte etwas zu einer der Frauen, die daraufhin in eines der anderen Zimmer eilte und mit einer Decke zurückkam, die sie Pedro um die Schultern legte. Pedro zog sie fest um sich. Giovanni hatte inzwischen sein Hemd ausgezogen und rubbelte seinen Oberkörper mit einem Geschirrtuch trocken.
    „Du hast bestimmt Hunger“, sagte Francesco. „Giovanni sagt, dass du lange Zeit ein Gefangener warst. Du kannst mit uns essen. Bitte setz dich.“
    Anscheinend war Giovanni aus dem Streitgespräch als Sieger hervorgegangen und jetzt, da der Mann ihn akzeptierte, tat es auch seine Familie. Sie rückten zusammen, um am Tisch Platz für Pedro zu schaffen, und stellten ihm warme Suppe und Brot hin, was er sofort verschlang. Die Suppe war dünn und das Brot hart, aber nach einem Monat Gefängniskost schmeckte beides einfach großartig.
    „Wir werden uns dir gleich vorstellen“, sagte Francesco. „Aber zuerst möchte ich einiges über dich erfahren. Du heißt Pedro. Stimmt das? Wieso bist du hier in Neapel?“
    „Ich hatte nicht vor, herzukommen“, antwortete Pedro zwischen zwei Bissen. Er wusste nicht, wie viel er diesen Leuten erzählen durfte. Dabei ging es nicht darum, dass er ihnen nicht traute. Das Problem war vielmehr, dass er nicht sicher war, ob sie ihm seine Geschichte glauben würden. „Ich wurde in einer Kirche oder einem Kloster gefangen genommen, etwa dreißig Minuten von hier. Dann haben sie mich mit einem Hubschrauber hierhergebracht.“
    „Warum?“
    „Weil sie glauben, dass ich ihnen schaden kann.“
    Giovanni sagte etwas auf Italienisch und der Mann murmelte eine Antwort. „Kannst du ihnen schaden?“, fragte er.
    „Ja, wenn ich meine Freunde finde. Es gibt fünf von uns …“
    Ein wesentlich älterer Mann auf der anderen Tischseite beugte sich vor und begann schnell und halblaut zu sprechen. Pedro hörte, dass er mehrmals „cinque“ sagte. Das italienische Wort für fünf. Er betrachtete die anderen, die mit ihm am Tisch saßen: zwei Frauen, Giovanni und Francesco, die

Weitere Kostenlose Bücher