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Horror Factory - Glutherz

Horror Factory - Glutherz

Titel: Horror Factory - Glutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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werden!
    Im selben Moment wurde mir schlagartig bewusst, dass sich etwas verändert hatte. Mein Herz – es sandte keine Lichtimpulse mehr in die Dunkelheit. Mein Körper hatte sich äußerlich geschlossen, war nun von Haut bedeckt, sodass das schlagende Herz darin verborgen war.
    Diese Erkenntnis verlieh mir Kraft. Wo war Professor Spalanzanis Labor?
    Ich musste nicht lange suchen. Neben der Feuerstelle stand eine hölzerne Falltür offen. In dem Loch erahnte ich Stufen, die abwärts führten. Von dort strömte mir der bestialische Gestank entgegen. Was würde mich dort unten erwarten? Licht hatte ich immer noch nicht. Aber ich wagte es und stieg hinab.
    Und dann stand ich in einer absolut undurchdringlichen Dunkelheit. Nur die viereckige Öffnung über mir war zu erahnen, sonst nichts. Allerdings war mir klar, dass der Kellerraum um mich herum recht hoch sein musste. Ich hatte mehr als dreißig Stufen gezählt, bis ich unten angekommen war.
    »Ist da jemand?«, rief ich.
    Meine eigene Stimme kam mir fremd vor. Sie sorgte für einen leichten Hall – was bedeutete, dass der Raum auch eine gewisse Ausdehnung besaß. Sicher hatte er eine größere Grundfläche als das Haus darüber.
    Das winzige Haus war also nur Spalanzanis Tarnung für seine finsteren Machenschaften, von denen niemand etwas mitbekommen durfte.
    Und trotzdem hatte Coppelius davon erfahren.
    Vorsichtig ging ich ein paar Schritte. Ich tastete zur Seite. Meine Finger berührten Eisen. Es fühlte sich an wie eine Stange. Erst dachte ich, ich hätte ein Geländer gefunden, aber dann bemerkte ich, dass sich das Metall nach unten rundete. Es war ein Rad. Ich wanderte mit der Hand entlang und stellte fest, dass es etwa den Durchmesser meines Armes hatte.
    Und ich konnte es drehen.
    Ich gab dem Rad einen kräftigen Schwung – und erschrak heftig, als irgendein verborgener Mechanismus in Gang kam, der den Raum in helles Licht tauchte. An der Decke waren längliche Lampen angebracht, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren mussten wie die in Doktor Wilhelminas Haus.
    Licht ohne Feuer … und das in dieser Zeit!
    Ich hatte das Rad, das an der rohen Mauer festgemacht war, längst losgelassen. Es drehte sich nun von selbst immer schneller und schneller und gab dabei einen leisen Brummton von sich.
    Der Raum war so gut wie leer.
    Professor Spalanzani mochte hier seine Experimente durchgeführt und seine Erfindungen gemacht haben, doch von seinen Sachen war nichts mehr vorhanden. Wahrscheinlich hatte Coppelius nicht nur den Professor entführt, sondern auch all seine Habe mitgenommen.
    Der strenge Geruch, den ich schon beim Eintreten in das Haus wahrgenommen hatte, kam von etwas Stroh, das in einer Ecke einen Haufen bildete. Daneben gab es einen Eisenring in der Wand, von dem eine Kette abging. Die Ecke wirkte wie ein Kerker.
    Tiere, dachte ich.
    Spalanzani hat hier Tiere gehalten, mit denen er wahrscheinlich experimentierte.
    Ein dumpfes Grauen überfiel mich. Ich wollte weg von diesem Ort.
    Es gelang mir, das Eisenrad an der Wand anzuhalten. Das Licht der Lampen wurde innerhalb weniger Atemzüge schwächer und erstarb. Ich blieb am Fuß der Treppe stehen, bis ich die Öffnung der Falltür erkennen konnte. Dann stieg ich wieder hinauf.
    Als ich den Kopf aus dem Viereck streckte, spürte ich einen Lufthauch. Ich sah zur Tür. Sie war wieder offen. In dem Rechteck zeichnete sich eine Silhouette ab.
    Ich erstarrte vor Schreck. Wer auch immer dort hereinkam – er schien mich noch nicht gesehen zu haben und stand ebenfalls starr und steif da. Meine Gedanken überschlugen sich: Wenn es einer von Coppelius’ Leuten oder der Magier selbst war, dann konnte mir die Spieluhr helfen. Wenn es jemand anders war, dann machte ich mit der Musik nur auf mich aufmerksam.
    Es gelang mir, vollkommen geräuschlos aus dem Loch herauszusteigen und mich in die Ecke neben der Feuerstelle zu drücken. Kein Atemzug zu früh: Die Gestalt betrat das Haus, schloss die Tür hinter sich und hatte plötzlich ein sehr helles, kleines Licht in der Hand.
    Wieder ein Licht ohne Feuer.
    Es war mir nicht möglich, die Person zu erkennen. Sie verbarg sich hinter der Helligkeit, die sie zum Glück nicht auf mich, sondern auf die Falltür gerichtet hielt. Offenbar kam sie gar nicht auf die Idee, dass hier sonst noch jemand sein könnte. Und sie bewegte sich vorsichtig. Langsam schlich sie an die Kelleröffnung heran. Ich tastete nach hinten und bekam etwas zu fassen. Ich glaubte mich zu erinnern,

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