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Horror Factory - Glutherz

Horror Factory - Glutherz

Titel: Horror Factory - Glutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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dass dort, wo ich hingriff, Kochgeschirr an der Wand hing. Meine Hand umschloss einen langen Griff. Er musste zu einer Bratpfanne gehören.
    Mittlerweile erkannte ich, dass die Gestalt ein Mann war. Er hatte mir den Rücken zugewandt und leuchtete in den Keller. Etwas ließ ihn zögern, hinunterzusteigen – und da kam meine Chance.
    Ich holte aus und schlug mit der Pfanne auf seinen Kopf ein. Es gab ein lautes, klingendes Geräusch. Der Mann schrie kurz auf und sackte dann zusammen. Die Lampe fiel zu Boden und rollte ein Stück zu mir hin.
    Ich hob sie auf. Sie bestand im Grunde nur aus einer kleinen Metallstange – drei Finger dick und halb so lang wie mein Unterarm. Ich leuchtete den Mann an, der vor mir lag. Er war nicht bewusstlos. Ächzend rappelte er sich auf und sah mich an.
    Es war Nathan.
*
    »Ich habe dich gesucht, Olympia«, sagte er, als ich einen Lappen gefunden und in einem Eimer neben der Feuerstelle nass gemacht hatte, um seine Beule zu kühlen. »Nachdem du nicht in der Dachkammer warst und ich das eingeschlagene Fenster entdeckte, war ich sicher, dass du zu Spalanzanis Haus gegangen bist. Zumal bei Doktor Wilhelmina Unterlagen fehlten …«
    Ich betrachtete ihn voller – ja, wie soll ich das Gefühl beschreiben? Er tat mir unendlich leid. Und der Gedanke, dass ich ihn verletzt hatte, sorgte für einen Schmerz, der weit schlimmer war, als wenn ich mir die Pfanne selbst über den Kopf gehauen hätte. Und es war ein stärkeres Gefühl, als das, einfach nur einen Fehler gemacht zu haben. Mein Herz wummerte wie noch nie. In meinem Bauch kribbelte es.
    Gleichzeitig bildete sich in mir ein Widerstand. Er durfte auf gar keinen Fall erfahren, was ich empfand! Alles in mir schrie danach, die Überlegene zu spielen – die Stärkere von uns beiden. Wobei mir nicht klar war, warum ich das eigentlich wollte. Und das irritierte mich noch mehr.
    »Ja, ich wollte Spalanzani finden«, sagte ich. »Dort unten in dem Keller muss sein Labor gewesen sein. Aber da ist nichts mehr. Coppelius muss es mitgenommen haben. Ich muss zu ihm. Spalanzani ist in großer Gefahr. Ich muss ihn befreien.«
    Nathan schüttelte den Kopf. »Ist dir nicht klar, dass Coppelius nur darauf wartet, dass du zu ihm gehst? Wie willst du ihn besiegen? Die Spieluhr kann vielleicht seine Armee verscheuchen und ihm selbst ein bisschen Angst machen – aber glaub mir, er wird Mittel und Wege finden, um diese Waffe wirkungslos zu machen. Und dann bist du vollkommen ohne Schutz. Du kannst es mit Coppelius nicht aufnehmen. Wenn du zu ihm gehst, hat er endlich das, was er wollte. Er wird dir dein Herz entreißen und das Geheimnis deines Lebens ergründen. Nicht nur deines, sondern allen Lebens …«
    Plötzlich fiel mir etwas ein.
    »Wie kommst du eigentlich hierher?«, fragte ich. »Wir sind hier in meiner Welt – in der Welt von Hoffmann. Nicht in der Welt von Doktor Wilhelmina.«
    Nathan schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Es kommt mir selbst seltsam vor. Ich kam in die Villa. Dort wartete die Polizei auf mich. Sie teilten mir mit, dass Doktor Wilhelmina vom Dach des Theaters gestürzt war. Sie glaubten, sie habe Selbstmord begangen. Mir war klar, dass das nicht sein konnte. Coppelius musste dahinterstecken. Als die Polizei weg war, entdeckte ich das Loch im Fenster.«
    Ich nickte. Wir mussten uns gerade verpasst haben. Oder in dem Moment, in dem ich aufbrach, setzte wieder die Zeitverschiebung ein, und wir waren zwar am selben Ort, doch ich wanderte in eine andere Zeit ab …
    »Ich hatte plötzlich den brennenden Wunsch, dich zu finden«, fuhr Nathan fort. »Ich wollte dir unbedingt helfen. Mir war klar, dass du nun ganz alleine unterwegs sein musstest. So habe ich mir alles in Erinnerung gerufen, was ich von Doktor Wilhelmina gelernt hatte – über Hoffmann und all die Dinge, die er schrieb. Ich bin einer ihrer Studenten, verstehst du – aber ich bin der Einzige, der direkt mit ihr zusammenarbeiten durfte. Und auf einmal geschah etwas Seltsames. Ich spürte, wie ich durch die Zeit wanderte. Ich ging zu Hoffmanns Haus – dem Haus, in dem sich deine Dachkammer befindet.«
    »Es ist also tatsächlich Hoffmanns Haus.«
    »Ja, er lebt da. Wobei ich sagen muss …«
    Plötzlich stockte er, druckste herum.
    »Was musst du sagen?«
    Er verzog das Gesicht, und ich wusste, dass ihn etwas quälte.
    »Nathan, sag es mir. Ich muss alles über mich, über Spalanzani und Hoffmann erfahren.«
    Ich spürte seine Hand auf meiner Wange. Sie war

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