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Horror-Horoskop

Horror-Horoskop

Titel: Horror-Horoskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sturm wird kommen. Er ist schon da. Viel früher.«
    »Und wo sind wir?«
    »Nahe der Küste!«
    »Dann ist doch alles gut.«
    »Nein, Signore, Ihr irrt Euch. Nichts ist gut.« Der Kapitän hielt sich an einem Stützpfosten fest, weil das Boot so schwankte. »Der verdammte Wind treibt uns von der Küste weg. Wir können es einfach nicht schaffen und wenn, dann besteht die Gefahr, dass wir zwischen die Klippen geraten und dort zerschellen.«
    Jetzt endlich war der Mann hellwach. Nostradamus schaute auf sein Horoskop-Bild. Es hätte ihm noch gefehlt, wenn das Schiff sinken würde. Dann würde auch dieses Erbe vergehen. Ebenso wie das Buch.
    »Könnt Ihr nichts machen, Kapitän?«
    Der Mann lachte rauh. »Ja, beten.« Im nächsten Augenblick glitt das Boot in ein Wellental, die See kam über, schwemmte die Planken frei und fand ihren Weg durch die offene Tür auch in die Kabine, wo sie den Kapitän fast von den Beinen riss. Fluchend kämpfte er gegen das Wasser an und verließ den Raum.
    Nostradamus aber wartete. Er traute sich nicht an Deck. Dort jagte Brecher auf Brecher über die Reling, und jedesmal, wenn die Flut zuschlug, hatte er das Gefühl, als würde das Schiff auseinanderbrechen. Irgendwann knackte der Mast. Er hörte das splitternde Geräusch, vernahm auch die Schreie der Besatzung, das Schiff wurde zum Spielball der Wellen, drehte sich, tauchte mit dem Bug tief ein, kam wieder hoch und wurde überschwemmt.
    Steuerlos trieb es weiter.
    Kniehoch stand das Wasser in der Gast-Kajüte. Und Nostradamus hockte noch immer auf seiner Liegestatt, während es um ihn herum brauste, toste und heulte, als hätte der Teufel persönlich die Pforten der Hölle geöffnet, um mit brutaler Hand alles niederzuschmettern, was sich ihm an Hindernissen in den Weg stellte. Nostradamus ergab sich in sein Schicksal.
    Und womit er nie gerechnet hatte, trat ein. Der Sturm flaute ab, und er lebte noch immer. Als der Wind nur noch säuselte, riskierte er es, verließ die Kabine und kletterte an Deck, wo er inmitten eines Chaos stand. Da gab es nichts mehr, was heil geblieben wäre. Die Brecher hatten mit ihrer Wucht alles zerstört. Dass der Kahn überhaupt noch schwamm, war ein Wunder. Aber er würde sinken, denn irgendwo gurgelte und schmatzte es, als ob Wasser eindrang.
    Menschen sah Nostradamus auf den ersten Blick nicht. Beim zweiten Hinsehen fand er zwei Tote. Unter ihnen befand sich der Kapitän. Nur zu erkennen an seiner Uniform, der Schädel war vom Mast völlig zerschlagen worden. Dem Matrosen daneben war es nicht anders ergangen.
    Und die übrigen Seeleute würden irgendwo im Meer als Leichen herumtreiben.
    Nostradamus wusste, dass auch er nicht mehr lange zu leben hatte. Wenn das Schiff sank, gab es keine Chance mehr.
    Aber er sah auch eine Rettung.
    Das war der Küstenstreifen. In der glosenden, heißen Luft stand er wie eine Dunstfahne in der Ferne. Leider noch viel zu weit entfernt, um ihn schwimmend zu erreichen. Zudem dachte Nostradamus an seine beiden wertvollen Erbstücke, die er mitzunehmen hatte.
    Ob der Teufel oder sein Widerpart die Hand im Spiel gehabt hatten, das wusste Nostradamus nicht zu sagen. Jedenfalls schaffte er es, die Küste zu erreichen.
    Ein günstiges Schicksal - sprich Strömung - sorgte dafür, dass das Boot noch vor dem Sinken in flacherer Gewässer getrieben wurde und es Nostradamus schaffte, an Land zu gehen.
    Auch seinen Horoskop-Tisch nahm er mit. Dann ließ er sich in den feinen Sand zwischen die Klippen fallen, erschöpft und glücklich. Er fiel in einen bleiernen Schlaf, aus dem er erst erwachte, als die Sterne wie blankpolierte Metallteile am Himmel standen und auf ihn herabschauten. Es war Nacht.
    Am Strand konnte er nicht liegen bleiben. So setzte er sich auf und nahm den Tisch hoch. Er stemmte ihn auf den Rücken, klemmte die Beuge der Ellenbogen um die vorderen Beine des Tisches und machte sich so auf die Wanderschaft ins Landesinnere.
    Irgendwann traf er auf ein Zigeunerlager. Er konnte das Misstrauen der Menschen zerstreuen und freute sich darüber, dass er mitgenommen wurde. Nach Norden ging die Reise. Er hatte nichts dagegen. Und so reiste er mit den Männern, Frauen und Kindern weiter, bis sich seine Spur irgendwann verlor…
    ***
    Ich erwachte aus einem tiefen Traum. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, geträumt zu haben. Aber so echt und intensiv, dass es kein Traum gewesen sein konnte.
    Ich spürte in meinen Knien das Zittern, schaute an mir herab und stellte fest, dass ich noch

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