Hostage - Entführt
Hause ist?«
»Das werden wir sehen.«
»Ob das sein Auto ist?«
»Das überprüfen wir, wenn wir drin fertig sind.«
Ein Toyota aus den 80ern – auch verstaubt und rostig – stand vor dem abgewirtschafteten Caravan.
Sie waren spät dran, weil sie erst in Rooneys Wohnung gewesen waren, wo sie sich mit seinem Vermieter hatten herumschlagen müssen – und der blöden Frau, die über den Brüdern lebte und ständig fragte, ob sie jetzt ins Fernsehen komme. Mikkelson hätte dieser Kuh am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Als sie endlich Pearblossom erreicht hatten, war es schwierig gewesen, den Wohnwagen ausfindig zu machen, weil es dunkel und kaum eine der kleinen Straßen beschildert war – deshalb hatten sie dreimal anhalten und nach dem Weg fragen müssen. Der Dritte, bei dem sie sich erkundigt hatten, war ein Mexikaner aus Zacatecas, der bei reichen Frauen als Stallbursche arbeitete. Es stellte sich heraus, dass Krupchek neben ihm wohnte. Da stand der kleine Mexikaner mit seiner kleinen Frau und sechs oder sieben kleinen Kindern und berichtete, sein Nachbar sei immer für sich geblieben; nie habe er Geräusche oder Streit von nebenan gehört und nur das eine Mal mit Krupchek gesprochen, als jemand ein aus Knochen geschnitztes Herz vor seine Türschwelle gelegt habe – da sei er abends zu Krupchek rübergegangen, um zu fragen, ob er das mit dem Herz gewesen sei, und der habe nein gesagt und die Tür zugemacht. Das war für die Polizisten keine Hilfe.
»Also los«, sagte Mikkelson.
Sie gingen an der Vorderseite des Wohnwagens entlang und schauten sich um.
Dreyer meinte: »Wie kommen wir rein? Sollen wir nach dem Schlüssel fragen?«
»Ich weiß nicht.«
Jetzt hatten sie den Durchsuchungsbefehl praktisch schon, aber wie sollten sie reinkommen? Darüber hatten sie nicht nachgedacht.
Mikkelson klopfte mit der Taschenlampe an die Tür und rief: »Ist jemand zu Hause? Hier ist die Polizei.«
Keine Antwort, auch nicht beim zweiten Versuch. Sie drückte die Klinke runter, die wesentlich stabiler war, als sie aussah – zugesperrt.
»Wir könnten das Schloss aufbrechen.«
»Vielleicht versuchen wir lieber, den Vermieter aufzutreiben, damit er aufschließt.«
Der Mexikaner hatte ihnen erzählt, die Grundstücke an der Straße gehörten alle einem Mann namens Brennert, der die Wohnwagen überwiegend an Wanderarbeiter in der Landwirtschaft vermiete.
»Ach, das dauert doch ewig. Wir knacken das Schloss einfach.«
Dreyer machte ein unzufriedenes Gesicht.
»Ich will den Schaden nicht bezahlen müssen.«
»Und der Durchsuchungsbefehl? Wir haben doch nichts zu befürchten.«
»Aber wenn uns der Kerl verklagt? Nicht Krupchek – Brennert. Du weißt doch, wie die Leute sind.«
»Mann!«
Typisch Dreyer – er hatte panische Angst, verklagt zu werden. Er redete ständig darüber, dass Polizisten heutzutage von allen Seiten mit Prozessen bombardiert würden, obwohl sie einfach nur ihre Arbeit machten. Dreyer überlegte sogar, alles, was er hatte, seiner Frau zu überschreiben, um seinen Besitz vor einem etwaigen gerichtlichen Zugriff zu schützen.
Mikkelson holte den Wagenheber aus dem Kofferraum, stemmte ihn zwischen Schloss und Füllung und brach die Tür auf. Dabei musste sie sich richtig anstrengen, denn dieses Schloss war zäher, als es aussah.
Der Geruch, der ihnen entgegenschlug, schien von köchelnden Senfkörnern zu stammen.
»Puh – ob der sich jemals wäscht?«
Mikkelson beugte sich in den Wohnwagen und platzte fast vor Selbstbewusstsein: Zum ersten Mal brach sie irgendwo ein, und das gleich mit der Macht des Gesetzes im Rücken – ein tolles Gefühl.
»Jemand zu Hause? Klopf, klopf, klopf – hier ist die Polizei, dein Freund und Helfer.«
»Lass den Quatsch.«
»Keine Sorge – niemand da.«
Mikkelson ertastete den Lichtschalter und ging rein. Drin war alles schmutzig und mit zerschlissenen, ausgeblichenen Möbeln voll gestopft. Die Hitze, die sich im Lauf des Tages gestaut hatte, war erstickend.
Dreyer fragte: »Na gut – und jetzt?«
Doch er war es, der sie zuerst sah, weil er zur Küche gegangen war: »Mann! Sieh dir das an!«
Es waren zu viele – sonst wäre es lustig gewesen. Fünf oder sechs Schachteln vielleicht, sogar zehn, zwölf, dann hätte Mikkelson gelacht und einen Witz gerissen. Aber so viele? Das war der schreiende Wahnsinn, und sie schauderte. Später zählte die Spurensicherung der Sheriffs 716 Zwiebackschachteln, leer, flach gedrückt, säuberlich zu
Weitere Kostenlose Bücher