Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
unterbrach sich kurz und legte der zitternden Sarah die Jacke seines Anzuges um, bevor er in einem wieder etwas geschäftsmäßigeren Ton fortfuhr zu sprechen.
„Ich werde kein Wort über diese unleidige Angelegenheit verlieren und Sie tun gut daran, es auch nicht zu tun. Ihren zukünftigen Ehemann sollten Sie allerdings einweihen- nicht, dass ich fürchte, dass ihn Ihr Geständnis sonderlich schockieren wird. Was Angelegenheiten der Sittlichkeit und der Moral angeht, so schätze ich ihn doch recht tolerant ein."
John erlaubte sich ein Grinsen. „Falls dieser Gentleman jedoch auf die Idee kommen sollte, aus ihrer Verbindung Kapital zu schlagen, sollte Lord Thomas gewarnt sein."
Sarah riss die Augen auf.
„Sie glauben, Francis könnte versuchen, Tom zu erpressen?"
John zuckte mit den Achseln.
„Nun, Sie kennen ihn besser als ich, aber immerhin ist er hier eingedrungen, nur um Ihnen eine Lektion zu erteilen. Von einem vermögenden Adeligen Geld zu fordern, damit der Ruf seiner Frau nicht beschädigt wird, ist weit weniger riskant."
Sarah schluckte. John hatte natürlich recht. Wie hatte sie nur derart naiv auf Toms Angebot eingehen können? Sie selbst war es doch, die sich bestens auskannte mit der Londoner Presse und ihrer Vorliebe für skandalöse Klatsch- und Tratschgeschichten aus Adelskreisen. Nur zu gut war ihr noch die Schlammschlacht im Gedächtnis, die Lady Susannas Wunsch nach einer Scheidung von ihrem untreuen Gatten nach sich gezogen hatte. In den Augen der Welt wurde Susanna für das Scheitern der Ehe verantwortlich gemacht und ihr Wunsch nach einer Scheidung galt als gesellschaftlicher Skandal. Als gute Ehefrau wurde von ihr erwartet, über die Eskapaden ihres Mannes wohlwollend hinwegzusehen und den Mantel des Schweigens darüber zu breiten.
„Sarah, da sind Sie ja, wir haben Sie schon überall gesucht."
Sarah blickte auf. Tom stand vor ihr. Sein schönes, ebenmäßiges Gesicht hatte einen nervösen Ausdruck angenommen.
„Miss Moore wurde von Schwindel geplagt, ich habe sie daher in den Garten begleitet, damit sie ein wenig frische Luft atmen konnte."
Sarah warf John einen dankbaren Blick zu. Sie wäre in diesem Augenblick nicht in der Lage gewesen, Tom den unangenehmen Vorfall zu schildern. Das würde sie jedoch bei der nächsten günstigen Gelegenheit nachholen müssen, das war sie ihm schuldig.
„Ich hoffe, es geht Ihnen nun wieder besser?"
Aus Toms Stimme sprach echte Besorgnis, möglicherweise hatte er aber auch befürchtet, Sarah könnte es sich in letzter Minute anders überlegt haben und der Heirat nun doch nicht zustimmen. Doch Sarah zerstreute seine Befürchtungen, indem sie erwiderte:
„Ja, es ist alles in Ordnung mit mir. Lassen Sie uns hineingehen, wir haben schließlich noch eine Verlobung zu verkünden."
Tom eilte voraus, Sarah und John folgten ihm zügigen Schrittes. Kurz bevor sie das Haus erreicht hatten, drehte Sarah sich noch einmal zu John um und flüsterte ihm zu:
„Ich danke Ihnen ... für alles!"
John nickte nur knapp und verabschiedete sich. Sarah sah ihm kurz nach. Auf einmal machte sich ein eigentümliches, warmes Gefühl in ihrem Körper breit, welches sie nicht genau einzuordnen wusste. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Mischung aus Erleichterung und Dankbarkeit. Offensichtlich war sie zu stolz gewesen, um zu erkennen, um welch feinen Menschen es sich bei Lord Johns neuen Anwalt handelte- in jedem Fall stand sie in seiner Schuld.
Bevor John sich erneut zu seiner Verlobten gesellte, die er in der Obhut ihrer Eltern gelassen hatte, genehmigte er sich ausnahmsweise ein Glas Whiskey, der im Salon an die Herren ausgeschenkt wurde.
Nachdenklich ließ er sich auf einen der Sessel sinken. Warum war er Sarah eigentlich in den Garten gefolgt? Sie hatte ihn schließlich beleidigt und, so ehrlich war er zu sich selbst, auch in seinem Ehrgefühl gekränkt. Trotzdem hatte er das Gefühl gehabt, sich rechtfertigen zu müssen. Aus irgendeinem Grunde lag ihm etwas an Miss Moores Wohlwollen, obwohl sich inzwischen seine Vorbehalte gegen ihre Person bestätigt hatten. Sie war genauso unvernünftig, leichtsinnig und durchtrieben, wie vermutet. Keine anständige, unverheiratete Dame aus gutem Hause hätte sich mit einem solchen Proleten wie diesem Mann eingelassen, den sie Francis genannt hatte. Dass die beiden sich mehr als nur flüchtig kannten, war offensichtlich gewesen. Bei dem Gedanken, dass Sarah sich von diesem Kerl hatte anfassen und küssen
Weitere Kostenlose Bücher