Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
erinnern, wie sie in der Kutsche wieder zu sich kam. Simon hatte sie mitleidig angesehen und ihr erklärt, dass er es für besser hielt, sie persönlich nach Hause zu begleiten. Irgendwie war es ihr anscheinend anschließend gelungen, sich auszuziehen und sich in ihr Bett fallen zu lassen.
Sarah gähnte herzhaft. So gerne sie sich davor gedrückt hätte: Sie musste sich waschen, ankleiden und sich den neugierigen Fragen stellen. In sechs Wochen würde sie Lady Sarah Lancaster heißen und bis dahin gab es noch eine Menge vorzubereiten.
„Die Hochzeitsnacht“
London, 15. Oktober 1894
Sarah stand in einem umwerfend eleganten und wertvollen Morgenmantel am Fenster und beobachtete, wie eine Kutsche nach der anderen vorfuhr und ihre prächtig gekleideten Fahrgäste aussteigen ließ. Zur Feier wurde auch Toms Vater erwartet, der London seit Jahren den Rücken zugekehrt hatte und auf seinem Landgut in Canterbury lebte. Sarah hoffte, bei dem alten Lord einen guten Eindruck zu hinterlassen, obwohl dieser sich ganz sicher eine andere Frau für seinen Sohn gewünscht hatte. Auf die Einladung zur Hochzeit hatte Toms Vater lediglich mit einem kurzen, formellen Schreiben geantwortet, in dem er sein Kommen ankündigte und seinen Sohn beglückwünschte.
So ganz konnte sie es immer noch nicht glauben, dass sie in wenigen Stunden einen reichen Adeligen heiraten würde, der mit ihr ein Kind zeugen wollte, um sein Erbe zu sichern und seinen Vater zufriedenzustellen.
Vor wenigen Monaten war Sarah felsenfest davon überzeugt gewesen, Journalistin zu werden und vermutlich niemals zu heiraten, doch nun war alles ganz anders gekommen. Viel Gelegenheit, ihren Ehemann besser kennenzulernen, hatte sie nicht gehabt, zu sehr hatten ihn die Vorbereitungen für die Feier in Anspruch genommen. Auch John Miller war sie nicht mehr begegnet, seit er sie an jenem Abend, als die Verlobung bekannt gegeben wurde, so mutig und entschlossen vor Francis' Übergriffen beschützt hatte. Mehr als einmal war Sarah kurz davor gewesen, den Anwalt in seiner Kanzlei oder in seinem Wohnhaus aufzusuchen, letztendlich fehlte ihr jedoch der Mut. Wenn er ihr und ihren Ansichten ablehnend gegenüber gestanden hatte, bevor er von ihrer Beziehung zu Francis wusste, so würde er sie jetzt vermutlich erst gar nicht empfangen. Er hatte schließlich deutlich gemacht, dass er ihr lediglich geholfen hatte, um seinem Klienten einen Gefallen zu tun.
Erst am Vorabend hatte sich eine Gelegenheit ergeben, Tom ihre Affäre mit Francis zu beichten, doch ihr zukünftiger Ehemann reagierte zu Sarahs Erleichterung äußerst verständnisvoll.
"Dieser Mann kann uns nichts anhaben, Sarah. Er ist der Polizei bekannt und niemand wird ihm auch nur ein Wort glauben, wenn er behauptet, er sei dein Liebhaber gewesen. Mach dir keine Sorgen deswegen."
Sarah konnte nur hoffen und beten, dass Tom recht hatte. Sie wollte nicht mehr an diesen Mann denken, für den sie jedes bisschen Verstand ausgeblendet hatte.
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Betty trat ein. Sie trug ein neues hellblaues Kleid, welches Sarah für ihre Schwester hatte anfertigen lassen. Bettys Haare waren ebenso lockig wie Sarahs, farblich glichen sie jedoch eher dunkler Holzkohle. In der Regel trug sie ihre wilden Locken offen, doch heute hatte sie sich die Mühe gemacht, eine kunstvolle Frisur zu kreieren, die sie wie eine richtige Lady aussehen ließ.
Sarah selbst hatte sich mit der Wahl des Brautkleides erwartungsgemäß schwer getan. Tom hatte gemeint, angesichts der Tatsache, dass ihre Ehe in erster Linie auf dem Papier bestehen würde, sei es keine Katastrophe, wenn er seine Braut schon vor der Hochzeit in ihrem Kleid sähe. Daher hatte er gleich mehrere Schneiderinnen mit der Anfertigung verschiedener Modelle beauftragt. Anschließend fungierte er als Modeberater- und das äußerst erfolgreich, wie Sarah erstaunt feststellte. Da er allerdings auch bei der Auswahl seiner eigenen Kleidung große Sorgfalt an den Tag legte und, soweit Sarah das beurteilen konnte, zusätzlich einen guten Geschmack bewies, war es nicht weiter erstaunlich, dass er aus seiner zukünftigen Frau eine ansehnliche Braut machte.
Betty räusperte sich jetzt.
„Ich will dich ja nicht drängen, aber Thomas bittet dich, vor der Trauung noch kurz in den Salon zu kommen. Sein Vater ist eingetroffen und würde dich gerne kennenlernen."
Ihr Blick wanderte zu Sarahs Bademantel.
„Aber zieh dir besser vorher etwas Anständiges an,
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