Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
ähnlich … ein bisschen wie deine. Sie ist Grafikerin.«
Da ihr Bruder selten – eigentlich nie – über seine Frauengeschichten (die zahlreich waren) redete, war Mary Beth sofort alarmiert. Aber bevor sie eine weitere Frage stellen konnte, tauchten die anderen auf: ihr Bruder Anthony, Jim Thiebaud und eine finster dreinblickende Amy.
Sie begrüßten sich, und dann stellten sich Mary Beth und Rocco – der sich freiwillig dazu bereit erklärte – in die Warteschlange, um Kaffee und Croissants zu holen.
Als sie an den Tisch zurückkehrten, setzte sich Mary Beth neben Amy, weil sie die große Schwester war und ihren kleinen Bruder immer noch beschützte. Jim und Anthony redeten bereits über Preise und Ausstattungen, und Anthony hatte ganze Stapel Papier ausgebreitet. Amy saß mit mürrischem Gesicht auf ihrem Stuhl. Sie trug einen melonenfarbenen Leinenanzug von Prada, die schweren, blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, um ihre Korallen- und Perlenohrringe zur Geltung zu bringen.
Die ganze Besprechung über sagte sie kein einziges Wort, löffelte Sahne von ihrer Haselnuss-Latte in ihren Schmollmund und zerpflückte ihr SchokoladenCroissant in winzige Stückchen. Sie aß höchstens zwei Bissen und ließ die ganze Zeit über ihre melonenfarbenen Lederflipflops gelangweilt von den Zehen baumeln, bis ihr Vater schließlich sagte: »Himmel, Amy, setz dich anständig hin, und hör mit diesem Gehampel auf.«
»Ja, Daddy.« Dreißig Sekunden lang stoppte das Wippen, um dann erneut anzufangen.
Jim Thiebaud wandte sich wieder den Zahlen zu, die er mit den Vinellis durchging, und achtete nicht darauf.
Sie hatten bereits ein ehemaliges Fabrikgebäude gemietet und begannen jetzt, die Einrichtung und Ausrüstung zu kaufen, Mitarbeiter einzustellen und ein Werbebudget zu erstellen. Wenn sie im Plan blieben, konnte in einem halben Jahr alles laufen. Mary Beth kümmerte sich um Buchhaltung und Personal, Anthony um die Herstellung und Rocco um das Marketing. Er war mit Proben und Broschüren bereits in New York und Los Angeles gewesen, bald sollte er nach San Francisco, Chicago und Dallas fliegen und dann nach Miami, Boston und Atlanta. Sie kamen jetzt langsam zu dem Punkt, wo er bei Diversified kündigen musste. Wenn sie erst ein paar der größeren Kunden gewonnen hatten, musste er Vertreter einstellen.
Ihre Unterhaltung war lebhaft, und man konnte förmlich spüren, wie begeistert alle von dem Projekt waren. Anthony, der Chemiker war, hatte großartige Cremes entwickelt – völlig organisch, wundervoll duftend und preislich erschwinglich. Die Geschwister Vinelli hatten sich immer schon gut miteinander verstanden und freuten sich jetzt darauf, zusammenzuarbeiten.
Und Jim Thiebaud war für ein profitables Geschäft immer zu haben. Als die Diskussion vorüber war, schüttelten sie sich die Hände und lächelten einander zu. Außer Amy natürlich, die sorgfältig darauf achtete, nur ja keine Miene zu verziehen.
»Ich würde sagen, es sieht alles gut aus. Wir sind absolut in der Zeit«, sagte Jim und erhob sich. »Nächsten Samstag um die gleiche Zeit?«
Da alle Vinellis noch in anderen Firmen beschäftigt waren, passte es ihnen samstags am besten. Und Jim war es egal, an welchem Wochentag er übers Geschäft redete.
Alle nickten zustimmend.
»Na, komm, Amy.« Jim tippte seiner Tochter auf die Schulter. »Deine Mutter wartet. Wir wollen auf den Golfplatz.«
»Vergiss die Kunst-Tour nicht, Rocco«, murmelte Amy, als sie aufstand. »Du hast gesagt, du machst sie mit mir.«
Mist. Sie hatte die ganze Zeit geduldig darauf gewartet, das anbringen zu können. Und es traf leider zu, dass er in einem schwachen Moment zwei Monate zuvor gesagt hatte, er nähme sie zur Kunst-Tour mit. »Ah …«
»Du hast es versprochen!«
Du liebe Güte, sie stampfte wahrhaftig mit dem Fuß auf. Er fasste es nicht! Aber Jim blickte ihn erwartungsvoll an. »Ich hole dich um zwei ab.«
»Sie beginnt um zwölf«, erwiderte sie unerbittlich.
Er blickte auf seine Armbanduhr. Fast elf. Und er hatte letzte Nacht nicht geschlafen; es wäre gut, wenn er sich wenigstens ein oder zwei Stunden aufs Ohr legen könnte. »Um zwölf habe ich einen Termin mit einem Käufer.«
»Am Samstag?«
»Es ging nicht anders«, log er.
»Na ja, wenn es fürs Geschäft ist.«
Sie sagte es so, als meinte sie unser Geschäft – ein erschreckender Gedanke. »Ich hole dich um zwei ab.« Er kam aus der Nummer nicht heraus, zumal Jim seine
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