Hot Summer
obwohl er einen ruhigen Moment erwischt hatte und keine anderen Gäste in der Nähe saßen.
„Gut.“ Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie es gewesen war, ihn zu lieben.
„Wie geht es …“ Er sprach nicht weiter, seine Augen ruhten auf meinem Unterleib.
„Es ist weg“, sagte ich, als wäre unser Baby nur ein lästiger Hautausschlag, den man durch die regelmäßige Anwendung einer Heilsalbe wegbekam.
Ich nahm ihm die Erleichterung, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete, nicht übel. Ich hatte dasselbe gefühlt. Aber er hatte nicht das Blut gesehen, und er hatte nicht mit den Krämpfen klarkommen müssen. Und ebenso wenig hatte er sich der ganzen Situation stellen müssen. Vielleicht war es unfair von mir, so über ihn zu richten. Wir waren jung, und ich wäre vor dem Problem davongelaufen wie er, wenn ich es nicht unter meinem Herzen getragen hätte.
„Oh, nun, das ist …“ Er verstummte. Sein Mineralwasser blieb unberührt. Er räusperte sich, und einen Moment sah es so aus, als wolle er die Hand nach mir ausstrecken. „War es sehr teuer?“
Ich wollte auf ihn wütend sein, aber da meine Liebe zu ihm inzwischen zu einem Nichts verbrannt war, konnte ich nicht zornig werden. Als ich nicht antwortete, schien er zu denken, ich meinte Ja. Er nickte. Wieder huschten seine Augen umher.
„Ich werde dir das Geld dafür geben. Und, Anne … es tut mir leid.“
Es tat mir auch leid, aber nicht so sehr, dass ich ihm die Wahrheit erzählt hätte. Das Geld gab ich ihm nicht zurück, weil ich es fürs College brauchte. Mit den fünfhundert Dollar bezahlte ich die Bücher im ersten Studienjahr.
Der Dampf teilte sich wie ein Vorhang, als ich aus der Dusche trat und nach einem Handtuch griff. All das war inzwischen lange her. Es hatte eine Narbe hinterlassen, aber das hatten viele andere Dinge auch. Nur manchmal frage ich mich, was passiert wäre, wenn ich mir nicht so sehnlich gewünscht hätte, das Kind zu verlieren. Bei mir wurde Endometriose diagnostiziert, die zu Unfruchtbarkeit führen konnte. Das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun, doch in meinen Gedanken waren diese beiden Dinge untrennbar miteinander verbunden. Es hatte keinen Sinn, darüber nachzudenken.
Ich trocknete mich ab und stand in ein Badetuch gewickelt an der Badezimmertür. Ich lauschte den Stimmen der zwei Männer, die im Gespräch lauter und leiser wurden. Sie lachten viel.
Ich wusste, warum ich ausgerechnet heute an Michael dachte. Es war die Sehnsucht. Ich liebte James, aber ich war nie für ihn entflammt. Nicht wie es mir mit Michael passiert war.
Nicht so, wie es mir jetzt mit Alex passierte.
Sie blickten beide auf, als ich die Tür öffnete. Zwei gut aussehende Männer mit einem Lächeln, das bei beiden ähnlich wirkte. Es duftete nach Kaffee. Alex streckte eine Hand nach mir aus.
„Anne“, sagte er sanft. „Komm zurück ins Bett.“
Und das tat ich auch.
Ich schloss gerade mein Auto auf dem Parkplatz des Restaurants ab, als ich sah, wie Claire in einiger Entfernung aus einem schwarzen Wagen sprang. Sie warf die Tür mit aller Kraft zu und zeigte dem Fahrer den Stinkefinger, als der Wagen davonrollte. Sie drehte sich um und sah mich.
„Männer sind scheiße!“, rief sie. „Verdammte, verschissene Eselsschwänze.“
Ich war in dem Moment nicht geneigt, anderer Meinung zu sein. „Wer war das?“
„Niemand“, erklärte sie. „Und ich meine niemand wie ein Niemand, ein Loser, ein verrückter Lahmarsch.“
„Ich dachte, du hättest gesagt, im Moment hast du keinen Freund.“ Ich versuchte, sie zum Lachen zu bringen, aber Claire schaute mich nur finster an.
„Hab ich auch nicht.“ Sie schaute in die Richtung, in der das Auto verschwunden war. „Und wenn ich einen hätte, dann bestimmt nicht ihn.“
Ein unbekanntes Auto fuhr in die Parklücke neben meinen Wagen. Patricia stieg aus. Sie schloss die Tür ab und warf die Schlüssel in ihre Handtasche. Als sie uns sah, straffte sie ihre Schultern.
„Der Van verbraucht schrecklich viel Sprit. Wir haben ihn gegen diesen hier getauscht.“
Meine Schwester hat noch nie in ihrem ganzen Leben ein gebrauchtes Auto gefahren. Ich schaute Claire an, die aber in eine andere Richtung guckte. Wie in einer Verwechslungskomödie tauchte Mary in genau diesem Moment im Auto meiner Mutter auf.
„Wo ist der Beetle?“, fragte Claire.
„Er brauchte neue Reifen.“ Marys omnipräsentes Handy klingelte in ihrer Tasche. Sie schaltete es aus. Das Handy verstummte. „Sind wir
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