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Hotel der Lust

Hotel der Lust

Titel: Hotel der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Berührungen. Zwar war sie noch immer gefesselt, doch sie fühlte sich nicht mehr wie eine Gefangene, sondern wie eine Geliebte. Vorsichtig drehte er sie um, hielt sie fest, und dann spürte sie seinen heißen Atem an ihren Lippen. Ein Kuss. Er war hingebungsvoll, innig. Erst danach befreite er sie von ihren Fesseln und der Augenbinde, so dass sie nun zum ersten Mal den Dachboden sah, auf den er sie geführt hatte. Sie erblickte Spinnenweben und dicke Staubschichten auf alten Kisten, die sicherlich schon eine halbe Ewigkeit hier oben aufbewahrt wurden. Eine Steineule schaute sie von oben herab an. Und dann entdeckte sie den römischen Krieger. Er sah wahrlich nicht schlecht aus, doch Alexanders Körper war ihr um einiges lieber, war er doch viel wärmer und lebendiger, nicht so kantig.
    Ein merkwürdiges Poltern war von unten zu hören. Es erinnerte Ivy daran, dass sie sich noch immer in einem Museum befand, und fast empfand sie ein wenig Scham deswegen.
    Â»Wir sollten wieder nach unten gehen, die anderen vermissen uns sicher schon«, meinte sie, doch zu ihrer Überraschung musste sie wenige Augenblicke später feststellen, dass genau das Gegenteil der Fall war. Ihre Freundinnen und deren Begleiter waren längst verschwunden.
    Â»Seltsam.«
    Â»Sie sind bestimmt zum Hotel gefahren, Leon hat ebenfalls Schlüssel für den Jeep.«
    Â»Wie lange waren wir denn dort oben?« Ivy suchte nach einer Uhr und erschrak fast zu Tode, als sie eine über dem Eingang entdeckte und mitbekam, dass sie sich den ganzen Nachmittag und einen Großteil des Abends auf dem Dachboden vergnügt hatten. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Kein Wunder, dass die anderen längst gegangen waren. Nicht nur das. Die Sonne ging bereits unter, und das Museum hatte eigentlich längst geschlossen. Zumindest besagten dies die Öffnungszeiten, die auf dem Schild neben dem Eingang standen.
    Â»Oh, du meine Güte … nicht mal der Betreiber hat gemerkt, dass wir noch da sind. Er hat einfach Feierabend gemacht.«
    Â»Ist doch egal. Hauptsache, wir kommen hier noch irgendwie raus. Ich habe keine Lust, durch das Fenster zu klettern.« Alexander testete die Tür, doch zu ihrer beider Überraschung stand sie offen.
    Â»Das nenne ich Vertrauen«, meinte Ivy.
    Â»Ja. Oder Vergesslichkeit.«
    Der Betreiber war schon ein älteres Semester, wahrscheinlich hatte er tatsächlich vergessen, die Tür zu verriegeln. In diesem Fall war das ihr Glück.
    Â»Lass uns gehen. Ich rufe die Museumsleitung unterwegs per Handy an, dass sie sich darum kümmert«, sagte Alexander und speicherte die Nummer, die auf einem Schild an der Kasse stand, ab.
    Â»Aber wie … ich meine … der Jeep.«
    Â»Wir nehmen den Bus.« Er legte den Arm um sie und küsste sie auf die Stirn. »Und dann steigen wir noch mal in der Altstadt aus, und ich lade dich in mein Lieblingsrestaurant ein.«
    Â»Mmh, klingt gut.«

    Das Blut rauschte in seinen Ohren, während er das junge Pärchen, das ihn fast erwischt hätte, beobachtete. Verdammt, was suchten die beiden hier? Um diese Uhrzeit? Er presste sich eng an die Wand und hoffte, dass ihn die Büste des römischen Senators und die Säule, auf der sie stand, vollständig verdeckten. Er hatte schon oft in brenzligen Situationen gesteckt und sich immer irgendwie rausgewunden. Doch wenn die zwei ihn hier fanden, würde es verdammt schwer werden, sich rauszureden.
    Endlich ging das Paar, und er atmete auf. Doch nur für den Moment – er musste sich beeilen. Jetzt erst recht.
    Eilig kam er hinter seinem Versteck hervor und betrachtete die Kunstobjekte. Aber die waren nur Peanuts, noch dazu gesichert. Nein, die wirklich wertvollen Gegenstände lagerten sie auf dem Dachboden und im Keller. Er zog die Bestandsliste aus seiner Tasche. Kiste 12, sein Ziel, war oben untergebracht.
    Er eilte zum Fenster und gab mit seiner Taschenlampe das vereinbarte Signal. Dreimal lang, dreimal kurz. Wenige Augenblicke später öffnete sich auch schon die Tür mit einem leisen Knarren, und seine Partnerin kam herein. Wie er trug auch sie eine Skimaske und einen schwarzen Anzug, der ihre Formen gut verbarg, so dass sie nur anhand ihrer Größe als Frau zu identifizieren war.
    Â»Haben sie keine Kameras?«, fragte sie und blickte sich nach allen Seiten um, suchte die Decke und Wände nach etwas Verdächtigem ab.
    Â»Hab

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