Hotel Desire
die Neuen ein bisschen mehr Betreuung.“ Sie schob den noch halbvollen Teller von sich und lehnte sich im Stuhl zurück. Der Appetit war ihr gründlich vergangen.
Dan würdigte sie keines weiteren Blickes beim Abendessen, obwohl Susan ständig verstohlen zu ihm herüberschielte. Dafür kümmerte er sich wirklich sehr aufmerksam um die attraktive Brünette neben ihm, die keinen Hehl daraus machte, wie sehr ihr der durchtrainierte Engländer gefiel.
Catherine widmete sich hingebungsvoll dem Jungen, der ihr gegenüber saß, während Jenny Michel erklärte, dass sie sich morgen schonen müsse für ihr Abschiedsfest, er sie aber den ganzen Tag lang erregen dürfte, ohne sie kommen zu lassen.
„Mach mich heiß, Michel, damit ich übermorgen bei meiner Abschiedsorgie explodiere“, sagte sie und grinste.
„Nichts lieber als das, Süße. Ich werde dich leiden lassen, den ganzen Tag!“ Michel knurrte und biss spielerisch in ihren Nacken. Jenny kreischte kurz auf und drückte dann seinen Kopf gegen ihren Hals, wo er sie mit Küssen und kleinen Bissen bedeckte.
„Ich gehe nach oben“, sagte Susan und stand auf.
„Wie? Jetzt schon? Ich dachte wir trinken noch was zusammen an der Bar!“ Jenny sah enttäuscht aus.
„Ich bin müde und möchte mich ein wenig ausruhen. Außerdem habe ich noch keine einzige Seite in meinem Buch gelesen seit ich hier bin.“
Catherine lachte. „Na, zum Lesen sind wir ja nun auch wirklich nicht hier“, sagte sie und lächelte den Jungen beifallheischend an.
Susan drehte sich nicht mehr um, als sie das Restaurant verließ.
Kapitel 18
„Warum wollen Sie uns verlassen, Susan?“ Der Junge an der Rezeption hob betroffen die Augenbrauen und musterte ihren gepackten Koffer, der zu ihren Füßen stand.
„Ich muss nach Hause, die Arbeit wartet“, sagte sie rasch und wedelte mit ihrer Kreditkarte vor seiner Nase herum. Sie wollte nur noch weg, so schnell wie möglich. Sie hatte nicht einmal den Rückflug umgebucht, würde einfach zum Flughafen fahren und dort nach einem günstigen Flug Ausschau halten, zur Not musste sie eben ein oder zwei Nächte in einem Hotel in Marseille verbringen, das war ja auch kein Problem.
Nur hier wollte sie nicht eine Stunde länger bleiben. Immer wieder sah sie sich um, aber die großzügige Lobby des alten Weingutes blieb leer.
„Sie haben noch fünf Tage gebucht, und der Urlaub ist ja bereits bezahlt ...“, sagte der Junge und tippte eifrig auf der Tastatur eines Laptops herum. Susan wurde ungeduldig.
„Jaja, Sie können das Geld auch behalten, es ist egal. Aber ich muss den Urlaub leider abbrechen und zurück nach London fliegen.“
Den wahren Grund für ihre überstürzte Abreise würde sie dem Jungen sicher nicht unter die Nase reiben. Der gestrige Abend hatte ihr ihre Grenzen deutlich vor Augen geführt. Sie war vor Eifersucht beinahe gestorben, hatte sich im Bad in ihrem Zimmer übergeben und die ganze Nacht wach dagelegen. Heute morgen waren ihre Augen rot und verquollen und ihr war bewusst, dass sie einfach nicht dafür gemacht war. Sie hatte sich verliebt, und die Liebe schmerzte wie ein eiskaltes Messer in ihren Eingeweiden. Sie schimpfte mit sich selbst darüber, dass sie so naiv, so unvorsichtig gewesen war. Es war nicht nur der Sex, es war nicht nur das flatternde Blühen einer Verliebtheit, es war viel mehr als das. Dan war ein perfekter Mann für sie, sie fühlte sich wohl in seiner Nähe und sie hatte von Anfang an das Gefühl gehabt, ihn schon sehr lange zu kennen. Schon wieder brannten salzige Tränen in ihren Augen, die sie einfach wegzwinkerte. Was sollte der Junge von ihr denken, wenn sie vor seiner Nase aus heiterem Himmel zu heulen anfinge?
„Du reist ab?“ Die Stimme ging ihr durch Mark und Bein und ließ sie erschrocken zusammenfahren. Langsam drehte sie den Kopf und sah mitten in seine wunderschönen, grünen Augen.
„Ich dachte, du bleibst noch bis nächste Woche? Was ist mit Jennys Abschiedsfest? Das willst du doch nicht verpassen?“
Und ob sie das verpassen wollte! Sie hatte sich nicht einmal verabschiedet von den anderen Frauen, sie wollte sich klammheimlich zurückziehen, nach London fliegen, ihre Wunden lecken und ein ernstes Wörtchen mit James reden. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie hierher zu schicken?
Dan sah betroffen aus. Über seinen Augen lag ein Schleier, er wölbte die Unterlippe etwas vor und streckte die Hand aus, um nach ihrem Arm zu greifen. Hastig zog Susan sich zurück und machte einen
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