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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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doch glatt vergessen zu fragen, wer eigentlich Herr Reiki ist.«
    Als sie ihren Enkel pünktlich um fünfzehn Uhr vor der mit bunten Luftballons dekorierten Gartentür absetzte, trug Tim frischgewaschene Jeans, das blaue Oberhemd und statt der Fliege ein passendes Nickituch, doch es hatte Tinchen eine Menge Überredungskunst gekostet.
    »Da muß ich mich immer bloß vorsehen, daß nichts schmutzig wird, und dann kann ich gar nicht richtig spielen«, hatte er sich beschwert. »Warum kann ich nicht den gelben Pullover anziehen? Der ist bloß am Ärmel ein ganz kleines bißchen kaputt.«
    »Der ist nicht nur kaputt, der ist total ausgefranst, damit kannst du höchstens noch dem Opa beim Autowaschen helfen.« Endlich hatte sie Tim vor den Spiegel geschoben. »Na, junger Mann, bist du jetzt einverstanden?«
    Nein, natürlich nicht, doch was sollte er machen? Immerhin hatte ihn die Omi von den doofen Hosen befreit und von dieser Bärenweste. Die hatte er überhaupt nicht gewollt, er war doch kein Baby mehr, aber die Verkäuferin in dieser Kinderbu … Butike … also in dem Laden hatte gleich losgekreischt, wie entzückend er darin aussähe, und prompt hatte Mami das blöde Ding gekauft. »Warum muß man sich denn immer so komisch anziehen, wenn man wo eingeladen ist?«
    »Das tut man, weil man dem Gastgeber, also dem Geburtstagskind, damit zeigen will, daß man das Fest als etwas Besonderes ansieht, und an besonderen Tagen wie zum Beispiel Ostern oder Weihnachten läufst du ja auch nicht im Jogginganzug oder in alten Hosen herum.«
    »Wenn ich dürfte, würde ich aber, und dem Marvin ist das auch ganz egal«, hatte Tim rundheraus erklärt und dann auf Tinchens Ermahnung, sich vor dem Nachhausegehen bei Marvins Mutter für die Einladung zu bedanken, grinsend erwidert: »Das mache ich lieber gleich. Wie wir das letztemal abgeholt wurden, da hatte sie sich schon im Schlafzimmer eingeschlossen und bloß noch Marvins Papa war da, weil der noch ganz frisch war und nicht so viel mit uns spielen mußte.«
    Das allerdings konnte nur eine Mutter nachempfinden, die im Laufe der Zeit selber ungefähr zwei Dutzend Kindergeburtstage und -partys durchgezogen hatte, die sich nur in der Verpflegung (und vor allen Dingen in deren Menge!) unterschieden. Teenager können sich nicht mehr für dreifarbige Götterspeise begeistern oder für Mohrenköpfe mit Gesichtern drauf, die stehen mehr auf Pizza und Pommes frites, nur der Geräuschpegel bleibt gleich hoch; Topfschlagen wird von genauso lautem Gebrüll begleitet wie ein Pfänderspiel der Größeren.
    Diesmal schien sich Marvins Mutter Verstärkung geholt zu haben. Eine ältere Dame, in der Tinchen die Großmutter vermutete, öffnete, begrüßte Tim und informierte sie, daß man das Ende der Feier für halb sieben angesetzt habe.
    »Dann kann ich Ihnen für die nächsten Stunden nur viel Geduld und gute Nerven wünschen«, sagte Tinchen lächelnd, stieg ins Auto und gleich wieder aus, weil das Geburtstagsgeschenk noch auf dem Beifahrersitz lag. Natürlich nicht die süße Kalorienbombe von Ulla, sondern dicke Holzbuntstifte und ein Block mit fünfzig weißen Blättern, denn Tim hatte mal erzählt, daß »dem Marvin sein Vater schon zwei gemalte Bilder mit Rahmen in sein Büro gehängt hat, trotzdem daß da immer fremde Leute reinkommen«.
    Bevor sie läuten konnte, kam Tim schon aus der Tür geschossen. »Mein Geschenk! Du hast das Geschenk vergessen! Mami hat gestern auch gesagt, daß du alt wirst, weil du so viel vergißt.« Er riß ihr das Päckchen aus der Hand, meinte aber tröstend: »Ist ja nicht so schlimm, Omi, ich erinnere dich immer, wenn du wieder was vergessen hast.« Weg war er, und nun hatte Tinchen etwas, woran sie noch eine ganze Weile kauen sollte.
    Wieder zu Hause, lief ihr als erstes Florian über den Weg. Sein Gesicht sprach Bände. »Daß ASU überfällig ist, habe ich ja gewußt, daß die hinteren Stoßdämpfer nicht mehr ganz in Ordnung sind, habe ich geahnt, aber jetzt behauptet dieser Werkstattheini auch noch, der Wagen bräuchte neue Bremsbeläge, mit den alten käme ich nie und nimmer durch den TÜV. Weißt du, was das kostet?«
    »Wahrscheinlich Geld!« sagte Tinchen pampig und lief schnurstracks in die Küche, weil sie jetzt einen Kaffee brauchte und dazu einen Kognak, auch wenn's nur der zum Kochen war. Florian trabte hinterher. »Was hast du denn?«
    »Nichts, bloß eine Wut im Bauch.« Sie fütterte die Maschine, und während sie nach der Weinbrandflasche

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