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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Florian sofort einverstanden gewesen, denn die paar Quadratmeter umbauten Raum waren nun wirklich nicht der Rede wert, und in den Garten sollten sowieso nur Rasen und an den Rand ein paar Sträucher kommen. Die Terrasse ernannte er kurzerhand zum Wohnbereich und ersparte sich so das Bewässern der beiden Blumenkübel; er hätte es ohnehin meistens vergessen.
    Allerdings hatte er seinerzeit nicht einkalkuliert, daß mit dem Heranwachsen seiner Nachkommen auch deren Spielzeug größer werden würde. Hatten sich Roller und Dreirad noch bequem in der Garage unterbringen lassen, so wurde es bei den Fahrrädern schon schwieriger. Rollschuhe, Skateboards, Federballschläger und ähnlich handliche Gegenstände kamen sowieso in den Keller. Als das dafür vorgesehene Regal voll war, wurde ein zweites aufgestellt für Luftmatratzen, Wasserbälle, Bocciakugeln und was sich sonst noch im Laufe der Zeit ansammelte. Die Tischtennisplatte mußte schon an die Wand gelehnt werden, ebenso die Skier und Tobias' Surfbrett, dazu kamen vier Paar Gummistiefel nebst Regenjacken, gekauft vor dem Nordseeurlaub und seitdem nicht mehr benutzt, doch das war noch längst nicht alles. In jedem Keller gibt es Dinge, die dort mal abgestellt worden waren, weil man sich nicht von ihnen trennen konnte. Oder wollte. Und Florian trennte sich von gar nichts! Deshalb gammelte hinter der Kellertür noch immer der angerostete Dachgepäckträger vor sich hin, der zu Florians altem Opel gehört hatte und jetzt auf kein Auto mehr paßte. Oder der Hundekorb! Dabei war Bommel seit fünfzehn Jahren tot! Der Käfig von Herrn Schmidt stand auch noch da, obwohl der so titulierte Hase doch Karsten gehört hatte und lediglich im Hause Bender verstorben war. ›Zu Tode gekommen‹ wäre richtiger, denn das dumme Vieh hatte sich, anstatt im Garten Gras zu fressen und seinem Gastgeber das dringend notwendige Mähen zu ersparen, durch den Zaun genagt und war von einem Daimler plattgefahren worden. Wenigstens standesgemäß, hatte Florian seinen betrübten Schwager getröstet, denn der prominente Namengeber des Karnickels war ja auch in einem Dienstwagen mit Stern auf der Kühlerhaube chauffiert worden.
    Im Laufe der Jahre hatte Florian also einsehen müssen, daß er entschieden den kürzeren gezogen hatte. Flächenmäßig betrug sein Revier zwar nur ein Viertel von Tinchens Bereich, doch die konnte mit Staubsauger und diesem handlichen Wischmop hantieren, während er schon gelegentlich mit Drahtbürste und Hornspänen den Boden geschrubbt hatte, um Ölspuren zu beseitigen oder diesen riesigen roten Fleck, der noch immer aussah, als sei dort jemand abgeschlachtet worden. Dabei war ihm lediglich eine Flasche Johannisbeersaft heruntergefallen. Damals hatte er angefangen, die Sonderangebote der Obsthändler zu hassen. Frau Antonie pflegte jedesmal zuzuschlagen und dann Tinchens Mithilfe beim Einwecken zu erbitten. »Du kannst dir später auch mitnehmen, soviel du willst.« Dabei wollte Tinchen gar nicht, denn sie hatte noch genug Eingemachtes vom vergangenen Jahr und dem Jahr davor, und Schulfest mit Tombola war ja auch nicht dauernd.
    »Willst du nicht mal anfangen zu telefonieren?«
    Florian zuckte zusammen. Unschlüssig blätterte er im Telefonbuch, das Tinchen auf den Tisch geknallt hatte. »Könntest du nicht …?«
    »Nein!« sagte sie kategorisch und goß sich eine weitere Tasse Kaffee ein. »Ich habe dich erst vor zwei Wochen gefragt, ob wir nicht mal Öl bestellen müssen, und da hast du gesagt, unseres reicht noch bis Ostern. Jetzt sieh selber zu, wo du welches herkriegst! Und überhaupt bin ich krank, ich habe schließlich einen Mordversuch hinter und mindestens drei Tage Kopfschmerzen vor mir. Glaubst du wirklich, ich lasse mich zusätzlich von mißgelaunten Sekretärinnen, die heute noch arbeiten müssen, anmotzen?«
    Bei Florian blieb nur ein Wort hängen. »Sagtest du Mordversuch?«
    »Wie nennst du das denn, wenn man ein Seil losläßt, an dessen anderem Ende jemand so kräftig zieht, daß er hinstürzen muß? Hast du noch nie was von Fliehkraft gehört?«
    »Zugkraft«, verbesserte er automatisch. »Außerdem war es kein Seil, sondern ein Deckbett, von dem ich lediglich einen Zipfel festhielt, und der ist mir aus der Hand gerutscht.«
    »Das kann hinterher jeder behaupten! Gib's zu, du wolltest mich meucheln, damit du mir nichts zu Weihnachten schenken mußt! Stimmt's?«
    »Bingo! Eigentlich wollte ich es in der Dusche tun, aber du warst so schnell wieder

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