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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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hinstaubenden Flasche Rothschild Mouton ins Arbeitszimmer zurückgezogen, aus dem sie nicht mehr aufgetaucht waren; jedenfalls nicht, solange sich Katrin und Tinchen über Gott und die Welt unterhalten und nebenbei im Fernsehen ein mindestens vier Jahrzehnte altes Rührstück mit einem noch sehr jugendlichen James Steward verfolgt hatten. »Die haben sich überhaupt nicht an den Roman gehalten«, hatte Katrin hinterher gesagt, »aber auch das hat nichts genützt!«
    Nein, Tinchen hatte keine Ahnung, wann Florian ins Bett gekommen war. Jetzt jedenfalls lag er noch drin, schnarchte nicht gerade leise vor sich hin und würde das vermutlich noch eine ganze Weile lang tun. Wo, zum Donnerwetter, war der Kaffee? Nacheinander öffnete sie sämtliche Schränke, und je länger sie erfolglos suchte, desto lauter knallte sie die Türen wieder zu.
    »Guten Morgen, Tante Tina, suchst du was Bestimmtes?«
    Erschrocken drehte sie sich um. »Ach, du bist es bloß«, murmelte sie und bückte sich, um unter der Spüle zwischen Kalklöser, flüssiger Seife und speziellem, garantiert schadstofffreiem Wandkachelglanzmittel nach der verschwundenen Kaffeedose zu suchen.
    »Wen hast du denn erwartet?« wollte Björn wissen, »etwa Sean Connery?«
    »Bloß nicht, dem könnte ich ja nicht mal 'ne Tasse Kaffee anbieten! Hier isser nämlich auch nicht.« Sie wollte sich aufrichten und stieß mit dem Kopf gegen die Kante. »Auaaaa!«
    »Wenn du mir sagst, wonach du suchst, könnte ich dir vielleicht helfen.«
    »Kaffee, Aspirin, Alka Selzer, Eisbeutel!« Stöhnend sank sie auf einen Stuhl.
    »In dieser Reihenfolge?« vergewisserte sich Björn, bevor er in den Wintergarten lief und gleich darauf mit einer Kaffeekanne zurückkam. »Wie willst du ihn? Schwarz oder ohne Milch und Zucker?«
    »Im Moment bin ich für Kalauer nicht empfänglich. Tiefschwarz natürlich!« Dankbar nahm sie den dampfenden Becher entgegen. »Wieso bist du denn schon auf? Ich kann mich nicht erinnern, daß Tobias an einem Sonntag jemals vor mir aufgestanden wäre.«
    »Ich gehöre eben zur aussterbenden Spezies der Morgenmenschen. Wo finde ich Aspirin? Und glaubst du wirklich, du brauchst einen Eisbeutel? Man sieht doch gar keine Beule.«
    »In der Plastikdose neben dem Mikrowellengeschirr«, beantwortete sie die erste Frage, »Gummibänder steht drauf, sind aber keine mehr drin, bloß noch Heftpflaster, Tiefkühletiketten und Aspirin, und auf den Eisbeutel muß ich sowieso verzichten, weil ich nicht weiß, wo Florian den neulich hingepackt hat. Aber ich glaube, es geht auch ohne. Vielleicht wird es besser, wenn ich eine Kleinigkeit gegessen habe. Irgendwo muß noch eine angebrochene Packung Knäckebrot sein.« Sie schob den Stuhl zurück.
    »Na, wenn du sowieso schon aufstehst, dann kannst du auch die paar Schritte bis in den Wintergarten gehen, da gibt's nämlich frische Brötchen.« Einladend hielt Björn die Tür auf.
    Sie traute ihren Augen nicht. Auf dem liebevoll für fünf Personen gedeckten Tisch standen nicht nur ein Korb mit verschiedenen Brötchensorten, sondern auch ein Krug mit frisch gepreßtem Orangensaft, diverse Marmeladen sowie eine Aufschnittplatte. »Da drin sind die Eier«, erklärte Björn die beiden gefütterten Küchenhandschuhe, die neben dem Honigglas lagen, »ich habe nichts anderes zum Warmhalten gefunden. Soll ich dir frischen Kaffee eingießen?«
    Stumm hielt sie ihm die Tasse hin, immer noch den Tisch musternd, dann endlich fand sie die Sprache wieder. »Wo, um alles in der Welt, hast du die Brötchen her?«
    »Weihnachten ist vorbei, Tante Tina, heute ist ein ganz normaler Sonntag, und sogar wir im Sauerland haben schon was von ›Sonntagsbrötchen‹ gehört. Bloß gekriegt haben wir keine.« Er reichte ihr den Brotkorb. »Allerdings war ich mir nicht sicher, ob es in eurer elitären Gegend überhaupt noch ein Bäcker nötig hat, auch sonntags zu backen, aber versuchen wollte ich es. Da habe ich mir die beiden Kids geschnappt …«
    »Welche Kids? Tim und Tanja sind doch gar nicht mehr da.«
    Lächelnd schüttelte Björn den Kopf. »Du stehst aber noch mächtig neben der Kappe, Tante Tina. Matthias und Michael natürlich! Was glaubst du denn, wer heute früh kurz nach sechs angefangen hat zu nerven? Ich bin zwar ein sogenannter Frühaufsteher, aber doch nicht mitten in der Nacht!«
    »Armer Kerl«, bedauerte ihn Tinchen und meinte es sogar ehrlich, »und anstatt die beiden Monster auf den Mond zu schießen oder wenigstens ins Klo zu sperren,

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