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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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wollen.
    »Nun, das schon«, sagte la Comtesse freundlich. »Seine Komplimente sind ehrlich gemeint. Doch wäre es närrisch, mehr aus ihnen herauszuhören, als ihr Klang hergibt. Denn schließlich weiß niemand, wer er eigentlich ist. Es ist ein erniedrigender Gedanke, dass Beauvrai vielleicht Recht hat und der Mann sich doch noch als Scharlatan erweist.«
    Madelaine nippte mit entrücktem Blick an ihrem Tee. »Aber er ist ein Comte. Das sagen alle.«
    »Ah ja.« Ihre Tante nickte nachsichtig. »Aber das ist so, weil er es sagt, und er hat das Benehmen und die Juwelen, um diesen Anspruch zu untermauern. Du musst dir nur einmal seine Kutsche ansehen – die Vollkommenheit schlechthin! Und seine Lakaien tragen goldene Litzen auf ihren tabakfarbenen Livreen. Ich habe Saint-Germain die gleiche Weste noch nicht zweimal tragen sehen, und die meisten bestanden aus bestickter Seide. Wer immer er auch ist, ganz offensichtlich ist er märchenhaft reich. Als ich seine mit Diamanten besetzten Schuhschnallen zum ersten Mal sah, musste ich blinzeln.« Sie aß das letzte Stück ihrer Orange. »Erfreue dich unbedingt an seiner Aufmerksamkeit. Es bringt dir großen Nutzen, in seiner Begleitung gesehen zu werden, denn zur Zeit ist er das Gespräch der Gesellschaft. Doch gebe nicht zu viel darauf, wenn er mit dir tanzt.«
    Madelaine zog einen Schmollmund. »Also gut. Aber es ist eine Schande, dass ein so prächtiger Mann ein Betrüger sein soll.«
    »Ich sagte nicht, dass er einer ist – nur, dass er einer sein könnte. Allerdings«, fuhr sie nach kurzem Zögern fort, »benennt er gar niemanden als seinen Verwandten, und das ist sonderbar. Jeder muss doch eine Familie haben.«
    Madelaine runzelte die Stirn. »Niemanden?«
    »Niemanden«, verkündete ihre Tante. »Und, meine Liebe, er ist ein sehr reicher Mann. Reiche Männer haben immer Verwandte.« Sie zupfte an der Leinenserviette in ihrem Schoß. »Nun ist er natürlich kein Franzose, aber man sollte denken, dass irgendjemand irgendwo mit seiner Familie zusammengetroffen wäre. Doch so weit ich weiß, ist das nicht der Fall.«
    »Woher kommt er?« Madelaine goss sich neuen Tee ein und bot la Comtesse davon an.
    »Nein, vielen Dank, meine Liebe. Ich kann Tee nicht ausstehen.« Sie wandte sich wieder dem Thema zu. »Das ist auch so etwas, das niemand zu wissen scheint. Er ist schon überall gewesen, so viel ist sicher. Seine Sprachkenntnisse setzen uns alle in Erstaunen – er beherrscht Russisch und Arabisch ebenso wie sämtliche europäischen Zungen. Einige meinen, dass er ein Seefahrer oder ein Kaufmann sei.« Wieder hielt sie inne; der Fall verwirrte sie immer noch. »Das mag natürlich sein, doch verwette ich meine Augen und meine größten Edelsteine, dass er sein Benehmen nicht auf dem Deck eines Schiffes erworben hat.«
    »Ich hörte, wie La Noisse sagte, dass sie ihm ihre Diamanten gab und er sie wachsen ließ.«
    Madelaine zeichnete mit dem Finger ein kompliziertes Muster auf der Tischdecke nach.
    »Das habe ich auch gehört. Und ich habe die Diamanten gesehen, die ganz entschieden größer geworden sind. Er hätte natürlich ihre kleineren Steine nehmen und ihr dafür größere geben können, aber ich begreife nicht, warum er das tun sollte. Was hätte er davon?« Sie schüttelte den Kopf; diese unlösbaren Probleme strapazierten ihre Geduld. Sie zog sich vom Tisch zurück und sagte: »Ich will heute Nachmittag ausfahren, wenn du dich mir anschließen möchtest. Und heute Abend gibt la Duchesse de Lyon ihre Fete.«
    Madelaine sah in den warmen Sonnenschein hinaus. »Wenn Ihr meine Gesellschaft wünscht. Schade, dass ich meine Stute nicht mitgebracht habe. Ich gestehe, dass ich das Reiten vermisse.« Ihre traurige Miene schien nicht allein vom Gedanken an ihre Stute her zu rühren.
    »Du kannst dir ein Pferd mieten, wenn du willst.« Claudia d'Argenlac
    hatte für das Reiten nichts übrig, und dass ihre Nichte es zur Sprache brachte, verstörte sie. »Ich vermute, wenn man auf dem Land aufwächst...«
    »Ich bin überall geritten, Tante. Ich fühlte mich so frei, wenn Chanèe mit dem Wind um die Wette lief und ich mich mit aller Kraft an ihr festhielt.« Bei dieser Erinnerung hellte sich ihr Gesicht etwas auf.
    »Ach herrje, ich hoffe doch sehr, dass du nicht gleichermaßen durch die Straßen von Paris reiten willst!« La Comtesse zeigte sich in diesem Augenblick sehr bestürzt; doch dann dachte sie darüber nach. »Ich werde meinen Stallknecht beauftragen, dass er sich

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