Hotel Transylvania
Größe zusammengerafft. Von seiner Rubinnadel abgesehen trug er keinen Schmuck. Er zog sich die schwarzen Florentiner Handschuhe von den kleinen Händen und runzelte nachdenklich die Stirn.
Sogleich schien er sich wieder zu besinnen. »Drei Tage bin ich fort gewesen, Sattin«, sagte er auf Englisch. »Ich bin auf das Angenehmste überrascht, zu sehen, was Ihr geleistet habt. Es gereicht Euch allen zum hohen Verdienst. Ihr dürft sicher sein, dass meine Dankbarkeit sich in einer Weise zeigen wird, die Euch nützlich ist.«
»Danke, Hoheit.« Sattin verneigte sich, dann stockte er. »Ich frage mich, Hoheit, solltet Ihr Euch noch nicht bezüglich des Ausdrucks Eurer Dankbarkeit festgelegt haben, ob ich es wagen darf, Euch eine Bitte vorzutragen.«
Saint-Germains schmale Augenbrauen hoben sich fragend. »Fahrt fort.«
»Es geht um den Athanor, Hoheit. Für die Erzeugung der Edelsteine brauchen wir einen von neuerer Art, einen, der stärker ist und größere Hitze verträgt. Gewiss«, fügte er rasch hinzu, »dieser ist wohl geraten, aber für die Aufgabe ist er nicht geeignet.«
»Ich weiß«, sagte Saint-Germain knapp. »Nun gut, Sattin, ich werde darüber nachdenken.« Er wandte sich von dem hageren englischen Zauberer ab und richtete auf Spanisch das Wort an Domingo y Roxas. »Die Arbeit ist ausgezeichnet und zeugt von präzisen Überlegungen. Wie viel davon habt Ihr getan, mein Freund?«
Offenbar verwirrt durch diese Vertraulichkeit begann der kleine Spanier zu stottern. »Ich ... wir ... Meine Sorer und ich ... Wir führten Eure Anweisungen aus, Hoheit. Wir beteten bei jedem Arbeitsschritt und berechneten den Einfluss des Himmels, damit das Werk gelinge.«
»Bewundernswert«, sagte Saint-Germain in sardonischem Ton. »Ihr und Madame Lairrez und Sattin. Wer noch?«
Domingo y Roxas verneigte sich tief. »Wir stehen Euch ganz zur Verfügung, Prinz Ragoczy.«
»Ich verstehe. Und Cielbleu?«, fragte Saint-Germain leise.
»Sein Zustand hat sich nicht verbessert. Der Wundarzt hat ihn aufgesucht und gesagt, dass er nichts tun kann.« Seine Handbewegung entsprang gleichermaßen Frustration und Verzweiflung. »Was weiß denn schon ein Wundarzt? Er hat Messer zum Aufschneiden des Leibes, und wenn der Patient stirbt, hat er mannigfaltige Gründe, warum nicht er es war, der den Tod herbeiführte.«
»Es ist ein Jammer.« Saint-Germain sprach nun Französisch mit seinem leichten piemontesischen Akzent. »Ich bin bereit, ihn durch andere Ärzte behandeln zu lassen, wenn das Euer Wunsch ist. Allerdings bezweifle ich, dass sie ihm viel Gutes tun können.«
Mme. Lairrez nickte. »Das denke ich auch. Es ist nicht sein Leib, der leidet, sondern sein Verstand.« Sie starrte auf ihre Hände. »Wie Ihr schon sagtet, Hoheit, es ist ein Jammer.«
In Saint-Germains Stimme schwang grimmige Erheiterung. »Ich sehe, dass wir einander einigermaßen verstehen, Madame.«
Hercule hatte sich abseits gehalten. Auf seinen groben Zügen stand Verwirrung, als er nun dazwischenging. »Ihr seid der Prinz Ragoczy, von dem sie dauernd reden!«
Die Anschuldigung brachte nicht einmal ein Härchen von Saint-Germain aus der Ruhe. »Unter anderem, ja. Ich entstamme einem sehr alten Geschlecht.«
»Ich ... ich wollte nicht ...«, stammelte Hercule, erschrocken ob seiner Verwegenheit.
»Diesen Titel verwende ich im Allgemeinen nicht.« Saint-Germain gab sich gelassen wie stets. »Aber in einigen Kreisen haftet mir im Zusammenhang damit ein gewisser Ruf an.«
Hercule, nunmehr vollends erschüttert, wandte den Blick von den aufmerksamen spöttischen Augen seines Herren. »Natürlich stelle ich nicht in Frage ...«
»Natürlich tust du das. Und du verdienst meine Antwort. Ich entstamme einem alten karpathischen Haus. Im Laufe der Jahrhunderte haben meine Blutsverwandten vielerlei Titel geführt und sich mit den höchsten Familien verbündet.« Er lächelte etwas traurig, als sich Erinnerungen regten. »Ich glaube, einer der Orsini-Päpste gehörte zu uns. Und in meiner Familie waren einige angehende Caesaren. Aber das war vor langer Zeit.« Eine qualvolle Erinnerung an das Florenz der Medici durchzuckte ihn, aber er schwieg davon.
Zwei von den Zauberern zeigten sich offenkundig beeindruckt von Saint-Germains Aufzählung seiner adeligen Verdienste, Mme. Lairrez war es jedoch nicht. »Eine illustre Familie ist etwas, auf das man stolz sein kann«, räumte sie widerwillig ein. »Doch muss man sich die Achtung verdienen, die ihren Angehörigen zuteil
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