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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Rheins. Aber
diese beiden sahen nicht so aus, als hätten sie etwas gegen eine Deutsche,
sondern eigentlich genau so, wie sich Iris immer ein spießiges deutsches
Ehepaar jenseits der vierzig vorgestellt hatte. Nur dass sie auf Demos gingen.
Obwohl, vielleicht war auch das inzwischen schon ein Stück Spießertum. Manchmal
erschien es ihr, als sei der Protestbürger dabei, zu einem Bestandteil der
Alltagskultur zu werden.
    Während Iris auf ihrer Bank vor sich hin sinnierte, zufrieden kaute
und hin und wieder einen Schluck Kaffee nahm, füllte sich der Platz immer mehr.
Es mussten bereits Tausende sein. Jetzt zogen auch die Demonstranten ein, die
über Würenlingen gekommen waren. Wirklich, es waren alle Generationen dabei,
wie der alte Forstweiler gesagt hatte. Manche sahen aus, als wären sie schon in
den Achtundsechzigern auf die Straße gegangen, um gegen den Kapitalismus, die
verkrusteten Strukturen und die Seilschaften zu kämpfen, die die
Entnazifizierung unbeschadet überstanden hatten.
    »Ah mini Schöne, do bisch! Ich han dich g’suecht! Dr Felix hät
g’sait, dass du do bisch.«
    Sie fuhr herum. »Viktor, was machst du denn hier? Bist du nicht mehr
bei der Aargauer Kantonspolizei?«
    Er grinste. »Doch, doch, scho. Sie hän bi derre Soko Wächter alle gno, die sie hän finde kchönne.
Selbscht mich. Un so bin i do. Guet siehsch us. Un? G’fallt dir dini neui
Uffgab?«
    »Du weißt Bescheid? Das wundert mich aber. Sie machen doch ein
Mordsgeheimnis draus. So viel zu ›undercover‹. Wenn das so weitergeht, stelle
ich mich doch am besten gleich vorne ans Mikro und informiere auch den Rest der
Welt. Diese Idioten.«
    »Nai, nai. Offiziell weiß i nix. Mach dir kchaine Sorge. Ich bin sozusage
dein Schweizer Felix. Wenn du ebbes hörsch, was uns betrifft, denn kchasches
mir sage. Un – meinsch nit, mir solltet jetzt endlich es Bier trinke? Du
hesches versproche. Vor Johre. Ach, mini Schöni, du bisch halt scho so aine.«
    Was sollte das jetzt wieder? Über diese Phase waren sie doch längst
hinaus.
    »Viktor, hör auf zu balzen, grüß lieber deine Frau von mir. Wie geht
es dir denn so als junger Ehemann?«
    Er zuckte die Schultern und schaute betont betreten. »S’isch halt
so, wenn ich dich seh, dann überkchunnts mi. Waisch, der Schmerz des ewig
Abgewiesenen.«
    Sie musste schallend lachen und schaute vielsagend an ihm herunter.
»Ja, vor lauter Liebeskummer bist du schon richtig abgemagert. Obwohl. Ich
glaube, das liegt eher an den ehelichen Pflichten, was?«
    »Bisch mengisch a ganz schöne Hex. Do, zur Versöhnig, magsch a
Abihäberli?«
    »Nein, danke, so früh am Morgen brauch ich keinen Verdauungsschnaps.
Obwohl, du als mein ›Verbindungsoffizier‹ zu den Schweizer Behörden, das kann
einer Frau auf den Magen schlagen. Aber ich sehe schon, die grenzenlose
Zusammenarbeit klappt. Weißt du was Neues? Habt wenigstens ihr schon was
gefunden?«
    Er wurde ernst und schüttelte den Kopf. »Mir hän die Überwachung am AKW Leibstadt und do in Beznau verstärkt. Stell dir
bloß mal vor, der Meiler goht ind Luft. ‘s wär a Kataschtroph.«
    Sie stöhnte auf. »Lieber nicht. Wenn wir von Fukushima ausgehen,
wäre dann im Umkreis von mindestens dreißig Kilometern auf Tausende von Jahren
alles verseucht, bei uns sogar noch eher als bei euch in der Schweiz.
Jedenfalls bläst der Fricktäler hin und wieder ziemlich kräftig in unsere
Richtung. Der könnte die Strontium-Partikel leicht bis in den Hotzenwald tragen –
Rickenbach, Todtmoos, vielleicht sogar St. Blasien. Alles verseucht. Auch
die Städte und Dörfer im Rheintal zwischen Weil am Rhein und Klettgau und bei
euch der Aargau und das Fricktal wären betroffen, ebenso die Kantone
Basel-Stadt und Basel-Land, womöglich sogar die Flughäfen Basel-Mühlhausen und
Zürich.«
    Sie schwiegen eine Weile. Iris fragte sich, wie lange sie Viktor
schon kannte? Jahre. Er war oft ihr Ansprechpartner gewesen, wenn ihre
Ermittlungen sie in die Schweiz geführt hatten und keine Zeit für Vorschriften
und Behördenwege gewesen war. Also praktisch immer. Nun, wenigstens diese
Probleme hatte sie jetzt nicht mehr.
    »Und du, mini Schöne, häsch du öbbis Neus?«
    »Nein, bisher nichts. Du kannst das Anbaggern nicht lassen, was?«
    »Gseiht so us.« Er grinste breit, um gleich darauf wieder ernst zu
werden. »Do isch no was. ‘s isch nit offiziell. Du kchönntescht mir helfe.«
    Sie schaute ihn erstaunt an. »Und wie?«
    »Siesch du die beiden Männer da

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