House of Night 7. Verbrannt
direkt anzuschauen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie musste das so schnell wie möglich beenden, bevor die Finsternis die anderen noch stärker in den Griff bekam, als es jetzt schon der Fall war.
Statt Nicole zu antworten, holte Stevie Rae tief Luft, reinigte sich innerlich und sprach: »Erde, komm zu mir!«, als sie spürte, wie sich der Boden unter ihren Füßen und die bauchigen Wände zu erwärmen begannen.
»Wie üblich verstehst du mich mal wieder total falsch, Nicole. Ich will dir nich vorschreiben, was du zu tun hast.« Sie sprach in ruhigem, vernünftigem Ton. Nicoles aufgerissene Augen verrieten ihr, dass diese vermutlich den grünen Schimmer bemerkt hatte, der Stevie Rae schon vorhin im House of Night umgeben hatte. Sie hob die Hände, um noch mehr von der satten, lebenssprühenden Energie an sich zu ziehen. »Ich geb euch die Wahl, und dann müsst ihr die Folgen dafür tragen, wie ihr euch entschieden habt. So wie wir alle.«
»Wie wär’s damit, dass du dich entscheidest, deine Warmduscher einzupacken und wieder zurück ins House of Night zu tuckern, zu dem Rest von diesen sabbernden Idioten ohne Rückgrat, die sich Vampyre schimpfen.«
Dallas stellte sich dicht neben Stevie Rae. »Mit dem Warmduscher irrst du dich bei mir gewaltig, das weißt du.«
»Bei mir auch«, grollte Johnny B einen Schritt hinter ihnen.
»Nicole, hab ich dich nie besonders gemocht. Hab ich schon immer gedacht, dass du ernster Fall von Arsch-als-Gehirn bist. Jetzt ich bin sicher«, sagte Kramisha und stellte sich auf Stevie Raes andere Seite. »Und mag ich nicht, wie du mit unsere Hohepriesterin redest.«
»Glaubst du, mich stört’s, was du magst oder nicht magst, Kramisha? Und meine Hohepriesterin ist sie nicht!«, schrie Nicole so heftig, dass ihr weißer Speichel aus dem Mund sprühte.
»Igitt.« Venus schüttelte sich. »Wollt ihr euch das mit dem Böse-Sein nicht nochmal überlegen? Es macht furchtbar hässlich, in jeder Hinsicht.«
»Macht zu haben, ist nicht hässlich. Und ich habe Macht«, versetzte Nicole.
Stevie Rae musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass die Finsternis, die aus der Decke der Küche sickerte, dichter geworden war.
»Okay, es reicht. Ich seh schon, mit euch kann man nich reden, also muss gehandelt werden. Hier ist eure Wahl – und die muss jeder von euch für sich selber treffen.« Stevie Rae blickte an Nicole vorbei in die Küche, ließ den Blick über jedes der scharlachroten Augenpaare schweifen und hoffte gegen jede Wahrscheinlichkeit, wenigstens einen oder zwei zu erreichen. »Ihr könnt euch hier und jetzt dem Licht zuwenden. Damit würdet ihr das Gute und den Weg der Göttin wählen und könntet mit uns zusammenwohnen. Wir gehen am Montag wieder im House of Night in die Schule, aber wohnen werden wir hier, in
unseren
Tunneln, unter der Erde, wo wir uns wohl fühlen. Ihr könnt aber auch weiter auf der Seite der Finsternis bleiben.« Stevie Rae bemerkte, wie Nicole ein kleiner Ruck der Überraschung durchfuhr, als sie es beim Namen nannte. »Ja, ich weiß einiges über die Finsternis. Und ich kann euch sagen, wer sich mit ihr einlässt, egal wie, macht ’nen Riesenfehler. Aber wenn ihr euch für sie entscheidet, dann müsst ihr von hier verschwinden, jeder von euch, und ihr dürft nie wieder zurückkommen.«
»Dazu kriegst du uns nie!«, sagte Kurtis.
»Oh doch.« Sie hob die Hände und ballte sie zu glühenden Fäusten. »Und ihr habt’s nich nur mit mir zu tun. Lenobia wird dem Hohen Rat von euch erzählen. Dann wird euch ganz offiziell der Zutritt zu jedem House of Night der Welt versagt.«
»Hey, Nicole«, rief Kramisha plötzlich, »hat ja Venus schon erwähnt – siehst ’n bisschen ungut aus. Wie geht’s dir eigentlich?« Dann wandte sie sich noch lauter an die Kids hinter Nicole. »Wie viele von euch haben Husten und fühlen sich scheiße? Habt ihr jetzt schon ’ne ganze Weile keinen Vampyr mehr bei euch, was?«
»Achdu
liebe
güte, wie konnte ich das vergessen!«, sagte Stevie Rae zu Kramisha. Dann drehte sie sich wieder zu den Kids in der Küche um. »Wie viele von euch wollen schon wieder sterben?«
»Scheint, als wären rote Jungvampyre auch nur Jungvampyre, genau wie die anderen«, meinte Dallas.
»Ja, kann sein, dass ihr sterbt, auch wenn um euch rum Vampyre sind«, fuhr Johnny B fort.
»Aber wenn
keine
Vampyre da, dann sterbt ihr ganz sicher«, schloss Kramisha ziemlich selbstzufrieden. »Aber seid ihr ja schon mal gestorben und wisst, wie sich
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