House of Night 7. Verbrannt
Ich hab, äh, hier angehalten, damit du mich einholen kannst. Ich hab dich vermisst.«
»Du bist schnell, Zo. Ich bin dir so schnell nachgekommen, wie es ging.« Er hakte ihren Arm bei sich ein. Sie fühlte sich erschreckend kalt an. »Wie geht’s dir, Baby?«
»Ich weiß nicht. Ich fühl mich irgendwie komisch. Schwindelig und gleichzeitig schwer. Weißt du, was mit mir los ist, Heath?«
»Ja, Baby.« Er hielt an, ohne ihren Arm loszulassen, so dass sie auch anhalten musste. »Deine Seele ist zerschmettert, Zo. Wir sind in der Anderwelt. Weißt du noch?«
Ihre großen dunklen Augen richteten sich auf ihn, und einen Augenblick lang sah sie fast so aus wie immer. »Oh ja, jetzt fällt’s mir wieder ein, und ich sag dir, ich hasse diesen Bockmist!«
Ihm stiegen Tränen in die Augen, und ihr Anblick verschwamm, aber er blinzelte kräftig und lächelte. »Ja. Verdammter Mist. Aber ich weiß, wie wir das wieder hinkriegen.«
»Wirklich? Das ist toll, aber, äh, darf ich vielleicht weiterlaufen, während du das machst, weil, ich fühl mich nicht so gut, wenn ich still stehe.«
Heath ließ sie nicht los. Er legte ihr die Hände fest auf die Schultern, zwang sie, weiter stehenzubleiben und ihm in die Augen zu sehen.
»Du musst die Teile deiner Seele wieder zu dir holen und dann in die echte Welt in deinen Körper zurückkehren. Das bist du deinen Freunden schuldig. Und Stark. Und deiner Grandma und, Zo – mir auch.«
Zoey zuckte ein bisschen, aber er erkannte, dass sie sich große Mühe gab, still zu halten.
»Nicht ohne dich, Heath. Ich will nicht ohne dich in die echte Welt zurück.«
»Ich weiß, Baby«, sagte er leise. »Aber manchmal muss man was tun, was man nicht will. Wie ich in diesem Moment – ich will dich nicht verlassen, aber für mich ist es an der Zeit, weiterzuziehen.«
Ihre Augen weiteten sich, und sie hob die Hände und legte sie über seine. »Du darfst nicht gehen, Heath! Wenn du gehst, sterbe ich.«
»Nein, Baby. Im Gegenteil. Du wirst dich wieder zusammenfinden und leben.«
»Nein! Nein! Nein! Da darfst nicht gehen.« Sie fing an zu weinen. »Ohne dich halt ich’s hier nicht aus!«
»Genau das versuch ich dir gerade zu erklären, Zo. Ohne mich wirst du wieder dahin zurückgehen, wohin du gehörst, und aufhören, dich in dieses jämmerliche Geisterding zu verwandeln.«
»Okay, nein. Nein. Ich werd mich wieder zusammenfinden. Aber du musst hierbleiben, Heath. Bleib bei mir. Ich werd wieder ganz, ich versprech’s.«
Er hatte gewusst, dass es so kommen würde, daher hatte er die Antwort schon parat, aber was er sagen musste, brach ihm trotzdem das Herz. »Es geht nicht nur um dich, Zo. Sondern auch um mich. Es ist Zeit für mich, in ein anderes Reich überzugehen.«
»Was soll das heißen? Ich versteh nicht, Heath«, schluchzte sie.
»Ich weiß, Baby. Ich versteh’s auch nicht so recht, aber ich kann’s spüren«, sagte er wahrheitsgemäß. Und während er weitersprach, kamen ihm die richtigen Worte, und mit ihnen kam ein Friede, der sich über Heath legte, sein wehes Herz tröstete und ihm ungeachtet alles anderen das Gefühl gab, den richtigen Weg zu gehen. »Ich bin zu früh gestorben. Ich will mein Leben, Zo. Ich will meine Chance.«
»Ich – es tut mir leid, Heath. Ich bin schuld, und ich kann dir dein Leben nicht zurückgeben.«
»Das kann niemand, Zo. Aber ich hab die Chance, einen neuen Versuch zu wagen. Allerdings nicht, wenn ich mit dir hierbleibe. Wenn ich das tue, werde ich nie gelebt haben, und du auch nicht.«
Zoey hatte aufgehört zu schluchzen, aber noch immer rannen ihr Tränen aus den Augen, perlten ihr über die Wangen und tropften herunter, als stünde sie in einem Sommerregen.
»Ich kann nicht. Ich kann nicht ohne dich weitermachen.«
Heath schüttelte sie sanft und zwang sich zu lächeln. »Doch, kannst du. Wenn ich das kann, kannst du das auch. Denn du weißt, dass du klüger und stärker bist als ich, Zo. Das warst du schon immer.«
»Nein, Heath«, flüsterte sie.
»Bitte, denk immer an eines, Zo. Es ist ganz wichtig, und es wird dir klarer werden, wenn du wieder komplett bist. Ich werde von hier weggehen und eine zweite Chance bekommen, zu leben. Und du wirst eine mächtige Hohepriesterin werden. Das heißt, du wirst Tausende und Abertausende von Jahren leben.
Ich werde dich wiederfinden.
Selbst wenn es hundert oder mehr Jahre dauern sollte. Ich verspreche dir, Zoey Redbird, eines Tages werden wir wieder zusammen sein.« Und er zog sie in die
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