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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Sekunde später war ich eingeschlafen.
     
    Als ich erwachte, saß Eduard schon auf dem geschlossenen Sarg. Vivian schälte sich gerade aus ihrem Schlafsack.
    »Guten Abend, die Damen«, sagte er, ganz Reiseleiter. »Wünsche wohl geruht zu haben. Wohlan, die Reise kann beginnen.« Er gab mir ein durchsichtiges Plastiksäckchen mit einer dunkelroten Flüssigkeit. »Du musst hungrig sein«, sagte er.
    Tatsächlich, mir knurrte der Magen. »Was ist das?«
    »Wunderbares Tierblut!«, sagte Eduard. Er erklärte uns, dass man nicht ständig Menschen beißen könne, weil das viel zu auffällig wäre, und deshalb das Ernährungsministerium Ersatznahrung für alle Bürger der Republik zur Verfügung stellen würde. »Ich weiß, dass es lange nicht so
gut schmeckt wie frisches Menschenblut«, sagte er verlegen, »aber es sättigt.«
    Die Vorstellung von Tierblut zum Abendessen erschien mir erstaunlicherweise überhaupt nicht abwegig. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass ich vor meinem Eintritt in das Vampirdasein hauptsächlich von Slim Fast und anderem Hardcore-Diätkram gelebt hatte und es also gewohnt war, mich völlig pervers zu ernähren. »Und wie macht man das?«, fragte ich.
    »Nun, man kann entweder reinbeißen wie in einen Hals oder diesen Strohhalm verwenden.« An der Seite des Beutels klebte tatsächlich eine Papierhülle mit einem Strohhalm darin, den man in ein vorgestanztes Loch stecken konnte wie bei einer Capri-Sonne. Das fand ich putzig. Die beiden beobachteten mich, wie ich probierte. Es schmeckte erst süß, dann salzig und hinterließ einen leicht metallischen Geschmack.
    »Und?«, fragte Vivian.
    »Ist okay. Willst du mal probieren?«
    Vivian nippte. Dann schüttelte sie sich. »Igitt, kein Vergleich zu richtigem Blut!« Sie tat wie ein alter Hase, dabei hatte sie auch erst eine Kostprobe gehabt.
    »Ja, im Vergleich zu mir schmeckt eben alles andere schal«, sagte ich würdevoll und schlürfte meinen Drink bis auf den letzten Tropfen aus. Ich fand zwar auch, dass irgendwas fehlte, aber meine Geschmacksnerven waren zum Glück durch jahrelangen Konsum von Cola light und anderen Süßstoffbomben abgestumpft.
    »Wie wäre es mit der ersten Lektion in Vampirismus?«, fragte Eduard, nachdem wir losgefahren waren.

    »Und die wäre?«, fragte Vivian.
    »Mythologie und Wahrheit.«
    »Dann schieß mal los!«
    »Während der Homo sapiens die Existenz von Vampiren als Aberglaube abklassifiziert«, dozierte er, »reichen in Wahrheit die Anfänge bis weit ins …«
    »Wie viel Kalorien hat Blut eigentlich?«, platzte ich dazwischen.
    »Nun, das entzieht sich leider meiner Kenntnis«, antwortete Ede pikiert.
    »Ernährt man sich wirklich nur noch davon?«, fragte Vivian.
    »Ja«, seufzte er, »denn feste Nahrung können wir nicht mehr verdauen. Aber das Thema Physiologie des Vampirs steht eigentlich erst später auf dem Stundenpl…«
    »Wie jetzt?«, rief ich. »Darf ich keine Schokolade mehr essen?«
    Eduard stöhnte. »Das liegt in jedermanns eigenem Ermessen.«
    »Aber wenn man sie nicht verdauen kann, dann nimmt man auch nicht davon zu«, stellte Vivian fest.
    »Oh Mann!«, jubelte ich. »Das ist ja wohl das Allerbeste, was ich jemals gehört habe! Ich werde Schokolade fressen bis zum Abwinken! Wisst ihr, wie lange ich kein Hanuta mehr gegessen habe? Und Toffifee? Und Trauben-Nuss-Schokol…«
    Eduard schob mit Schwung eine Kassette in das Autoradio, es machte klack, und plötzlich dröhnte schrecklich kitschige Musik durch die Fahrerkabine. Vivian und ich warfen uns einen entsetzten Blick zu. Eduard hörte
Operetten! Und so fuhren wir über die nächtliche Autobahn und versuchten, das unerträgliche Getriller einer hysterischen Hofschranze, die sich über ihren untreuen Ehemann beklagte, auszublenden. Irgendwann gegen drei Uhr früh bogen wir auf eine kurvige Landstraße ein, die uns über Hügel und durch Wälder immer weiter von der Zivilisation entfernte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, nur begleitet von den völlig unlustigen Klängen von Die lustige Witwe und anderen Werken, die einem zwanzigjährigen Partymädchen gehörig in den Ohren scheppern, steuerte Eduard den Wagen in einen schmalen Waldweg. Schließlich rollten wir durch ein Eisentor auf ein stattliches, efeuumranktes Herrenhaus zu. »Willkommen auf Gut Strigoi!«, sagte Eduard.
     
    Eine zierliche weißhaarige Frau in eleganter schwarzer Marlene-Hose und gleichfarbigem Rollkragenpullover kam uns in der Eingangshalle entgegen.
    »Mutter!«

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